Thema: Globus

Lokschuppen Leipziger Bahnhof

Stadtrat entscheidet über Globus SB-Markt – Zustimmung gilt als sicher

Die Mehrheit für Globus im Stadtrat ist offenbar perfekt. Mit einer umfangreichen Offerte an Vereine und Künstler und der Zusage einer Millioneninvestition in den Denkmalschutz ist es den Investoren gelungen, eine ausreichende Anzahl an Stadträten für sich zu gewinnen.

Nach der CDU hat heute die FDP erklärt, dass alle 9 Mitglieder der Fraktion dafür stimmen werden. „Das Angebot darf sich Dresden nicht entgehen lassen“, erklärte Fraktionschef Holger Zastrow. Es handele sich „um eine viele Millionen Euro schwere Investition, die sich einem schlimmen städtebaulichen Schandfleck mit einem überzeugenden Konzept zu widmet und dabei industriekulturell wertvolle Bausubstanz sichert“, erläutert Zastrow die Gründe für die Zustimmung.

Sicher sind im Stadtrat 34 Ja-Stimmen für Globus. CDU und FDP haben zusammen 33 Stimmen, mindestens eine Ja-Stimme vom Bündnis Freie Bürger kommt hinzu. Die Fraktion die Linke ist gespalten. Nach Informationen aus Fraktionskreisen könnten vier der zwölf Mitglieder mit Ja abstimmen. Die anderen würden mit Nein oder Enthaltung stimmen. Fraktionsvorsitzender André Schollbach erklärte, dass „die Stadträtinnen und Stadträte der Linken mehrheitlich mit „Nein“ stimmen bzw. sich enthalten“. Hintergrund ist die Zusage von Globus, dass neben dem SB-Markt auf dem Areal umfangreiche Kulturaktivitäten unterstützt werden. Das habe wohl einen Teil der Fraktion überzeugt. Ein entsprechendes Konzept hat die Initiative „Gleis 1 – Die Kulturlandschaft im Leipziger Bahnhof“ vorgelegt. Globus hat angeboten, dass Gleis 1 „die Fläche auf Dauer kulturell und wirtschaftlich ausfüllen“ könne, heißt es in der Gleis 1-Konzeption.

Mit Nein wollen die zwanzig Stadträte von Bündnis 90/Die Grünen  (11) und SPD (9). Das Stimmverhalten der beiden fraktionslosen Stadträte fällt dann nicht mehr ins Gewicht.

gleis 1

Hoffen auf Zukunft: Karolin Töpfer, Danilo Hommel und Dirk Schneider (r.) von Gleis 1. Foto: W. Schenk

Gleis 1 ist der Name für eine Künstlergemeinschaft, die seit August 2013 im ehemaligen Empfangsgebäude auf dem Areal Leipziger Bahnhof ihr Domizil hat. Maler, Grafiker, Bildhauer, Theaterplastiker, Stadtführer und eine Siebdruckwerkstatt finden sich hier. „Wir hatten Glück. In Dresden verschwinden die Kreativzentren ersatzlos und die Kreativen landen auf der Straße“, sagt Dirk Schneider, Sprecher der Gemeinschaft. Der ehemalige Eigentümer des Grundstücks hatte das Empfangsgebäude für zwei Jahre zur Zwischennutzung vermietet.

Karolin Töpfer ist Mieterin von einem halben Atelier. Die Ergotherapeutin bereitet sich mit ihrer Malerei hier auf ein Kunststudium vor. Gerade arbeitet sie an einem Projekt über Freiräume in Dresden, das vom Kulturbüro Dresden gefördert wird. Auch Danilo Hommel, Veranstalter von Nightwalk Dresden, nutzt ein Büro und plant hier seine Stadtführungen – zum Beispiel den dreistündigen Street-Art-Rundgang. „Das ist eine der letzten Flächen in Dresden, die für Künstler und Kulturleute zu haben ist“, meint Hommel. Mit Globus, so Schneider, könnte jetzt eine dauerhafte Lösung für junge Kreative aus Kunst und Kunsthandwerk entstehen. Auch das Bandprojekt Leipziger Bahnhof hätte so eine Zukunft. Für sechs Gebäude und die geöffneten Bahnbögen hat Gleis 1 ein Nutzungskonzept vorgelegt.

Peter Pfeiffer, Koordinator des Netzwerkes Dresden Industriekultur. Foto: W. Schenk

Peter Pfeiffer, Koordinator des Netzwerkes Dresden Industriekultur. Foto: W. Schenk

An einem Konzept für die Nutzung der historischen Gebäude am Leipziger Bahnhof arbeitet seit langem das Netzwerk Dresden Industriekultur. Inzwischen arbeitet man eng mit den Globus-Investoren zusammen. „Wir haben eine Vielzahl von Gruppen, Initiativen und Firmen angesprochen und wollen das Areal für ein buntes Leben öffnen“, sagte Peter Pfeiffer, Koordinator des Netzwerkes. Das Nutzungskonzept für die Bahnbögen und historischen Gebäude sieht unter anderem einen Modellbahnshop, historische Gastronomie, ein Zentrum für die Nachwuchsgewinnung im Bereich Schienenfahrzeuge und Zulieferindustrie,  Kleinstwohnungen und Räume für Vereinsarbeit vor. Integriert in das Konzept ist auch eine Gedenkstätte, die sich mit der Deportation jüdischer Bürger von diesem Bahnhof aus im Dritten Reich beschäftigt. Das Netzwerk hat bereits mit vielen Vereinen und Firmen gesprochen und Zusagen eingeholt. Wenn das Konzept Wirklichkeit wird, so Pfeiffer, entstehen hier zusammen mit den vielen Partnern mehr als 50 Arbeitsplätze.

Wenn Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) morgen die Tagesordnungspunkte 11 und 12 aufruft, wird es voraussichtlich voll auf der Gästetribüne im Kulturrathaus. Befürworter und Gegner des Globus-Projektes haben sich angekündigt. Tagesordnungspunkt 11 behandelt den Vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 6007 und Tagesordnungspunkt 12 die Änderung des Flächennutzungsplanes für das Areal am Alten Leipziger Bahnhof. Bisher ist dort großflächiger Einzelnhandel nicht erlaubt.