Zeit gewonnen, Kraftstoff gespart, weniger Kohlendioxyd an die Luft abgegeben und überraschend viele Radfahrer – das sind Ergebnisse einer heute vorgestellten Verkehrsanalyse nach einem Jahr Leben mit der Waldschlösschenbrücke. Dabei hat ein Team unter Leitung von Verkehrsexperten Werner Schnabel die Daten von mehr als einhundert Messfahrten und den Dauerzählstellen vom April 2014 mit den Daten vom September 2012 verglichen. Vier Messstrecken entlang der meistbefahrenen Stadtrouten wurden dafür ausgewertet – zum Beispiel die Verbindung zwischen den Kreuzungen Königsbrücker Straße/Strauffenbergallee und Schandauer Straße/Altenberger Straße oder zwischen Bautzner Straße/Fischhausstraße und Comeniusplatz.
Die Einspareffekte bei Zeit, Kraftstoff und Umweltbelastung ergeben sich vor allem aus den kürzeren Wegen für die Autofahrer. 2.000 Stunden pro Tag betrage der Zeitgewinn, gerechnet auf die gemessenen Autofahrer im Normalverkehr an Werktagen. Der Kraftstoffverbrauch sinke um 3.000 Liter am Tag oder 750.000 im Jahr. Damit verbunden ist eine Reduzierung des Ausstosses von Kohlendioxyd um 7,1 Tonnen am Tag oder 1.800 Tonnen jährlich.
Schnabel, der früher als Professor an der TU Dresden lehrte, widerlegte Prophezeiungnen, nach denen sich der Schwerlastverkehr auf der Nord-Süd-Verbindung einen Weg durch die Stadt suchen werde, um Maut zu sparen. Die Autobahnumfahrung A4/A17 hat sich als wesentlich schneller und wirtschaftlicher erwiesen. In Spitzenzeiten, so Schnabel, verlängert sich die Fahrzeit von 20 auf etwa 45 Minuten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Lastkraftwagen sinkt von 83 auf deutlich unter 50 Stundenkilometer bei einer Streckenlänge von 27,5 Kilometern auf der Autobahn und rund 20 Kilometern quer durch die Stadt.
- 35.000 – 1. Tag nach der Brückeneinweihung
- 25.000 – werktags, 2013 bis Februar 2014
- 27.000 – März 2014 bis zur halbseitigen Sperrung der Albertbrücke im Mai 2014
- 32.000 – während der halbseitigen Sperrung
- 35.500 – seit Ferienende bis Mitte September , Vollsperrung der Albertbrücke
Seit der Vollsperrung der Albertbrücke nutzen pro Tag etwa 35.500 Autos die Waldschlösschenbrücke. Entlastet hat die neue Elbbrücke auch ihre Nachbarn flussaufwärts und abwärts. Während auf der Carolabrücke jetzt täglich 5.000 Autos weniger unterwegs sind, reduzierte sich die Nutzung am Blauen Wunder um 3.000 Autos.
Trotz des Rückgangs werde sich an der angespannten Verkehrssituation am Körnerplatz und am Schillerplatz auf lange Zeit nicht viel ändern. Die von Schnabel ins Spiel gebrachte Überlegung, einen mittleren Fahrstreifen auf dem Blauen Wunder richtungsabhängig je nach Verkehrsaufkommen freizugeben, fand bei Baubürgermeister Jörn Marx und Reinhard Koettnitz, Chef der Straßen- und Tiefbauamtes, keine Zustimmung. Die Verkehrssituation ist sehr schwierig, sagte Koettnitz. Besonders kompliziert sei eine Lösung für die Radfahrer.
Auf der Waldschlösschenbrücke dagegen ist die Zahl der Radfahrer überraschend hoch. „Hier ist eine schnelle Verbindung zwischen Johannstadt und Radeberger Vorstadt entstanden. Diese werde werktags von 3.500 Radfahrern täglich genutzt, sagte Marx und verwies gleichzeitig auf die Rekordzahl von 87.200 Radfahrern im Juli.
Schnabel äußerte Zweifel daran, dass die Prognosen für die künftige Nutzung der Waldschlösschenbrücke mit bis zu 45.000 Autos pro Tag eintreffen werden. Dies hänge maßgeblich davon ab, wie sich die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie im Norden Dresden entwickelt, sagte er.
Für die SPD-Stadtratsfraktion fordert der verkehrspolitische Sprecher Axel Bergmann, dass der Ausbau der Stauffenbergallee West jetzt schnell entschieden werden muss. Eine Vorlage dazu wurde von der Verwaltung schon 2013 in Aussicht gestellt, stecke dort aber seit Monaten fest, weil man sich offenbar nicht zwischen zweispurigem und vierspurigem Ausbau entscheiden könne. „Ich fordere den Baubürgermeister und die Verwaltungsspitze dazu auf, die Vorlage jetzt einfach mit beiden Varianten dem Stadtrat zur Entscheidung vorzulegen, damit es endlich weitergehen kann“, sagte Bergmann und verwies darauf, dass die Mittel für die Planung bereits im Haushalt verankert seien.
Auch Franz-Josef Fischer, FDP/FB-Fraktionsvize, fordert eine schnelle Sanierung der Stauffenbergallee West zwischen Königsbrücker Straße und Radeburger Straße. „Diese alte DDR-Holperpiste muss zur Vollendung des Verkehrszuges Waldschlößchenbrücke endlich fertig gestellt werden. Nur wenn der gesamte Verkehrszug fertiggestellt ist, kann eine wirklich vollständige Vorher-Nachher-Betrachtung durchgeführt werden“, sagte Fischer.
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