Thema: Asyl in Dresden

Tharandter Straße 8

Asylheim in Tharandter Straße wird bis Ende der Woche belegt

Etwa 500 Anwohner und interessierte Bürger kamen gestern zum „Tag der offenen Tür im Übergangswohnheim“ in die Tharandter Straße. Es ist das erste Objekt aus der Liste der Asylunterkünfte, die seit ihrer Präsentation im Herbst 2014 für viel Aufregung, Debatten und Proteste gesorgt hat. Ende Oktober hatte Sozialbürgermeister Martin Seidel sein Konzept für die Unterbringung von mehr als 4.000 Asylbewerbern und Flüchtlingen in der Stadt vorgelegt. Die Reaktionen in den Ortsteilen reichten von bitterbösen Protesten in Leuben, Laubegast oder Klotzsche bis zu Angeboten für zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten wie in der Neustadt.

Tharandter Straße 8

Auch Alexander Bigga und Maria Heydel vom Netzwerk „Willkommen in Löbtau“ haben sich umgeschaut. Foto: C. Trache

Bis Ende kommender Woche werden nun die ersten 40 Bewohner in das umgebaute Bürogebäude einziehen – es sind junge Männer aus Somalia, Eritrea, Tunesien und Libyen, erklärt Sozialamtsleiterin Susanne Cordts. Sozialarbeiter des Sächsischen Umschulungs- und Fortbildungswerkes werden für die Asylbewerber da sein, ein Wachschutz für die Nacht und ein Hausleiter, der tagsüber da ist, kümmern sich um alles andere. Volker Bühring, Regionalleiter von Human Care, die bis zum Ende der ordentlichen Ausschreibung als Betreiber auftreten, meint, dass das Gebäude zweckmäßig sei und eine gute Ausstattung hat. Zudem sei der Standort günstig gelegen – Nahverkehr, Geschäfte aber auch Möglichkeiten, um mit Anwohnern in Kontakt zu kommen, zählen für ihn dazu.

Das Gesetz regelt, dass pro Person sechs Quadratmeter zur Verfügung stehen müssen, drei Dreibettzimmer teilen sich jeweils zwei Bäder mit Toilette und Dusche und eine offene Küche. Fernseher und Radio gibt es nicht. In der Küche gibt es keine Abzugshauben über den Herden, Hängeschränke für das Geschirr fehlen auch. Eine Grundausstattung mit Geschirr, Besteck, Töpfen und Handtüchern ist vorhanden.

Das Fazit des Netzwerkes „Willkommen in Löbtau“ klingt nach dem Tag der offenen Tür durchwachsen. „Ohne Privatsphäre und Gemeinschaftsräume sind die Startbedingungen nicht optimal. Das Sozialamt muss an dieser Stelle andere Angebote im Stadtteil schaffen, beispielsweise ein Begegnungszentrum.“, sagte Netzwerk-Sprecher Frederik Kuschewski. Und er schildert eine weitere Beobachtung.  “Es war richtig, dass das Sozialamt mit diesem Tag eine Informations- und Kommunikationsplattform geboten hat. Vor Ort waren viele Bürger und Bürgerinnen, die sich für Geflüchtete engagieren wollen und teilweise sehr kontrovers mit Skeptikern diskutiert haben“.

Das Netzwerk selbst engagiert sich für ein offenes Klima zum Thema Asylbewerber und Flüchtlinge in Löbtau und Naußlitz. Rund 350 Interessierte waren in dieser Woche einer Einladung zu einer Podiumsdiskussion in die Hoffnungskirche gefolgt. Am 18. Februar bieten die Netzwerker beim nächsten Treffen die Möglichkeit, sich über Hilfsangebote für die Flüchtlinge zu informieren und selbst aktiv zu werden.