Klotzsche Biogasanlage 0301

Dresden verwertet kompletten Bioabfall künftig in eigener Anlage in Klotzsche

Ein einzige Großstadt in Sachsen verwertet Dresden künftig alle Bioabfälle durch Vergärung. Die 24.000 Tonnen Bioabfall pro Jahr werden zu Biogas vergoren und in Strom und Wärme umgewandelt. Die Vergärungsreste werden zu Kompost weiter verarbeitet. Das neue Kompostwerk und die Vergärungsanlage der Kompotec Kompostierung  GmbH wurden heute in Klotzsche eingeweiht.

Klotzsche Biogasanlage 0301 anlieferung

Keine Außenlagerung. Erst in der Anlieferungshalle wird der Bioabfall abgeladen. Foto: W. Schenk

Auf dem Gelände einer ehemaligen Flugzeugteilelagerhalle entstand in nur sieben Monaten Bauzeit die komplett neue Anlage. Den Auftrag der Stadt für die Bioverwertung hatte das Dresdner Unternehmen O. Edwin Vockert in einer Ausschreibung gewonnen. Das Familienunternehmen ist seit mehr als 90 Jahren als Entsorgungsfachbetrieb in Dresden ansässig und kümmert sich seit 2008 um die Bioabfälle der Stadt. „Der Kontakt zur Firmengruppe Eggersmann, die die Anlage gebaut hat, wurde auf einer Messe hergestellt“, erzählt Vockert-Seniorchefin Isa Höhne. Die Eggersmann-Firmentochter Kompotec wird die Anlage nun betreiben. Fünf Beschäftigte reichen dafür aus. Während Betriebschef Uwe Schäfer gerade erst nach Dresden gezogen ist, wurden die anderen vier Mitarbeiter in Dresden und Umgebung gewonnen.

Mit einer Kapazität von 31.000 Kubikmetern Bioabfall pro Jahr gebe es noch Reserven, erklärte Eggersmann-Geschäftsführer Karlgünter Eggersmann heute. So könnten die umliegenden Landkreise ihre Abfälle hier ebenfalls verarbeiten lassen. Mit einem Verbund von spezialisierten Firmen kann die Gruppe den gesamten Verwertungsprozess mit Know How begleiten und entsprechende Anlagen planen und bauen, betonte Eggersmann. „In Klotzsche haben wir eine komplett eingekapselte Anlage hingestellt. Durch die vollständige Erfassung der Abluft aus der Vergärung und der Verrottung gibt es im Umfeld keine Geruchsbelästigung“, meinte er. Außerhalb der modernen Anlage gebe es auch keine Lagerflächen für Abfälle.

Klotzsche Biogasanlage 0301 dusche

Arbeitsschutz: Die Dusche zum Spülen nach Ammoniak-Kontakt. Foto: W. Schenk

Der Bioabfall wird zunächst in mehreren Fermentertunneln über einen Zeitraum von drei Wochen mit einem eigens patentierten Verfahren vergoren. Die entstehenden Biogase werden durch ein angeschlossenes Blockheizkraftwerk zu Strom und Wärme weiterverarbeitet. Die gewonnene Energie wird für die Eigenversorgung eingesetzt und deckt darüber hinaus den Bedarf von 1.300 Haushalten. Das, so Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne), sei neben der Einsparung von fast 3.400 Tonnen CO2 ein wichtiger Beitrag zur Erfüllung der Klimaschutzziele der Stadt.

Die Gärreste werden dann in einer Rottetunnelanlage behandelt und zu Rohkompost verarbeitet. Von den 24.000 Ausgangsmasse bleiben hier etwa 14.000 Tonnen übrig. Damit ist der Zyklus am Standort An der Wetterwarte 21 abgeschlossen. Die Kompostherstellung übernimmt dann das etwa 65 Kilometer entfernte Kompostwerk in Brischko. Damit schließt sich auch der Kreis für den Familienbetrieb der Höhnes. Nach der Anlieferung des Bioabfalls durch die Firma Vockert kümmert sich in Brischko der Junior André Höhne als Geschäftsführer um die Kompostproduktion. In mehreren Stufen werden hier aus dem Rohkompost vor allem Plasteteile und anderen anorganische Bestandteile entfernt. „Neben vielen Plastetüten finden wir auch Kugelschreiberminen oder Wattestäbchen im Bioabfall“, meint Höhne und zeigt sein Unverständnis darüber, wie sorglos oftmals mit der Biotonne umgegangen wird.

Klotzsche Biogasanlage 0301 halle

Das Stahlgerippe an der Straße Zur Wetterwarte 21 soll noch verkleidet werden. Foto: W. Schenk

 

Für Umweltbürgermeisterin Jähnigen ist der neue Standort in Klotzsche neben der Energiegewinnung aus Klärschlamm durch die Stadtentwässerung Dresden „ein weiteres innovatives Projekt“. Es sei wichtig, dass der Dresdner Abfall „direkt bei uns vor Ort verwertet werden kann“, sagte sie.

Die neugebaute Anlage ist von der Straße aus kaum zu sehen. Sie versteckt sich hinter einem noch stehen gebliebenen Stahlbetongerippe einer alten Halle. Die Halle, in der alte verrostete Stahlträger lagern, werde wahrscheinlich noch ringsum verkleidet, meinte Firmenchef Eggersmann. Die Fläche dient als Reserve für einen möglichen Ausbau.

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