Alkohol ist bei den Dresdnern die Problemdroge Nummer eins. Die Hälfte aller Klienten, die sich zum Konsum illegaler Drogen beraten lassen, hat ein Crystal-Problem. Das sind zwei zentrale Daten aus dem erstmals erstellten Dresdner Suchtbericht, der künftig im Abstand von drei Jahren erscheinen soll. „Der Bericht ist die erste Veröffentlichung dieser Art, in der wir alle für die Stadt relevanten Zahlen und Fakten rund um die Themen Sucht, Drogen und Prävention zusammengefasst haben“, erklärt Sozial-Bürgermeister Martin Seidel heute bei der Vorstellung des Berichts.
In dem Bericht werden die Daten der bundesweiten Krankenhausstatistik sowie der sechs Dresdner Suchtberatungs- und Behandlungsstellen ausgewertet, erklärte Dresdens Suchtbeauftragte Kristin Ferse. Aus den Krankenhausaufenthalten von Dresdnern in ganz Deutschland könne man sehr realistisch ablesen, welches Suchtproblem im konkreten Fall die Ursache gewesen sei. „Negativer Spitzenreiter ist hier nach wie vor mit weitem Abstand der Alkohol“, so die Suchtbeauftragte. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen von Dresdnerinnen und Dresdnern mit einer alkoholbezogenen Störung liegt seit Jahren auf hohem Niveau. Im Jahr 2012 waren es 2.361 Einweisungen. Insgesamt rangiert die Landeshauptstadt damit im bundesweiten Mittelfeld. Das Bild wird auch durch die Dresdner Suchtberatungsstellen bestätigt. Rund 53 Prozent aller Klienten kamen wegen eines Alkohol-Problems. „Dass wir uns in den bundesdeutschen Schnitt einordnen, hilft dem Einzelnen kein Stück weiter. Es zeigt lediglich einen gesamtgesellschaftlichen Handlungsbedarf“, betonte Seidel.
Die Hälfte aller Klienten in den Suchtberatungsstellen hat ein Crystal-Problem oder nutzt verschiedene Substanzen gleichzeitig. Dabei registrieren die Berater eine kontinuierliche Zunahme von Crystal-Süchtigen. Wegen Verhaltensstörungen, die von Crystal oder anderen Drogen verursacht wurden, mussten 2012 insgesamt 89 Dresdnerinnen und Dresdner in ein Krankenhaus eingewiesen werden. 385 Einweisungen beruhten auf multiplem Substanzengebrauch. „Damit rangieren diese Diagnosen zwar weit hinter Alkohol, aber die Zahlen steigen kontinuierlich. Darauf mussten wir reagieren. Wir haben deshalb die Personalausstattung um die Stelle einer Suchtbeauftragten verstärkt. Unser Fachkraftschlüssel ist mittlerweile der Beste sachsenweit“, erklärte Seidel. Rund 1,5 Millionen Euro stellt die Stadt in diesem Jahr für Sach- und Personalkosten der Suchtberatungsstellen sowie der Suchtbeauftragten zur Verfügung.
„Das Drogenproblem kann man nicht bekämpfen, man muss sich mit ihm auseinandersetzen“, macht die Suchtbeauftragte klar. Darum sieht sie das größte Defizit in der Haltung zum Suchtproblem in der Familie, in der Schule, beim Feiern im privaten oder öffentlichen Rahmen. Es sei erschreckend, mit welcher Selbstverständlichkeit Schüler in Gesprächen über ihren Alkoholkonsum berichten, sagt Ferse. Sie habe dies selbst nach der Aufführung des Theaterstücks „Absaufen“ erlebt. Das ist ein Projekt, bei dem im vergangnen Jahr zusammen mit der Dresdner Theatergruppe Wortgestiker ein mobiles Theaterstück für die Klassenzimmer entwickelt wurde. Danach setzen sich die Suchtexperten getrennt mit Jungen und Mädchen zusammen und reden über das Thema Alkohol. Ziel sei, das Theaterstück nun an allen Dresdner Schulen für Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse aufzuführen.
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