Ute Sander war wirklich überrascht. „Das ist Dulig?“, fragt sie. Der sieht aber noch jung aus, meint sie über den Mann, der ihr gerade einen trockenen Rosé vom Guldentaler Apostelberg serviert hat. „Da kann ich ja gleich noch über Politik diskutieren“, freut sich die Dresdnerin, die, wie sich dann herausstellt, beim Verein Historischer Neumarkt engagiert ist.
SPD-Landeschef Martin Dulig hat ein weißes Hemd an und eine rote, keine schwarze, Kellnerschürze umgebunden. Das Weinglas auf dem Tablett hat er beim Gang über den unebenen Rasen im Garten nicht mit dem Daumen fixiert. Der Mann hat offenbar Übung beim Servieren. „Ich bin jetzt zum dritten Mal hier im Solidaritäts-Weingarten“, erzählt er. Noch ist Zeit für einen kleinen Plausch, das Elbhangfest läuft sich erst warm. Überall wird noch geschraubt, aufgebaut und eingeräumt.
Kellnern und am Biertresen ausschenken habe ihm schon früher Spaß gemacht. Im Garten von Familie Vogel muss allerdings improvisiert werden. Den Weingarten gibt es nur zum Elbhangfest. Diese Tradition stamme noch aus den Anfängen des Elbhangfestes, erinnert sich der Freizeit-Kellner. Da hieß es noch, macht eure Höfe auf und lasst die Leute rein. So habe es auch sein Freund Christoph Wielepp damals gehalten. Nachmieter Sebastian Vogel hat diese Tradition vor drei Jahren wiederbelebt. Ein Teil des Erlöses aus dem Weingarten geht in Projekte des Ausländerrates, dessen Vorsitzender Vogel ist.
Für Dulig ist das in diesem Jahr natürlich auch Wahlkampf. Er will ihn aber gern unaufdringlich führen. Wer den SPD-Spitzenkandidaten erkennt, kommt mit ihm ins Gespräch. So stellt er sich auch die Aktion mit seinem großen Küchentisch vor. Wir wollen mit dem Tisch an verschiedene Orte ziehen, auf den Marktplatz, ins Freibad oder vor eine Schule und die Leute einladen zum Gespräch, sie aber nicht bedrängen. Der Landtagswahlkampf im Sommer sei für die SPD enorm schwierig. Vor dem Wahltermin am 31. August ist Urlaubszeit. Da müssten die wichtigen Themen vorher gesetzt werden.
Die Verhandlungen von Linken, Grünen und SPD im neu gewählten Dresdner Stadtrat will er nicht kommentieren. „Ich bin kein Dresdner Politiker“, sagt er. Aber es ist klar, wie wichtig die Stadt Dresden für alle sei. In drei der vier größten Städte Sachsens stelle die SPD den Oberbürgermeister. Da gebe es jetzt auch Chancen in Dresden.“Wichtig wird sein, wer mit seinem Kandidaten ein Angebot macht, das nicht nur ein Parteiangebot ist, sondern alle anspricht“, sagt Dulig. Bei den Kommunalwahlen in NRW habe man gerade gesehen, dass CDU und Großstadt nicht zusammenpassen.
Ob das für Dresden auch zutrifft, bleibt abzuwarten. Noch haben weder SPD noch CDU ihre Bewerber benannt. Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) will sich im Herbst erklären. Zu dem Gerücht, die CDU wolle Innenminister Markus Ulbig im kommenden Jahr ins Rennen um Dresdens Oberbürgermeisteramt schicken, sagt Dulig, es reiche nicht aus, Oberbürgermeister von Pirna gewesen zu sein und sehr gute Verwaltungserfahrung zu haben. „Das Lebensgefühl einer Großstadt, zumal einer so vielfältigen wie Dresden, das muss man einfach haben“. Dass Dulig damit auch einen Maßstab für den eigenen Kandidaten und dessen Großstadtflair definiert, bleibt unausgesprochen.
Das weiße Hemd des wahlkämpfenden Freizeitkellners war perfekt gebügelt. Er hat in seiner Wahlkampfbroschüre erwähnt, dass er das Bügeln nicht besonders gut beherrscht. „Weil ich so viele Hemden benutze, bringe ich die jetzt in die Reinigung“, meint er. Die Frau an der Annahme habe ihm angeboten, ihm das Bügeln beizubringen. Da, sagte der SPD-Mann, habe er sich gefreut. „Die Frau kennt meine Broschüre.“
Ute Sander genießt derweil ihren Rosé und freut sich auf das Konzert, das sie später besuchen wird. Die Auswahl aus den vielen Veranstaltungen sei immer sehr schwierig, sagt sie. Frau Sander kannte weder Martin Dulig noch seine Bügelgeschichte. Da ist noch Luft nach oben bis zum 31. August.
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