Ein Drehbuch für einen Tatort in Dresden liegt schon vor. Der Autor hat es direkt an das Landeskriminalamt Sachsen geschickt und um eine fachliche Begutachtung gebeten. Für LKA-Sprecher Tom Bernhardt ist das nicht neu. „Wir bekommen öfter derartige Anfragen. Wenn unsere Experten sich die Zeit nach der Arbeit nehmen, bekommt der Autor auch eine Antwort“, sagt er.
Mit Drehbüchern haben die Kriminalisten in Dresden ohnehin Erfahrung. Sie schreiben selbst welche, erzählt Volker Lange, Abteilungsleiter Spezialkräfte und Spezialeinheiten. Verschiedenste Szenarien werden für die jährliche große Einsatzübung erarbeitet, zum Beispiel für eine Geiselnahme mit Bus. Der wurde am hellichten Tage quer durch Sachsen verfolgt. Darum auch ein Bus, meinte Lange. Autos mit 180 Stundenkilometern zu jagen, wäre zu gefährlich geworden. Auf der Autobahn wurde geübt, wie man mit Einsatzfahrzeugen langsam den fließenden Verkehr hinter dem Bus abbremst, die Entführer sprachen kein Deutsch. Die eingesetzte Verhandlungsgruppe musste entsprechend reagieren. Hubschrauber, Abseilen, Geiseln retten – alles war bei der Übung dabei und musste vorher in einem Szenario aufgeschrieben werden, inklusive der Überraschungsmomente.
Seit der MDR angekündigt hat, einen neuen Sachsen-Tatort zu entwickeln, sind natürlich auch in Dresden die Hoffnungen groß. Die Angebote für das neue Tatort-Format hat der MDR im Mai eingesammelt. Jetzt wird ausgewertet und geprüft. Noch im Sommer, so Sprecherin Susanne Odenthal, werde es eine Entscheidung geben. Ein genauer Termin stehe aber noch nicht fest.
Der Experte für Spezialeinsätze kann sich einen Tatort aus Dresden gut vorstellen. Auch wenn Sachsens Kriminalitätshochburg eindeutig Leipzig ist – Morde, Banden, Rauschgift, da sei Dresden eher die ruhige Residenzstadt. Lange würde sich wünschen, dass die Ermittler genauso international agieren wie die Kriminellen. „Dafür bietet Dresden die besten Voraussetzungen und auch viele Erfahrungen. Ermittler aus Polen und Tschechien würden sehr gut mit ins Boot passen. So wie früher Hänschen bei Schimanski“, meint Lange.
Hans Scherpendeel, genannt Hänschen, war im Tatort aus Duisburg ein ausgeliehener niederländischer Polizist. Neben Christian Thanner, gespielt von Eberhard Feik, wurde Hänschen, gespielt von Chiem van Houweninge, zum zweiten festen Ermittlerkollegen von Schimanski.
Und noch etwas liegt Lange am Herzen. Dresden sollte nicht als Stadt der alten Barockbauten gezeigt werden. Es gäbe genügend andere schöne Kulissen in der Stadt. Diese Meinung teilt auch Johannes Lohmeyer, Vorsitzender des Tourismusverbandes. „Bilder aus Dresden in ganz Europa, das ist beste Werbung“. Dresden habe eine vielseitige Kulisse, wie kaum ein anderer Standort. Lohmeyer hat auch einen Wunschkandidaten für die Hauptrolle. „Holt den Berufspendler Jan Josef Liefers nach Hause zurück“, sagt er.
Ein Tatort aus Dresden kann viel für den Medienstandort Dresden bewirken, meint Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Dresden Marketing GmbH. Wenn es gelinge, ein gutes Umfeld für die Dreharbeiten zu bieten, spreche sich das in der Branche herum. Andere kommen nach. Ignorieren sollte der Tatort dagegen Klischees, bauliche und besonders sprachliche, findet die Marketing-Expertin. So ein Tatort müsste das junge und dynamische Dresden zeigen, die Studenten, die Hightech-Forschung und die dazugehörigen Unternehmen.
Mehr Hightech kann sich LKA-Sprecher Bernhardt auch bei der Ermittlungsarbeit im Film vorstellen. So seien die Kriminalisten in der Lage, von besonders schwierigen Tatorten komplette 3D-Scans anzufertigen. Das ermögliche den Kriminalisten immer wieder neue Recherchen im Tatort, ohne vor Ort zu sein. Entfernungen, Struktur von Blutspritzern oder zum Beispiel die Lage von vielen Splittern nach einem Sprenganschlag könnten so im 3D-Tatortscan noch lange nach der Tat analysiert werden.
„Dresden bietet eine wunderbare Kulisse für viele Filme, gleichzeitig aber auch genug Stoff für Geschichten aus einer Großstadt“, ist Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) überzeugt. Natürlich sieht sie auch den Werbeeffekt im gesamten deutschsprachigen Raum. Orosz ist Krimi-Fan. Bis Kommissar Stubbe in Rente gegangen ist, war natürlich Wolfgang Stumph in Hamburg ihr Favorit, im ZDF. Ansonsten sieht sie auch gern Maria Fürtwängler im Tatort aus Hannover ermitteln. Für einen Tatort aus Dresden wäre Stefanie Stumph als gebürtige Dresdnerin natürlich toll, sagt Orosz. Kurze Pause, Augenzwinkern: An der Seite von George Clooney.
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