Rot, Schwarz, Silber. Das ist keine neue Flagge, sondern die farbliche Ansage der Show „Cabaret im Palais“. Zum „großen Roten“ trägt Miss Evi im Kurländer Palais zunächst ein bisschen schwarzes Netz und ein paar Federn. Etwas später steckt sie in fransigem Schwarz, über dem dunklen Handschuh glänzt ein silberner Ring. Daraufhin kleidet sich die Femme fatale in glänzendes Rot, dann in minimal durchsichtiges Schwarz, kombiniert mit roten Handschuhen, Ohrrringen und Hut – und schließlich in gemustertes Schwarz-Rot.
Nein, „Cabaret im Palais“ ist keine Modenschau, die Verkleidungen von Miss Evi sind zwar ein äußerst attraktiver, aber nicht der wichtigste Teil der Show. Das Wesentliche wird vor allen von Tönen gefüllt, vom bemerkenswerten Stimmumfang Evis, die scheinbar mühelos von hoch zu tief und von jazzig zu bluesig und rockig springen kann, ebenso vom zauberhändigen Pianisten Mister Leu, der – Achtung: Aha-Effekt – mitten im Geschehen auch noch seine supersofte Stimme auspackt. Er schafft es unter anderem, dass Tom Waits „Mathilda“ rein klanglich Elton John begegnet.
Weiterer wesentlicher Teil der Show sind die Ausnahmeartisten Tigris und Isabel. Der eine hantiert erst mit Hula-Hop-Reifen und später mit seinem ganzen Körper. Wer meint, Spagat, Handstand und Pirouette sind nicht zeitgleich von einem Menschen realisierbar, der irrt. Tigris beweist es. Isabel schwingt sich dagegen in luftige Höhen, begleitet von einem rauchigen „Cabaret“-Song. Mittels einer raffinierten Wickeltechnik lässt sie sich immer mal wieder bis kurz über die großzügige Speisetafel fallen.
Stimmlicher und stimmiger Genuss
Die Tafel ist die verlängerte Bühne. An ihr kann natürlich ebenso gespeist werden und zwar sehr gut, schließlich wird zu einer Dinnershow geladen. Und obwohl auch das Essen – etwa Entekeule, Steckrübensuppe und Himbeer-Muffin – nur Beiwerk des Ganzen ist, trägt es doch zum rundum stimmigen Genuss bei.
Allein die mitunter etwas derb ins Programm gedrückte Erotik ist gewöhnungsbedürftig oder besser: reine Geschmackssache. Das gestöhnte musikalische Extra a la Harry-und-Sally scheint nicht für sensible Ohren gemacht. Da hat die „Fever“-Nummer a la Elvis-Presley, bei der sich Mister Leu tastenhämmernd ums Klavier legt und Evi sich dem Instrument förmlich hingibt, deutlich mehr Esprit. Premiere der Weihnachtsshow war vergangenen Freitag, die Aufführungen im Obergeschoss des Kurländer Palais am Tzschirnerplatz gehen bis zum 9. Januar 2016.
>> „Cabaret im Palais“ im Kurländer Palais bis zum 9. Januar 2016
>> Tickets inklusive Menü ab 58,50 Euro (variierend nach Platzkategorie und Wochentag)
>> Telefon: 0351 4219990
>> Carabet im Palais online
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