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„Dauernd jetzt“ große Gefühle beim Grönemeyer-Konzert im Dynamo-Stadion

Das hat dieses Stadion noch nicht erlebt: Tausende Fans singen in Dresden „Bochum, ich komm aus dir“. Vermutlich werden sie nicht daran erinnert werden wollen, wenn die Fußballer aus dem Ruhrpott dann in der neuen Saison ganz sportlich am gleichen Ort bei den Dynamos zu Gast sind, erst recht nicht an das Stück Songtext, was da lautet: „Machst mit ’nem Doppelpass jeden Gegner nass, du und dein VfL“.

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Gibt alles: Grönemeyer live. Foto: Erik Weiss

Klar: Herbert Grönemeyer darf so etwas singen, auch in Dresden. Schließlich gehört die musikalische Liebeserklärung an die Stadt, in der er aufgewachsen ist, ganz fest ins Repertoire jedweden Konzerts. Die große Überschrift am Mai-Montagabend im Dresdner DDV-Stadion aber hieß „Dauernd jetzt“. Das ist der Name der Tour, die das gleichnamige, im November 2014 erschienene, 14. Studioalbum hochhält und, weil sie im vergangenen Sommer erfolgreich über ausverkaufte Bühnen fegte, in diesem Jahr noch mal nachgelegt wurde.

„So ein schönes Land“

Wieder in Dresden. Im Januar vergangenen Jahres hatte Herbert Grönemeyer hier auf dem Neumarkt, zusammen mit anderen Musikern, gegen Fremdenfeindlichkeit angesungen. An diesem Montagabend brauchte es keine großen politischen Statements – lediglich die sympathischen Selbstverständlichkeiten, die ohnehin in vielen Texten mitschwingen: Schließlich ist die Botschaft des Mannes, der irgendwo zwischen einem Grandseigneur der Liedermacher und einem singenden, tanzenden Grubenarbeiter zu sein scheint, seinen Fans so klar gewesen, wie der lau-schöne Frühsommer-Abendhimmel: „Und der Mensch heißt Mensch, weil er irrt und weil er kämpft, und weil er hofft und liebt, weil er mitfühlt und vergibt. Und weil er lacht, und weil er lebt, du fehlst.“

Er habe in seinen 60 Jahren ja so einiges erlebt, befand der Meister der mitunter etwas spröde klingenden Lyrik, „aber noch nie, dass ein Land anfängt, so zu wackeln.“ Wenn man sehe, dass täglich Menschen aufbrechen würden und ihr Leben riskierten, um in dieses Land zu kommen, dann könne man nur dankbar sein, hier zu leben. Und man müsse zeigen, dass dieses Land Menschen Schutz bieten könne. „Es ist allerhand hier zu sein. So ein schönes Land – ganz allgemein“, gab es im Stadion natürlich auch als Herbertsche Vertonung, fast zeitgleich, als ein paar hundert Meter weiter auf dem Altmarkt wieder aufmarschiert und skandiert wurde.

„Zeit, dass sich was dreht“

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Vorn, am Bühnensteg, hatten sich die ganz textsicheren Grönemeyer-Fans versammelt. Foto: Thessa Wolf

Das ganze Wochenende war im Stadion um- und aufgebaut worden für den Mann, der seit Mitte der 1980er Jahre mit seinen selbst getexteten und vertonten Liedern immer wieder in den deutschen Musikcharts landet. Nur mal zum Zahlenschnuppern: Mit über 13 Millionen in Deutschland verkauften Alben ist Herbert Arthur Wiglev Clamor Grönemeyer – so der vollständige Name – auch einer der kommerziell erfolgreichsten zeitgenössischen Musiker. Einer der beliebtesten ist er ohnehin. Er hat nicht nur am vergangenen Montagabend „Flugzeuge im Bauch“ landen lassen, den „Vollmond“ angeheult, damit er ihn ins rechte Licht setzt und „Alkohol zum Sanitäter“ in der Not gekürt. Den „Bochum“ern schenkte er neue Revier-Töne und allen Männern miteinander ihre Hymne aufs angeblich so starke Geschlecht: „Männer sind so verletzlich. Männer sind auf dieser Welt einfach unersätzlich.“

Letzteres wussten auch jene, die sonst ganz anders als singend im Stadion unterwegs sind – einige Dynamospieler und Stadionmitarbeiter tönten von den Rängen: „Wann ist ein Mann ein Mann?“ Das weitaus textsicherere Publikum drängte sich jedoch ganz vorn am Bühnensteg, der wie gehabt genauso betanzt und besungen wurde wie die wechselnd farbenprächtig illuminierte Bühne. Und natürlich hatte die Handy-Taschenlampen-Fraktion ihre spontanen choreografischen Auftritte bei Songs wie „Der Weg“, „Letzter Tag“ oder „Halt mich“.

Um es mal mit Grönemeyers Worten zu sagen: „Lieber Herbert, du hast dieses Stadion mit Gefühlen geflutet, hast Dresdner Verdruss ins Gegenteil verkehrt.“ Knappe drei Stunden lang beglückte er äußerst gut gelaunt und beeindruckend vital seine Fans, die sich nach dem eigentlichen Programm noch eine dreiviertel Zugabe-Stunde ersungen hatten – übrigens mit einem Lied, dass dem angehenden Zweitligisten in diesem Stadion auch in den nächsten Monaten noch besonders gut in den Ohren klingen sollte: „Zeit, dass sich was dreht.“.

 

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