Onkel Franz statt Tante Emma. Auf die Idee muss man erst mal kommen. Markus Wenzel und Martin Wett haben zwei Tage lang mit einer Marketingagentur getüftelt. Dann stand fest, was am Eingang über dem neuen Geschäft an der Bautzener Landstraße Ecke Plattleite stehen soll. Wie beim Tante Emma-Laden wollen sie damit ein Signal senden – wir kennen unsere Kunden, pflegen einen persönlichen Kontakt. Aber Anschreiben lassen – das war früher. Die beiden Ladenbesitzer kennen ihre Erzeuger und Lieferanten. Die meisten von ihnen sogar persönlich. Wenzel und Wett handeln mit Erzeugnissen aus der Region, von sächsischen Höfen.
Bei Onkel Franz sieht es nicht aus wie bei Tante Emma. Das Geschäft ist hell und großzügig eingerichtet. Vor und hinter dem Verkaufstresen ist ausreichend Platz. Alle Produkte sind übersichtlich angeordnet und einladend in Szene gesetzt. Eigentlich hatten sich die beiden Handelsexperten zunächst mit einer Anfrage des Landesbauernverbandes beschäftigt. Dort suchte man jemanden, der die Logistik zwischen Erzeugern und Gastronomie organisiert. „Wir haben schnell festgestellt, dass auf den Höfen viel mehr im Angebot ist, als Gastronomen benötigen“, erklärt Markus Wenzel. Dort wird meist nach Rind oder Wildfleisch gefragt, vielleicht noch nach Gemüse, noch weniger nach Molkereiprodukten. Und die handgemachten Pralinen, der Ziegenkäse, eingemachte Wurst, die selbstgemachten Marmeladen, Apfelsaft von der Sorte Elstar oder Knabberkompositionen vom Nusswerker – zum Beispiel aus Pistazie und Cashew? Fast ein Jahr lang haben sie Erzeuger besucht, Produkte entdeckt und dabei auch Sachsen kennengelernt. Dann stand ihr Entschluss fest: Sie eröffneten ein eigenes Geschäft. Großhändler adé. Die Belieferung von Hotels und Gaststätten behalten sie im Blick, auch wenn jetzt ganz klar die Entwicklung des Ladens im Vordergrund steht.
Zum Beispiel mit einem Treffen von Erzeugern und Kunden. Das soll im Januar starten. Oder Koch-Events, bei denen mit den Produkten im Geschäft gekocht wird. Kochen wird Kai Kochan, der die beiden gut kennt. Er will dabei ganz spontan vorgehen. Aus dem, was gerade da ist, wird gezaubert, meint er.
Während Markus Wenzel über die noch junge Geschichte von Onkel Franz erzählt, steht sein Geschäftspartner Martin Wett hinter dem Tresen und schildert Salami aus. Er hat heute schon ein 400-Kilometer-Tour hinter sich. „Fünfzig Prozent unserer Produkte holen wir selbst bei den Erzeugern ab“, sagt er. Der persönliche Kontakt kommt auch auf den Höfen sehr gut an. Manche Hersteller, die freitags auf dem Sachsenmarkt in der Lingnerallee verkaufen, wollen jetzt mit ihren Produkten auch ständig in Dresden präsent sein und kommen zu uns ins Geschäft, erzählt Wett.
Ob sie ihre Produkte auch online vertreiben werden, ist noch offen. Im Moment beschränkt sich Onkel Franz auf Sachsenkisten in zwei Größen. Auch ein Onlineshop muss gepflegt werden und ist nicht zum Nulltarif zu haben, besonders wenn es um die Bezahlfunktion geht, meint Wenzel. „Aber wir denken darüber nach“, macht er klar.
Seit einem Monat gibt es jetzt Onkel Franz. Und Wett und Wenzel meinen: Das ist eine große Portion Heimat.
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