Wenn Lachen tatsächlich wie gute Medizin wirkt, ist diese Klinik genau das richtige für mögliche graue November-Verstimmungen: „Die Wunderlandklinik 2“ heilt mit Humor. Und zwar mit dem Brachialhumor eines Dieter Beckert, dem Musikalhumor des Peter Till und dem Mimenhumor von Rainer König. Letzterer ist Patient und damit gleichzeitig Versuchskaninchen par excellence in Merlins Wunderland.
Natürlich wird er zu Unrecht festgehalten und selbstverständlich will er dem Ganzen entfliehen. Wie ihm das gelingt und er dann seinerseits Schabernack treibt, füllt einen ganzen Abend – dabei immer balancierend auf dem schmalen Grad der sinnigen Heiterkeit, kurz bevor sie ins Banale kippen könnte.
Doch mit den witzigen Anspielungen auf das Gesundheitswesen, Doppeldeutigkeiten und medizinischer Satire hält Dieter Beckert als Professor Trinkmann, immerhin ein profunder Kenner des hohen Placeboeffekts, das Programm fest in Hand und Stimme. Er macht das nach einem altbewährten Merlin-Rezept: die Gäste zum Lachen bringen und Sympathien einsammeln, dabei bewährte Rhythmen unters Zuschauer-Volk streuen und sie zum Mitsingen animieren. Es ist wie bei einem guten Film, der Kinder und Erwachsene gleichermaßen anspricht: Jeder lacht für sich – und trotzdem mit allen.
Ein Nacktscanner und viele flotte Arrangements
Da ist der originelle Nacktscanner, der Astralkörper wie auch Gerippe zaubern kann. Da ist der feinmolekulare Alkoholzerstäuber, über den man das Hochprozentige einatmen kann. Und da sind Rap und Blues und Rock in flotten Arrangements mit knackigen Texten. Es geht auf der Suche nach der verschwundenen Doktorarbeit bis in den Klinik-Keller und dann, bei der Besetzung einer neuen Arzt-Stelle, bis hinauf zum hübsch inszenierten Größenwahn.
Das wird oft von Geiger Ludek Lerst musikalisch untermalt und vom Krankenpfleger-Duo Schlicht & Kümmerling spaßig begleitet, die besonders charmant in ihrer Rolle als chinesische Wunderheiler agieren. Dabei wird gesungen, was die Stimmbänder hergeben – und das ist bei Dieter Beckert eindrücklich prägnant und bei Twana Rhodes als Oberschwester Monika faszinierend soulig. So wird passenderweise der Queen-Song „We are the Champion“ zu „Ich bin der Chefarzt“, der Gassenhauer „Que sera“ lässt fragen: „Was soll sein, soll sein? Oft trügt uns der schöne Schein. Doch es wird ganz bitter sein, wenn du daran glaubst.“ Natürlich glaubt niemand wirklich an den schönen Schein, in einer Klinik, in der sogar Kopftransplantationen mühelos gelingen. Egal – zum Schluss sind sie jedenfalls alle ganz „Happy, happy, happy.“
„Die Wunderlandklinik 2“ läuft nicht nur in der Vorweihnachtszeit, sondern ist fester Bestandteil des Spielplans 2015/16
>> Restaurant-Theater Merlins Wunderland
>> Tel. 0351/ 421 99 99, Fax 421 99 77
>> Zschonergrundstraße 4, 01157 Dresden
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