Der Mann kann Linien zum Tanzen bringen – und zwar „ganz konkret“. Das ist zumindest der Titel seiner Ausstellung mit großflächigen geometrischen Figuren, Platten mit Farbschichtungen und Bildern, die auf den ersten Blick vor allem mit ihrer Struktur beeindrucken. Am Dienstag wird Karl-Heinz Adler 90 Jahre alt. Noch bis zum 25. Juni ist seine Schau im Albertinum in Dresden zu sehen. Außerdem zeigt die Kustodie der TU Dresden in der Altana Galerie im Görges-Bau bis zum 30. Juni verschiedene Arbeiten und das Museum für Angewandte Kunst Gera bis zum 13. August Werke unter dem Titel „Zeitschichten“.
Doch zurück ins Albertinum: Hier sind die Werke des Künstlers nur noch diese Woche zu sehen. „90 Jahre Leben, 60 Jahre Schaffen – und zu sehen sind nur 21 Werke“, hatte Kurator Matthias Wagner zur Eröffnung der Ausstellung im März erklärt und das Wörtchen nur in imaginäre Anführungszeichen gesetzt. So habe man sehr bewusst ausgewählt, um aus fast jeder Zeit und von den verschiedenen Techniken etwas zu zeigen. Matthias Wagner verwies auf die frühen Beispiele von Farbschichten. „Hinter den Schichtungen öffnet sich immer ein tiefer lebendiger Raum.“
„Was sehen wir? Was ist Illusion?“
Und an dieser Stelle wird das Betrachten zum Kunstgenuss mit Spaß. Denn bei aller geschichteter Farbe, aller verschachtelter Figürlichkeit und linienstarker Geometrie: Das, was da an der Wand lehnt, hängt oder auf dem Boden liegt, ist statisch und dennoch in Bewegung. Irgendwie. Schaut man lange genug drauf, beginnen die Linien zu tanzen, die Quadrate schlagen Bögen und die Dreiecke flirren im Takt. Vielleicht.
„Was sehen wir? Was ist Illusion?“, fragt Karl-Heinz Adler selbst und beschreibt: „Es ist der ewige Prozess von Formung, Zerstörung und Neuformierung.“ Er gehe mit seinen Werken „von der Ordnung zum Chaos“ und „vom Chaos zur Ordnung“. Diese kleine Präsentation sei für Dresden eine Herzensangelegenheit, betont Hilke Wagner, die Direktorin des Albertinums. Karl-Heinz Adler gehöre zu den wichtigsten Vertretern der Konkreten Kunst und die Schau sei eine schöne Möglichkeit, den Jubilar zu würdigen.
Erste Ausstellung mit 55 Jahren
In Plauen hatte sich Karl-Heinz Adler als junger Mann zum Musterzeichner ausbilden lassen, danach an der dortigen Kunstschule studiert. Später schloss er ein Kunststudium in Berlin und Dresden an. 1955 bekam er die Stelle des Oberassistenten am Lehrstuhl für Bauplastik und Aktzeichnen an der Abteilung Architektur der Technischen Hochschule Dresden. Mitte der 1960er Jahre entwickelte Karl-Heinz Adler zusammen mit Friedrich Kracht ein Betonformsteinprogramm – Baukeramik, um die Fassaden von Plattenbauten dekorativ zu gestalten. Er war bereits 55 Jahre alt, als im Herbst 1982 in einer kleinen Dresdner Galerie erstmals einige minimalistisch-konkrete Collagen und serielle Lineaturen von ihm gezeigt wurden. Und erst nach dem gesellschaftlichen Umbruch von 1989 habe die längst überfällige kunstwissenschaftliche Aufarbeitung und die internationale Kontextualisierung von Adlers Werk begonnen, informiert Hilke Wagner. Jetzt ist sie im Albertinum, „ganz konkret“.
>> Karl-Heinz Adler: „Ganz konkret“, bis 25. Juni 2017
>> Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen
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