Der Weg für einen Stadtratsbeschluss zur Sanierung der Königsbrücker Straße ist frei. Mit der Einwohnerversammlung von gestern Abend wurde die letzte, von der Stadtratsmehrheit im November 2013 aufgestellte, Hürde genommen. Die Anfragen und Anregungen der Einwohner müssen von der Stadtverwaltung nun analysiert und beantwortet werden. In der Februarsitzung des Stadtrates könnte dann die gestern präsentierte Variante VII mit entsprechenden Änderungsvorschlägen beraten und beschlossen werden. Danach beginnt das Planfeststellungsverfahren mit seinen gesetzlich vorgeschriebenen Fristen für öffentliche Auslegung und Einwendungen.
Ob es im Stadtrat eine Mehrheit für einen neuen Planungsansatz aufgrund der veränderten Verkehrszahlen gibt, ist nicht klar. Diese Forderung hatten die Bürgerinitiative „Die Königsbrücker muss leben“ und mehrere Redner auf der Einwohnerversammlung gestellt. Etwa 350 bis 400 Anwohner füllten im Kulturrathaus den Saal, die Gänge und die Tribüne bis an die Kapazitätsgrenzen.
Reinhard Koettnitz, Leiter des Straßen-und Tiefbauamtes, stellte gleich zu Beginn der Einwohnerversammlung klar: „Es geht um Variante VII, nicht um VII modifiziert und nicht um V“. Dem Stadtrat lag im November 2013 die Variante VII modifiziert zur Beschlussfassung vor. Koettnitz zeigte in einer viel beachteten Simulation den geplanten Bauabschnitt zwischen Albertplatz und Stauffenbergallee und konnte dabei nach Bedarf die jetzige Version und die geplante Version übereinanderlegen, den Straßenverkehr dazuschalten und auch Fußgängerbewegungen demonstrieren.
Die Simulation zeigte eine durchgehende Fahrspur für den Autoverkehr neben den teilweise überfahrbaren Gleisen. „Die zweite Spur endet immer in einer Abbiegespur“, betonte Koettnitz. Die Variationen zu den Linksabbiegespuren bewegten die Gemüter im Saal wenig. Immer wieder ging es in den Redebeiträgen um die Verkehrsprognosen, die den Ausbauplänen zugrunde liegen. Michael Ton, für die Grünen im Ortsbeirat und Martin Schulte-Wissermann von den Piraten und Sprecher der Bürgerinitiative hatten die Frage noch einmal klar formuliert: Müssen die Planungsunterlagen aufgrund der Verkehrsentwicklung nicht neu überdacht werden? Wann wird noch einmal gemessen, bevor die Entscheidung über 35 Millionen Euro fällt? Planungen stoppen bis zur Neuberechnung des Verkehrsaufkommens! Hier ließ das Publikum in der sonst sehr sachlich geführten Versammlung seinen Emotionen freien Lauf und spendete donnernden Applaus.
Für die Dresdner Verkehrsbetriebe betonte Vorstand Rainer Zieschank den Anspruch an den Ausbau der Königsbrücker: „Wir wollen schnell und staufrei fahren.“ Die Königsbrücker ist eine Stadtstraße und eine wichtige Nord-Süd-Verkehrsader. 19.000 Fahrgäste mit steigender Tendenz würden die Linien 7 und 8 hier nutzen. Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 30 Stundenkilometer sind für ihn nicht akzeptabel. Er räumte ein, dass auch die Verkehrsbetriebe Kompromisse eingegangen seien. „Aber vielleicht bekommen wir in 5 bis 10 Jahren ja einen durchgängigen eigenen Gleiskörper, der dann auch begrünt wird“, eröffnete er seine Vision, wenn der Staßenverkehr weiter abnimmt. Zieschank stellte auch in Aussicht, dass die Lärmbelästigung durch die Straßenbahn nach der Sanierung für die Anwohner deutlich geringer werde.
Viele, zum Teil sehr detaillierte, Fragen und Wünsche, der Anwohner werden in den kommenden Wochen von der Stadtverwaltung schriftlich beantwortet. Ob Verkehrsinseln in der Mitte der Straße insbesondere den Kindern das Überqueren erleichtern können, ob die Ulme vor der Nummer 49 im Wurzelbereich unbeschädigt bleiben wird, ob Schleichverkehr ins Hechtviertel droht, wo die Lieferfahrzeuge beim Beliefern stehen werden, ob Abstellmöglichkeiten für Fahrräder ausreichen, ob man mit dem Kinderanhänger am Fahrrad auf dem Radweg überholen kann oder ob nicht doch einige Ampeln weg könnten.
Die unter Beifall gestellte Forderung, die 66 Gigabyte große Animation online verfügbar zu machen, soll bis Ende Januar umgesetzt werden. Schon vor Beginn der Einwohnerversammlung waren viele Anwohner zur Mahnwache der Bürgerintitative vor das Kulturrathaus gezogen.