leipziger bahnhof

Ferneisenbahn-Jubiläum: Am Leipziger Bahnhof fing alles an

Etwas erschöpft sitzt Peter Pfeifer auf der Bank der Biertischgarnitur in dem weißen Zelt. „Das war jetzt die achtzehnte Führung“, sagt er und nimmt einen Schluck Wasser. Gerade noch schallte seine Stimme über den tristen Platz am alten Leipziger Bahnhof, rief er die interessierten Besucher zur nächsten Führung zusammen. Außer dem verfallenen Bahnhof und dem noch verfalleneren Lokschuppen kann man eigentlich wenig sehen. Auf die alten Gleise und Bahnsteige dürfen die Besucher nicht – da gibt es keine gesicherten Zugänge. Also erzählt der Vorsitzende des Netzwerkes Industriekultur Dresden von den Anfängen der Ferneisenbahn, warum nicht die Magdeburger, sondern Dresdner Kaufleute am Ende die Gleise zwischen Dresden und Leipzig finanzierten. Und er weiß auch manches Detail von der Jungfernfahrt auf der Strecke – kleine Sabotageakte soll es gegeben haben – und dem Schicksal der Saxonia zu berichten. Die Besucher hören interessiert zu. Es sind bei weitem nicht nur Dresdner, sie kommen aus ganz Deutschland – in der letzten Gruppe, so Pfeifer, waren Besucher aus Remscheid und Gelsenkirchen. Alle sind nur wegen des Jubiläums 175 Jahre Ferneisenbahn nach Dresden gekommen.

Eine Rarität bietet der Verein mit seiner kleinen Ausstellung über die Geschichte der Bahnpost. Darüber gibt es sonst nur wenig Informationen, meint Pfeiffer. Zusammengetragen und aufbereitet hat dies hier in liebevoller Kleinarbeit Bernd Ihle vom Netzwerk Industriekultur. Auch er erntet Beifall nach seinen Führungen und Geschichten aus alten Bahnpost-Zeiten.

Ohne das Netzwerk Industriekultur wäre der alte Leipziger Bahnhof wohl in den Feierlichkeiten des Bahnjubiläums nicht vorgekommen. Der Bahn gehört das Gelände schon lange nicht mehr. Sie hat sich bei dem Jubiläum auf die Hauptbahnhöfe in Dresden und Leipzig konzentriert und Sonderfahrten auf der Strecke zwischen beiden Städten mit alten Museumsstücken und dem modernsten ICE veranstaltet. Derzeit wird heftig darüber gestritten, ob auf dem Gelände am alten Leipziger Bahnhof ein großer Globus SB-Markt errichtet werden darf. Noch bis Ende April liegen die Planungsdokumente öffentlich aus. Pfeifer plädiert für den Globus-Markt. Das Unternehmen hat die Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude zugesagt und mit in ihr Konzept aufgenommen.

Neben der Bahn hat sich das Verkehrsmuseum mit einer Sonderausstellung „Deutschland wird mobil“ an den Feierlichkeiten beteiligt. Highlights sind hier sicher die ausgestellten Loks – die Old Coppernob als Leihgabe aus York und der Nachbau der Saxonia, der ersten funktionstüchtigen Dampflokomotive in Deutschland, die auf der Strecke Dresden-Leipzig die Wagen zog.

Auf dem Dresdner Altmarkt organisierte das Netzwerk Industriekultur ein Familienfest unter dem Motto „Mobilität vereint Menschen“. Hier präsentiert sich auch der Schweizer Partner der Jubiläumsfeiern, die Matterhorngotthardbahn. Oldtimertreffen, Dumper-Kurs und Angebote zur Mobilität in der Luft, auf dem Wasser haben heute schon viele Liebhaber gefunden.

Sonntag abend endet die Festwoche. Dann werden auch Peter Pfeifer und seine Mitstreiter vom Netzwerk Industriekultur erst einmal tief durchatmen.

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