Der Stadtrat hat heute einstimmig eine Insolvenz der Betriebsgesellschaft des Eishockeyklubs Dresdner Eislöwen und damit das vorläufige Ende des Profisports verhindert. Die Stadt verzichtet auf bestehende Forderungen gegenüber der GmbH von rund 300.000 Euro. „Sonst hätte ich morgen zum Amtsgericht gehen müssen“, erklärte ein erleichterter Geschäftsführer Holger Schnabel. Erst sein Amtsantritt hatte den Sportausschuss und die Oberbürgermeisterin zu einem Einlenken veranlasst. Ursprünglich sollte der Stadtrat heute über die Liqudierung der Betriebsgesellschaft entscheiden.
„Ich bin kein Heilsbringer“, sagte Schnabel, ein Kenner der Eishockeyszene und mehrjähriger Geschäftsführer beim Klub in Bietigheim. Auf seiner Agenda stehen jetzt die Sponsorensuche und die Formierung einer leistungsstarken Mannschaft. Mit Trainer Thomas Popiesch hätte er einen Experten, „der schon bewiesen hat, dass eine gute Mannschaft mit einem geringen Budget möglich ist“. Popiesch hatte dafür gesorgt, dass Schnabel nach Dresden kommt. 6 bis 7 Spieler seien bereits unter Vertrag, mit 9 wurde noch nicht geredet, sagte Schnabel. Er setze auch auf die Kooperation mit den Eisbären Berlin. Bis zu 5 Spieler könnten von dort nach Dresden kommen. Schnabel zeigte sich nach dem Stadtratsbeschluss zuversichtlich, alle Unterlagen für die Lizenzbeantragung bis 24. Mai einreichen zu können. Er habe Verständnis für die umfangreichen Auflagen, die der Beschluss formuliert und könne damit gut leben. „Ich will verloren gegangenes Vertrauen zurück gewinnen“, sagte Schnabel.
Die Stadträte hatte zuvor in der Diskussion mit den alten Geschäftsführern und Gesellschaftern der Betriebsgesellschaft gnadenlos abgerechnet. Von Vertrauensbruch, Unfähigkeit, mangelnder Kommunikation, Profilierungssucht und Unehrlichkeit war da die Rede. „Wir hätten diese Situation nicht haben müssen“, sagte Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU), die in Vertretung des Sportbürgermeisters den Prozess die letzten Wochen geleitet hatte. Sie wandte sich auch an die vielen anwesenden Fans auf der Tribüne und im benachbarten Besuchersaal und forderte eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit. Die Redner aller Fraktionen betonten, dass sie auch weiterhin niveauvollen Eishockey in Dresden sehen wollen. Anke Wagner von der CDU-Fraktion wurde deutlicher und sagte, dass dieser Beschluss nicht von Euphorie getragen, sondern mit Skepsis begleitet wird. Sie verwies noch einmal auf den erheblichen Vertrauensschaden und auf das hohe Risiko, das mit der Sanierung verbunden sei. „Beweisen Sie, dass der Warnschuss gesessen hat. Und kommen Sie bitte nicht in einem Jahr wieder“, sagte die CDU-Sportpolitikerin.
Als die Oberbürgermeisterin das klare Abstimmungsergebnis verkündete, gab es lauten Jubel auf Tribüne und im Besuchersaal. Die Fans nahmen die Belehrung, dass die Hausordnung Beifallsbekundungen von Besuchern nicht zulasse, gelassen hin und zogen mit Sprechchören „Wir woll’n die Löwen seh’n“ aus dem Kulturrathaus.