Der Erfolg der Alternative für Deutschland bei der Stadtratswahl mit 7 Prozent der Stimmen und fünf Sitzen im neuen Stadtrat war nach den Prognosen zu erwarten. Überraschend war das Maß der Zustimmung zu einer Partei, die für ihre Europakritik bekannt ist, von der aber viele nicht wissen, wofür sie in der Kommunalpolitik steht. Bei der Abstimmung für die Europawahl erhielt die AfD mit 9,5 Prozent noch größere Zustimmung als für den Stadtrat. In 58 der 360 Stimmbezirken erreichten die Europakritiker ein zweistelliges Ergebnis – das beste mit 17,6 Prozent der Stimmen in Schönborn, das zu Wahlkreis 4 gehört. Hier stand für die AfD der Zahnarzt Hans-Joachim Klaudius auf Position 1 der Liste. Unter einem Prozent landete die Partei in keinem Stimmbezirk.
Ganz klare null Prozent in zwei Stimmbezirken gab es für die NPD – in Striesen in der Wittenberger Straße/Ost und in der Leipziger Vorstadt/Unterer Hecht West. Insgesamt haben deutlich weniger Wähler die Rechtsextremisten gewählt. 2009 brachten 21.622 Wähler der NPD 3,66 Prozent der Stimmen ein, am Sonntag erhielt die NPD 18.282 Stimmen und 2,8 Prozent und stellt weiterhin zwei Stadträte. Dresdenweit erzielten die Rechten in neun Stimmbezirken zweistellige Wahlergebnisse. In Gorbitz Süd, Wilsdruffer Ring, waren es 11,6 Prozent – 2009 gab es hier 7,5 Prozent. Die NPD-Hochburg 2009 war Neu-Omsewitz mit 12,24 Prozent der Stimmen – 2014: 10,1 Prozent.
Bei der Bewertung des Wahlergebnisses von Die Linke Dresden muss man die besondere Situation 2009 bedenken. Die Partei war gespalten und sank im Vergleich zu 2004 von 23,78 auf 16,25 Prozent zurück. Immerhin holte sie wieder auf. Statt rund 121.000 Stimmen 2004 waren es 2014 fast 139.000 Stimmen für Die Linke. 38,6 Prozent der Stimmen holte die Partei in ihrem besten Stimmbezirk – Johannstadt Süd/Zöllnertraße.
Den größten Wählerzuwachs in den letzten zehn Jahren verzeichnete Bündnis 90/Die Grünen von 61.675 auf nunmehr 104.144 Stimmen. Das veranlasste CDU-Sprecher Partrick Schreiber heute zu der Einschätzung, dass die Grünen „die Gewinner der Wahl sind“. Ihre Hochburgen haben die Grünen ganz eindeutig in der Äußeren Neustadt. Allerdings kamen sie dieses Jahr nicht mehr auf Stimmenanteile über 50 Prozent. Das war ihnen 2009 immerhin in vier Stimmbezirken gelungen. In den Plattenbaugebieten in Prohlis, Klotzsche und Leuben sind sie schwach geblieben.
Auch die SPD hat in den letzten zehn Jahren klar gewonnen und die Wählerstimmen von 58.845 auf nun 84.649 erhöht. 2009 kamen drei Sitze im Stadtrat dazu, 2014 blieb es bei den elf Sitzen. Die Sympathien für die Sozialdemokraten sind lange nicht so polarisiert wie in den anderen Parteien. Bei der CDU reicht das Spektrum von 5,9 bis 53 Prozent, bei den Grünen von 1,2 bis 45 Prozent. Die SPD bewegt sich zwischen 5 und 21 Prozent in den 360 Stimmbezirken.
Die Piraten verdanken ihren Einzug in den Stadtrat vor allem einer über fast die gesamte Stadt verteilten Zustimmung auf niedrigem, aber konstantem Niveau. In rund 260 Stimmbezirken lagen die Neulinge im Stadtrat über zwei Prozent.
Verblüffend ähnlich sind die Quoten bei den beiden großen Verlierern der Wahl – der FDP und dem Bündnis Freie Bürger. Verteilt über die Stadt schwankt die Zustimmung zwischen 21 und unter einem Prozent. Sie sind in vielen Fällen in den gleichen Stadtgebieten stark oder schwach.
Ob sie wirklich, wie auch die NPD, einen Teil ihrer Wählerschaft an die AfD verloren haben, wird die ausführliche Analyse der Wahl ergeben. Wahlleiterin Ingrid van Kaldenkerken will zusammen mit der Kommunalen Statistik bis Ende Juni alle Zahlen ausgewertet und bewertet haben. Dann wird es voraussichtlich auch detaillierte Auskünfte über Wählerwanderungen zwischen den Parteien geben. Bis dahin kann man sich in den verfügbaren Zahlen der Stadt zum Wahlausgang informieren.
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