Tobias Fried steht mit seinem liebevoll gebastelten und beleuchteten Plakat mitten in der Gruppe der Gegendemonstranten. Auf der anderen Seite des von der Polizei abgesperrten Mittelstreifens auf der St. Petersburger Straße haben sich wieder die Pegida-Anhänger versammelt. „Maria und Joseph hättet ihr auch abgewiesen“, hat Fried auf sein Plakat geschrieben. Gegenüber im Pegida-Zug wird ein Poster hochgehalten: „Klotzsche sagt Nein zum Asylantenheim“. Er möchte die Pegida-Demonstranten darauf aufmerksam machen, sagt Fried, dass sie schon konsequent sein sollten, wenn sie sich auf das Abendland berufen.
Die nach Angaben der Polizei etwa 7.500 Pegida-Demonstranten haben heute Abend ihre Zurückhaltung aufgegeben. Mehrfach prallen in der kalten windigen Abendluft die Sprechchöre aufeinander. Sprechchöre sind nicht zum differenzierten Herangehen geeignet. „Pegida-Faschistenpack, wie haben euch zum Kotzen satt“ oder „Nationalismus raus aus den Köpfen“ rufen die Gegendemonstranten. „Wir sind das Volk“, antworten die Pegida-Anhänger immer wieder.
Auf dem Terrassenufer stehen sich dann beide Demonstrationszüge mehr als eine Stunde gegenüber. Etwa 600 Anhänger der Dresden-Nazifrei-Demonstration haben den Weg zum Theaterplatz in der Nähe der Münzgasse blockiert. Auf der anderen Seite der Münzgasse stehen Tausende Pegida-Anhänger. Kurz hat man das Gefühl, die Situation könne aus dem Ruder laufen, wenn die Pegida-Masse einfach vorrücken. Immerhin haben sie den Sprechchören der Blockierer mehrfach lautstark geantwortet mit „Räumen, räumen“ und „Wir bleiben“. Am Ende folgen sie der Aufforderung ihrer Organisatoren und ziehen sich trotz deutlicher Proteste aus den eigenen Reihen zurück. Die Anhänger, die auf eine Konfrontation aus waren, konnten sich offensichtlich nicht durchsetzen. Der Pegida-Marsch endet wieder am Skaterpark an der Lingnerallee, wo er gestartet war.
Von zeitweise 1.200 Gegendemonstranten sprach die Polizei am Abend. Sie hatten sich bereits 16 Uhr am Bahnhof Neustadt versammelt und waren über die Augustusbrücke bis zum Dr.-Külz-Ring gezogen. Dort versuchten sie den Zugang zur Pegida-Demonstration zu blockieren.
Der Verkehr ruhte zeitweise. Auch der Nahverkehr war stundenweise betroffen. Insgesamt 500 Polizeibeamte waren im Einsatz.