Hofewiese: Holger Zastrow präsentiert Pläne nach Unterschrift unter Kaufvertrag

Das Grundstück Gänsefuß 55 in der Dresdner Heide, besser bekannt unter Hofewiese, ist verkauft. Der Stadtratsausschuss für Allgemeine Verwaltung, Ordnung und Sicherheit hat am Montag ohne Gegenstimmen Holger Zastrow (FDP) den Zuschlag erteilt. Zastrow ist Stadtrat und Chef der FDP/FB-Fraktion. Darum musste sich der Ausschuss mit dem Verkauf befassen. Immerhin anderthalb Jahre hat es vom Ende der Verkaufsausschreibung im Januar 2014 bis zu einer Entscheidung gedauert.

hofewiese flurstück 161
Verkauft wurde das Flurstück 161. Quelle: dresden.de

Das Verkehrswertgutachten aus dem Jahr 2004 weist für den ehemaligen Landgasthof Hofewiese einen Verkehrswert von 1,00 Euro aus. Der Bauzustand der Gebäude, so die Entscheidungsvorlage für den Stadtratsausschuss, habe sich durch den jahrelangen Leerstand sowie den hohen Grundwasserstand gegenüber dem Bewertungsstichtag weiter verschlechtert. Auch der Bodenrichtwert sei gesunken. Auch die Entscheidung, die Straße Gänsefuß als Straße zu entwidmen, habe die Erschließungssituation weiter verschlechtert. Zumindest die danach geplante Entfernung des Asphaltbelages konnte vorerst verhindert werden.

Trotz der schlechten Rahmenbedingungen hatten sich 7 Bieter an der Ausschreibung beteiligt, Zastrow mit 60.000 Euro das Höchstgebot abgegeben. Die genauen Pläne will der Inhaber der Werbeagentur Zastrow+Zastrow erst vorstellen, wenn der Kaufvertrag unterschrieben ist. Darauf hatte er schon vor der Auschussentscheidung mehrfach hingewiesen.

Auch die Ausschuss-Mitglieder von Linke, Grünen und SPD legten Zastrow am Montag keine Steine in den Weg. Noch vor wenigen Wochen hatte der FDP-Politiker an den rot-grün-roten Stadträten keinen guten Faden gelassen, als es um die Wahl der neuen Beigeordneten ging. „Rot-Rot-Grün hat sich ganz offensichtlich von jeglicher Art einer qualifizierten Besetzung verabschiedet“, hatte Zastrow der Kooperation mehrfach vorgehalten und seine Fraktion bei der Wahl des Finanzbürgermeisters mit Hartmut Vorjohann noch einen Gegenkandidaten präsentiert. Inzwischen sind die Beigeordneten gewählt und vereidigt. Mit Eva Jähnigen (Grüne) und Peter Lames (SPD) treten die ersten beiden am Montag ihren Dienst im Rathaus an.

Planstraße B in Langebrück heißt jetzt Bertha-Dißmann-Straße

Vier Planstraßen sind im Langebrücker Wohngebiet „An der Heide“ eingezeichnet – A, C und D haben bereits Namen – Am Braugraben und Am Lärchenholz sind über jeden Zweifel erhaben, wie auch Hugo Hickmann. Hickmann ist 1955 in Langebrück gestorben und auf dem dortigen Friedhof begraben. Er wurde von den Nationalsozialisten im Dritten Reich und später von der SED drangsaliert.

Langebrück Straßenplan
Im Straßenordnungsplan für das Wohngebiet „An der Heide“ fehlt noch ein Name für die Planstraße B. Repro: W. Schenk

Um die Benennung der Planstraße B gibt es Streit. Sie soll Bertha-Dißmann-Straße heißen. Dißmann hat seit 1920 bis zu ihrem Tod 1954 in Langebrück gelebt. Ihr Hauptwerk, den „Ratgeber für Herd und Haus“, erstmals 1912 erschienen, kann man heute noch bei Amazon finden. Sie war laut Wikipedia Vorsteherin der Haushaltsschule der Inneren Mission in Dresden. Derartige Haushaltsschulen „entstanden im Zuge der Frauen- und Reformbewegung und sollten junge Frauen beim Erwerb von Fähigkeiten im Kochen, Backen, Nähen, Handarbeiten und Putzen unterstützen. Dabei stand zunächst die Vorbereitung auf eine künftige Ehe im Vordergrund, später auch die allgemeine Berufsausbildung für Frauen“, so der Verfasser des Wikipedia-Artikels.

Der Streit geht um ihre mögliche Rolle und Haltung während des 1. Weltkriegs und im Dritten Reich. Tilo Wirtz von der Stadtratsfraktion der Linken hat recherchiert und einige Belege für die Staatsnähe der Kochbuchautorin gefunden – 1915 erschien in Dresden ein Flugblatt mit der Losung „Frauen, helft siegen! Winke für die vernünftige Verköstigung im Kriege“. Die Frauen werden als „Mitkämpferin im großen Krieg“ aufgerufen, „äußerste Sparsamkeit walten“ zu lassen. Das Vorwort zu ihrer 1934 erschienenen „Festküche“ unterschrieb sie 1934 „Mit deutschen Gruße“. 1938 zeigte Berta Dißmann, dass sie auch im Dritten Reich der Frau eine wichtige Rolle bei der Erfüllung der Staatsräson zusprach. „Erkenne die unbedingte Notwendigkeit und die unerhörte Größe des zweiten Vierjahresplanes. Habe Vertrauen dazu und glaube an das Gelingen!“ Man kann davon ausgehen, dass Bertha Dißmann wusste, dass der Zweite Vierjahresplan ein Werkzeug Hitlers war, um Armee und Wirtschaft wieder kriegsfähig zu machen. Und dass Hermann Göring als Bevollmächtigter für die Umsetzung des Zweiten Vierjahresplanes direkt von Hitler eingesetzt war.

„Berta Dißmann war eine Nazi-Anhängerin und Nazi-Unterstützerin und keine unpolitische Kochbuchautorin“, resümiert dann auch André Schollbach, Fraktionschef der Linken im Stadtrat. Für die Grünen gibt es eine bessere Alternative zu Bertha Dißmann – Fraktionschefin Christiane Filius-Jehne verwies in der Debatte auf eine Broschüre mit Benennungsvorschlägen, die die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt schon 2007 erarbeitet hat. „Hier gibt es viele, über jeden Zweifel erhabene Frauenpersönlichkeiten“, sagte Filius-Jehne. Eine Straßenbenennung sei eine Ehrung.

Für die CDU sind die Vorwürfe nicht belegt. Sie bleibt bei ihrer Position. Ortsvorsteher Christian Hartmann, der auch der Kreisvorsitzende der Union in Dresden ist, verwies auf das einstimmige Votum im Ortschaftsrat Langebrück – Grüne, Linke, SPD und CDU. Der Namensvorschlag stamme sogar vom Linken-Mitglied Hans-Werner Gebauer, einem Historiker. Hartmann sagte, „Frau Dißmann war ein Kind ihrer Zeit. Ihr eine nationalsozialistische Grundhaltung zu unterstellen ist möglich, aber nicht nötig“. Franz-Josef Fischer von der Fraktion Freie Bürger appellierte an die Stadtratskollegen, den Langebrückern Recht zu geben und „hier keine Schlacht zu veranstalten“.

Die Stadträte votierten in namentlicher Abstimmung für den Antrag, der Planstraße B den Namen Bertha-Dißmann-Straße zu geben – 35 mit Ja, 31 mit Nein. Die Anwohner haben jetzt eine Adresse.

 

 

 

Fichte aus Langebrück wird Striezelmarkt schmücken

Die Fichte von Familie Möbius aus Langebrück hat die Abstimmung über den Striezelmarkt-Baum 2013 mit 2492 Stimmen gewonnen. Insgesamt wurden mehr als 5200 Stimmen abgegeben. „Der Langebrücker Baum wird dem Striezelmarkt besonderen Glanz verleihen“, erklärte der Erste Bürgermeister Dirk Hilbert. „Wir haben uns sehr über das große Engagement der Dresdner gefreut und danken allen, die abgestimmt haben. Besonders herzlich danken wir den über 50 Anbietern, die unserem Aufruf gefolgt sind und ihren Baum zur Verfügung stellen wollten“, so Hilbert weiter.

Noch stehe die etwa 25 Meter hohe und rund 40 Jahre alte Fichte in einem Grundstück in Langebrück. Am Sonnabend, 2. November, soll sie voraussichtlich gefällt und anschließend auf den Altmarkt transportiert werden, kündigt die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung an. Dort werde der Siegerbaum dann von Fachleuten fest und sicher aufgestellt. Vom 27. November bis 24. Dezember wird er den ältesten Weihnachtsmarkt Deutschlands, den 579. Dresdner Striezelmarkt, schmücken.

Es sei nicht nur online abgestimmt worden: „60 Postkarten sind bei uns eingegangen. Für Baum Nr. 3 hat jemand sogar eigens ein Gedicht verfasst“, so Sigrid Förster, Abteilungsleiterin Kommunale Märkte im Amt für Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Dresden. „Wir sind mit der Beteiligung sehr zufrieden“ fuhr sie fort und kündigte für das nächste Jahr eine Wiederholung an.

Die Abstimmung war der Abschluss eines Auswahlprozesses, der im Juni dieses Jahres begann. Mehr als 50 Nadelbäume seien der Landeshauptstadt nach einem Aufruf vorgeschlagen worden. Eine Fachjury hatte eine Vorauswahl von zehn Bäume getroffen und nach einer Besichtigung vor Ort vier Bäume zur Abstimmung gestellt.