Kunstministerin Sabine von Schorlemer hat heute die Trennung vom designierten Semperoper-Intendant Serge Dorny verteidigt. Gleichzeitig kündigte die Ministerin für den Übergang einen künstlerischen Berater für die Oper an. Ende März soll der Spielplan für die Saison 2014/15 vorgestellt werden, kündigte Wolfgang Rothe, kaufmännischer Geschäftsführer der Semperoper an. Auch für die darauffolgende Spielzeit gebe es bereits Planungen. „Das Schiff schlingert nicht“, sagte Rothe. Man sei auf eine Übergangszeit vorbereitet.
Christian Thielemann, Chefdirigent der Staatskapelle, beschrieb die Monate mit Dorny als „allerliebst“ in der ersten Zeit und als „ich konnte es nicht glauben“ in der letzten Zeit. Zunächst habe er den künftigen Intendanten verteidigt. „Man muß einem Neuen Gelegenheit geben, sich zu beweisen“. Als Dorny dann im Januar ganz andere Töne anschlug und entgegen bisheriger Absprachen auch Änderungen des Dirigentenvertrag forderte, war es vorbei mit dem guten Umgang. „Er wollte meinen Vertrag ändern. Das konnte ich nicht zulassen“, stellte Thielemann klar. Genauso deutlich sagte er, dass Dorny fachlich sehr wohl für das Intendantenamt geeignet sei. Aber, so Thielemann, an seiner jetzigen Wirkungsstätte in Lyon „ist der Intendant der Monsieur le President, mit allen Rechten, auch gegenüber dem Orchester“. Das sei in Dresden noch nie so gewesen.
Ministerin, kaufmännischer Direktor, Chefdirigent, Orchesterdirektor Jan Nast und Orchestervorstand Henrik Woll waren sich am Ende einig darüber, dass Dorny eigenmächtig, ohne die erforderliche Kommunikation und soziale Kompetenz gehandelt habe. „Man muss für das Amt des Intendanten nicht nur fachliche Voraussetzungen erfüllen. Es braucht auch Führungsqualitäten“, sagte Ministerin von Schorlemer und fügte hinzu: „Man kann sich auch täuschen“. Mit diesem Satz beantwortete sie Fragen danach, ob man denn vorher über Serge Dorny, sein Auftreten und sein Konzept nicht informiert gewesen sei.
von Schorlemer wies auf der Pressekonferenz Vorwürfe von Dorny zurück, dass es in den Verhandlungen an Transparenz gefehlt habe. „Wir haben Herrn Dorny Passagen aus dem Vertrag von Christian Thielemann vorgelesen. Er hatte außerdem die Möglichkeit, den Vertrag selbst zu lesen“, sagte die Ministerin. Dorny habe jedoch auf weitere Lektüre verzichtet. Außerdem sei Dorny nie allein bei den Gesprächen gewesen, sondern hatte immer einen Anwalt an seiner Seite.
Für den 26. Februar war ein Treffen aller Beteiligten mit Dorny geplant. Für die Vorbereitung darauf sollte Dorny alle aus seiner Sicht noch offenen Fragen auflisten. Statt dessen habe er am 16. Februar eine Mail mit verschiedenen Forderungen wie ein neues Logo, neues Markting und veränderte Programmgestaltung im Konzertbereich an die Ministerin geschickt. Diese Mail war mit einem Antwort-Ultimatum für den 20. Februar verbunden. Sollte es diese Antwort nicht geben, würde er seinerseits den Vertrag kündigen. Auf die Anfrage, das Ultimatum zu verschieben, habe Dorny nicht geantwortet. Die Mail, verbunden mit den Alleingängen von Dorny und dessen schlechten Reden über die Semperoper habe am Ende zu dem Entschluss geführt, die Kündigung auszusprechen. Nicht näher wollte von Schorlemer auf Einzelheiten der letzten persönlichen Begegnung mit Dorny eingehen.
In Sachen Vertrag mit dem Semperopernball-Verein gab Rothe Entwarnung. Er bestätigte, dass der Vertrag fristgemäß vorsorglich gekündigt worden sei. Er werde jetzt mit dem Verein neue Verhandlungen für die Zeit nach 2017 führen, um das Event langfristig zu sichern.
Wie schnell und nach welchem Modus eine Findungskommission für einen neuen Intendanten benannt werde, konnte von Schorlemer heute nicht beantworten, betonte aber: Findungsprozesse seien Geschäft im Kunstministerium. Während Qualität von Staatskapelle und Ballett unumstritten sind, gibt es immer wieder Kritik an den Operninszenierungen. Bei der konzertanten Aufführung der Richard Strauss Oper „Guntram“ herrschte Leere im Saal, nur 800 der 1300 Plätze waren besetzt. Über die Operettenpremiere »Moskau-Tscherjomuschki« schrieb Kritiker Martin Morgenstern: Wer die Premiere besuchte, „musste Dorny zähneknirschend recht geben. Eine peinlichere, kraftlosere, holprigere Vorstellung war kaum denkbar.“
Ob der von der Ministerin avisierte künstlerische Berater hier schon Abhilfe schaffen kann, oder erst ein neuer Intendant, kann wohl derzeit niemand beantworten.
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