Bei der Unterstützung für Flüchtlinge und Asylbewerber durch die Dresdner Einwohner spielen ehrenamtlich organisierte Netzwerke eine immer größere Rolle. Gestern Abend waren mehr als 300 vorwiegend junge Leute der Einladung des Sächsichen Flüchtlingsrates und des Vereins Bürger Courage in die Scheune in der Dresdner Neustadt gefolgt, um sich über Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements zu informieren und auszutauschen.
Frank Bauer, stellvertretender Ortsamtsleiter in der Neustadt und Marco Schmidt vom Sächsischen Flüchtlingsrat sorgten zunächst für umfangreiches Faktenwissen rings um das Thema Asylpolitik. Bauer hat sich schon in seiner Zeit im Dresdner Sozialamt intensiv mit dem Thema beschäftigt und ließ keine Frage unbeantwortet. Man würde sich wünschen, dass er auch mal auf einer Pegida-Veranstaltung für Aufklärung sorgt. Marco Schmidt erläuterte anschaulich den Ablauf des Asylverfahrens und die Möglichkeiten und Grenzen bei der ehrenamtlichen Unterstützung von Flüchtlingen und Asylbewerbern.
>> Infos der Stadtverwaltung zum Thema Asyl
>> Zentrale Kontraktadressen für Hilfe und Engagement
>> Plattform „Dresden für alle“ (noch in Arbeit)
>> Sächsischer Flüchtlingsrat
>> Verein Bürger.Courage
Willkommensfeste und Sportveranstaltungen seien sicher gut, aber der Alltag ist manchmal viel profaner und anstrengender. Das schilderten Julia und Antonia von der Kontaktgruppe Asyl, die in der Johannstadt aktiv sind. Für eine Begleitung beim Arztbesuch oder bei Behördengängen müsse man sich Zeit nehmen. Und entsprechende Geduld, manchmal aber auch Hartnäckigkeit im Umgang mit Ämtern und Bürokratie aufbringen. Oftmals seien es ganz einfache Dinge, die in Gesprächen mit den Neuankömmlingen erklärt werden können.
Es gibt viele ähnliche Aktivitäten wie die Kontaktgruppe Asyl in Dresden – Vereine, lose Gruppen, Plattformen für das Einsammeln von Hilfsangeboten oder einfach nur Spendenangebote. Deren Vernetzung und Integration ist derzeit die größte Herausforderung. Am Ende soll die Unterstützung schließlich bei den Flüchtlingen und Asylbewerbern ankommen, meint Marco Schmidt. Sonst entstehe unnötiger Frust bei denen, die Hilfe anbieten. Die Stadtverwaltung in Dresden sehe das Potential nicht, das hier vorhanden ist, meint Schmidt. Er könne sich gut vorstellen, dass sich die Stadt bei der Koordinierung der vielen Angebote mehr engagiert. Frank Bauer vom Ortsamt Neustadt warnt jedoch. „Ehrenamt kann man nicht durch die Verwaltung organisieren“, sagt er. In der Neustadt zumindest hat sich das Ortsamt aktiv an der Veranstaltung beteiligt und wird, so war es herauszuhören, auch künftig die ehrenamtliche Arbeit mit Flüchtlingen unterstützen. „Aber nicht organisieren“, so Bauer.
Die Veranstaltung war eigentlich als Workshop geplant, meinte Mitorganisator Christian Demuth. Man hatte mit etwa 30 bis 40 Teilnehmern gerechnet. Nun waren es zehn mal so viel. Am Ende fanden sich viele der Teilnehmer in einer der acht Arbeitsgruppen zusammen und beredeten erste Ideen der gemeinsamen Arbeit mit Flüchtlingen.
Demuth und Schmidt kündigten eine Onlineplattform an, auf der sich das Netzwerk mit Kontaktadressen, Mailinglisten, Veranstaltungsangeboten sowie Fragen und Antworten entwickeln soll. Noch ist die Domain www.dresden-fuer-alle.de aber ein Baustellenseite. Das werde sich in etwa einer Woche geändert haben, meinte Demuth. Eine entsprechende Community soll es auch bei Facebook geben.