Die Spaltung der Pediga-Führung hat den Abschwung der Bewegung offenbar erheblich beschleunigt. Statt der angemeldeten 5.000 Teilnehmer erschienen heute nach Polizeiangaben etwa 2.000 Pegida-Anhänger auf dem Neumarkt in Dresden. Der zurückgetretene Vereinschef Lutz Bachmann hat das Zepter offenbar wieder fest in der Hand. Seine Entschuldigung vom 21. Januar über unüberlegte Äußerungen („Dreckspack“, „Viehzeug“, „Gelumpe“ relativierte er heute in der Begrüßungsrede stark, als er sagte, dass „jeder, wirklich jeder von uns sie schon einmal am Stammtisch benutzt hat“. Die versammelte Menge ließ lautstarke Zustimmung hören.
Der Abwärtstrend bei den Pegida-Demos hatte sich bereits im Januar angedeutet. Nach 25.000 Demonstranten auf dem bisherigen Höhepunkt der Bewegung am 12. Januar folgten eine Woche später 17.300 Demonstranten zur einzigen Sonntagsdemo. Zwei Tage später hatten sich sechs der zwölf Mitglieder vom Pegida-Verein wegen Differenzen mit Bachmann und der Leipziger Legida losgesagt.
Deren Neuanfang im Verein Direkte Demokratie für Europa feierte gestern auf dem Neumarkt einen bescheidenen Start mit rund 500 Teilnehmern auf der ersten Kundgebung, mit der man dem Pegida-Montag auf keinen Fall Konkurrenz machen wollte, wie Sprecherin Kathrin Oertel erklärte.
Bachmann hatte in seiner Begrüßung nicht nur den Stammtisch bemüht, sondern auch die Pfarrer der Frauenkirche für das Abdunkeln des Gebäudes mit der Bemerkung kritisiert, dass auch hier draußen etliche für den Wiederaufbau der Frauenkirche gespendet hätten. „Wir lehnen es ab, dass die Frauenkirche Dresden als Kulisse für ausländerfeindliche Kundgebungen instrumentalisiert wird“, hatte Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt am Nachmittag zu der Aktion erklärt.
Redner auf der Pegida-Kundgebung waren das ehemalige AfD-Mitglied Tatjana Festerling und ein Verleger aus der neurechten Szene, Götz Kubitschek. Als Überraschungsrednerin kündigte Bachmann Anastasia aus Russland an. Bei ihrer Rede ertönte tatsächlich als Sprechchor „Drushba, Drushba“. Neben „Wir sind das Volk“ wurden die Redebeiträge auch immer wieder von Sprechchören wie „Ami, go home“ und „Merkel muss weg“ begleitet.
Während sich Festerling an den aus ihrer Sicht „pöbelnden und pestenden Aparatschiks“ und „stromlinienförmigen Parteisoldaten“ in der deutschen Politiklandschaft abarbeitete und Forderungen nach einer Volksgewerkschaft formulierte, versuchte Kubitschek seine These zu belegen, dass die Politiker das Land nicht mehr im Griff haben.
Parallel zur Pegida-Kundgebung waren ab 18 Uhr rund 400 Teilnehmer dem Aufruf von Dresden für alle und Netzwerk Kultur gefolgt und zeigten das andere Bild von Dresden auf dem Postplatz. Das Duo Hand in Hand und die Bands Silent Poem und Dawn sorgten für gute Stimmung. Miriam Tscholl und der Beniner Euloge Zodeougan von der Bürgerbühne des Staatssschauspiels moderierten. Zwischendurch äußerten sich alteingesessene Dresdner und Neudresdner aus dem Inland und Ausland in kurzen Statements zu ihren Wünschen an die Stadt und die hier wohnenden Menschen.
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