Noch bevor der erneute Anlauf für einen Dialog der Dresdner in der Kreuzkirche heute Abend startet, schlagen die Wogen hoch. Der Netzwerkrat von „Dresden für Alle“ hat heute sein Mitwirken an der Veranstaltung abgesagt. „Nein, wir wollen nicht mit Pegida-Gründern auf der Bühne stehen und uns nicht von Menschen vor den Karren spannen lassen, die mehr oder weniger offen Pegida-Positionen unterstützen. Der Rassismus bei Pegida ist offen. Die Hetze erreicht immer neue Höhen. Der Zug ist abgefahren“, heißt es in einer entsprechenden Erklärung. Man unterstütze den Dialog und arbeite an eigenen Konzepten, sagte Netzwerk-Sprecher Eric Hattke. Einen Dialog mit denjenigen, die die Hetze in Dresden erst salonfähig gemacht hätten, lehne man ab.
Der Rückzug des Netzwerkes „Dresden für Alle“ ist überraschend, weil die beiden Netzwerk-Sprecher Hattke und Gabriele Feyler bei den Vorbereitungsgesprächen für den Dialog dabei waren. Auch die Äußerung, dass man nicht gewusst habe, dass das ehemalige Pegida-Vereinsmitglied Rene Jahn zu den Mitinitiatoren gehöre, verwundert.
In der Vorbereitungsrunde, die sich im Büro von Superintendent Christian Behr versammelt hatte, saßen neben Behr unter anderem Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), Polizeiseelsorger Christian Mendt, Ex-Pegida-Mitglied Rene Jahn, Ex-Stadträtin Barbara Lässig (FDP), Ex-PDS-ler Ronald Weckesser und Coloradio-Macher Gregor Schäfer. Man habe erst nach der Vorbereitungsrunde das Votum des Netzwerkrates eingeholt, so Hattke heute. Er werde zwar in die Kreuzkirche gehen, aber als Privatperson.
„Wir haben zu keiner Zeit für uns beansprucht, die alleinigen Initiatoren des Dialogs zu sein“, reagierte Gregor Schäfer im Gespräch. Die Initiativgruppe sei lose zusammengesetzt und habe sich mehrmals getroffen. „Wir sind Dresdner, die einen breiten Dialog in der Bevölkerung für notwendig halten – ohne Ausgrenzung von einzelnen Personen oder Gruppen“, sagte Schäfer. Dafür habe man Wege gesucht. Die Veranstaltung in der Kreuzkirche sei eine dieser Möglichkeiten. „Es zeugt nicht von Weltoffenheit und Toleranz, wenn man hier in Sippenhaft genommen und als Rassist abgestempelt wird“, kritisierte Schäfer das Statement des Netzwerkes „Dresden für Alle“.
Dass ein loser Verbund von Persönlichkeiten aktiv wird, ist inzwischen nichts Neues mehr in Dresden. „Herz statt Hetze“ bezeichnet sich als Organisationskreis aus Einzelpersonen und hat die Demonstrationen am 19. Oktober, am 9. November und am 21. Dezember angemeldet.
René Jahn hatte gemeinsam mit Kathrin Oertel und anderen Mitbegründern den Pegida-Verein im Januar 2015 verlassen, nachdem die menschenverachtenden Kommentare von Lutz Bachmann bekannt geworden waren. Nach eignenen Angaben besuche er inzwischen wieder die Pegida-Demonstrationen, ohne dort aktiv zu sein. Jahn bedankte sich auf seiner Facebookseite bei Anna Mittag, Christine Ostrowski, Barbara Lässig, Gregor Johann Schäfer, Jens Genschmar, Ronald Weckesser und Maximilian Krah „für die letzten 4 konstruktiven Wochen, die das alles mit ermöglicht haben“. Jahn wird heute Abend eines der Eingangsstatements halten. Anfang November hatte ihn das Deutschlandradio eingeladen, in der „Länderzeit“ zum Thema „Pegida – nur noch Hass statt Dialog“ gemeinsam mit CDU-Kreischef Christian Hartmann, SZ-Redakteur Ulrich Wolf oder Frank Richter, Leiter der Landeszentrale für Politische Bildung, zu diskutieren.
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