Die Tische im Bachsaal der Dreikönigskirche sind gedeckt. Obst, Kuchen und Kaffee stehen bereit. In der Küche wird schon das Abendessen zubereitet. Jeden Montagabend werden im Nachtcafé der Dreikönigskirche Obdachlose, Wohnungslose und Bedürftige der Stadt Dresden empfangen. Für einen Euro bekommen sie nicht nur Essen und Trinken. Obdachlose können duschen, ihre getragene Kleidung über Nacht waschen und trocknen lassen und bekommen einen Schlafplatz mit Decken und Isomatte in der Turmkapelle. Am nächsten Morgen gibt es noch ein Frühstück.

Lebensmittel werden bei Sponsoren eingesammelt

Viele Gäste kommen aber auch nur, um einfach miteinander zu reden. „Bei uns in den Nachtcafés geht es sehr familiär zu“, erzählt Steffen Kühn, einer der beiden hauptamtlichen Mitarbeiter, deren Stellen überwiegend aus Spenden finanziert werden. Für ihn ist es bereits die neunte Nachtcafé-Saison. Begonnen hatte der gelernte Schlosser als ABM-Kraft. „Mir hat es gleich gefallen und auch die Gemeinden waren zufrieden mit meiner Arbeit“, sagt er. Bis zum 31. März ist für jede Nacht pro Woche eine andere Gemeinde für die Betreuung eines Nachtcafés eingeteilt. Inzwischen kennt Kühn seine Stammgäste und von vielen auch deren Schicksale. In den ersten Jahren habe er noch viel über das nachgedacht, was er jeden Tag gehört und gesehen hat. „Irgendwann muss man aber damit aufhören, darf nicht alles zu nah an sich ranlassen“, schildert er seine Erfahrung.

Kühn ist dafür verantwortlich, dass das Essen rechtzeitig im Nachtcafé ankommt. Er fährt zu den jeweiligen Sponsoren. Auch bei der Dresdner Tafel bekommt er Lebensmittel. An fünf Tagen in der Woche ist er auch abends in den Nachtcafés anzutreffen. Von 19 Uhr bis 1 Uhr geht seine Schicht. Dann wird er von seinem Kollegen Christoph Schmidt abgelöst, der bis morgens 7 Uhr da ist. Die ehrenamtlichen Helfer arbeiten in der Regel in drei Schichten, meist zwei Helfer pro Schicht. Neben dem Kochen, Nachtwäsche austeilen sowie dem Aufräumen und Reinigen der Räume, nehmen sich die Helfer meist auch Zeit und setzen sich einfach mit an den Tisch, um mit ihren Gästen zu plaudern.

Die Idee des Nachtcafés entstand in einer Studentengruppe der Evangelischen Fachhochschule für Soziales. Was zunächst in der Dreikönigskirche begann, verbreitete sich mit der Zeit über das gesamte Stadtgebiet. Pünktlich am 1. November wurde die neue Nachtcafésaison in der katholischen Pfarrei St. Petrus an der Dohnaer Straße 53 eröffnet. In den Gemeinderäumen stehen jede Sonntagnacht bis zu 25 Schlafplätze zur Verfügung. Seit 1999 betreut Wolfgang Bayer dieses Nachtcafé. 30 bis 35 Freiwillige aus der eigenen und den benachbarten evangelischen Gemeinden unterstützen ihn.

Erste Wohnung nach 19 Jahren auf der Straße

Während die Dreikönigskirche das warme Essen von der Mensa der Technischen Universität Dresden erhält, wird die Pfarrei St. Petrus vom Diakonissenkrankenhaus beliefert. Andere Nachtcafés haben andere Sponsoren. Die katholische Pfarrei „Heilige Familie“ wird zum Beispiel von verschiedenen Hotels versorgt. „Wir lassen uns jedes Mal aufs Neue überraschen, was wir für Essen erhalten“, meint Betreuer Bayer. Gereicht habe es bisher immer für alle Gäste. Hier treffen wir auch Michael Laske. „Ich bin aus christlicher Überzeugung und Nächstenliebe dabei“, erzählt er. Seit acht Jahren kümmert er sich ehrenamtlich um die Organisation des Nachtcafés in der Pfarrei „Heilige Familie“. Er möchte den Obdachlosen zeigen, dass sie in der Gemeinde willkommen sind. „Für ein freundliches Wort sind die meisten sehr dankbar. Es ist wichtig, sich Zeit für sie zu nehmen und mit ihnen zu reden“, so seine Überzeugung.

Die hauptamtlichen Mitarbeiter und die vielen ehrenamtlichen Helfer versuchen auch, ihre Gäste zu motivieren, sich beim Sozialamt oder der Wohnungslosenhilfe der Diakonie Hilfe zu holen. „Man wünscht sich, dass einige nochmal den Absprung schaffen“, meint Bayer. Kleine Erfolgsgeschichten gebe es schon. So werde einer der Obdachlosen wohl noch diesen Dezember eine eigene Wohnung beziehen. „Nach 19 Jahren, 1 Monat und 27 Tagen auf der Straße“, wie er erzählt.

Die Gäste der Nachtcafés sind dankbar, wissen das Angebot zu schätzen. Noch hält sich der Zulauf in Grenzen, wohl auch, da das Wetter zurzeit recht mild und trocken ist. Doch es gab in den vergangenen Jahren Tage, wo der Andrang so groß war, dass kein weiterer Gast mehr Platz finden konnte.

Bereits traditionell lädt die Heilsarmee zu Heiligabend Bedürftige, Alleinstehende und auch Obdachlose auf eines der Salonschiffe der Sächsischen Dampfschifffahrt zu einer Weihnachtsfeier ein. Der Gottesdienst auf dem Schiff um 16 Uhr ist öffentlich. Für die Weihnachtsfeier, auf der es ab 18 Uhr ein  3-Gänge-Menü gibt, werden im Laufe des Dezembers im Haus der Heilsarmee an der Reicker Straße Eintrittskarten ausgegeben. Das Schiffsrestaurant bietet Platz für rund 150 Personen.

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