In Dresden stehen 20.000 Wohnungen leer. Der Leerstand verteilt sich über alle Stadtteile der Landeshauptstadt. Am höchsten ist er im Westen Cottas mit rund 3.900 und in Blasewitz mit 2.400 Wohnungen. Den geringsten Leerstand verzeichnet Klotzsche mit 1.150 Wohnungen. Diese Zahlen nannte der Leiter des Stadtplanungsamtes, Stefan Szuggat, heute auf einem Symposium zum Thema „Wohnen in Dresden“ und korrigierte damit die bisher bekannte Leerstandsquote von 2,4 auf 6,8 Prozent. Die 2,4 Prozent entstammen den Berechnungen des CBRE-empirica-Leerstandsindex, der statistische Angaben von Kommunen und Ländern auswertet. Nicht erfasst sind hier sogenannte Bauruinen, umgenutzter oder aus anderen Gründen nicht bewohnbarer Wohnraum. Die heute von Szuggat genannten 6,8 Prozent beruhen auf mit Fotos dokumentierten Begehungen durch Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes Anfang 2015 in allen Stadtteilen. Außerdem können die Stadtplaner ihre Angaben mit einer Leerstandsstatistik abgleichen, die ein Mitarbeiter des Amtes in Eigenengagement seit 1989 führe. Von den rund 20.000 leerstehenden Wohnungen wurden bei den Begehungen 18.743 in Mehrgeschosshäusern ermittelt.
Flächen für Wohnungsbau sind ausreichend da
Der Flächennutzungsplan weist bis 2025 Bauland für 33.100 Wohnungen aus, davon 12.000 Einfamilienhäuser und 20.600 Mehrfamilienhäuser. Das, so Szuggat, sei dreimal so viel, wie der Bedarf.
Wenn man die Angaben von Daniel Hofmann vom Gewos-Institut für Stadt-Regional- und Wohnforschung zugrunde legt, ist es sogar viermal so viel. Er hatte auf der Grundlage der Prognose zur Entwicklung der Haushalte in Dresden bis 2025 einen Neubaubedarf von 7.680 Wohnungen genannt, 4080 davon in Mehrfamilienhäusern. Insgesamt, so sein Resümé, herrsche auf dem Dresdner Wohnungsmarkt im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten „eine relativ entspannte Situation“. Aufgabe der Kommune sei es, sich um die zu kümmern, die am Wohnungsmarkt aufgrund ihrer Einkommenssituation keine Wohnung finden. Dies sei allerdings nicht mit Neubauten zu finanzieren, sagte er am Rande des Symposiums mit Blick auf die in Dresden diskutierten Pläne zu einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft.
Architekt Peter Kulka steuerte eine Sicht ohne Zahlen bei. Die übertriebene Schönheitssehnsucht der Dresdner würde Originalität und Wohlfühlen in Dresden verhindern, meinte er in seinem emotionalen Vortrag. Das schrecke auch viele Kreative ab, die lieber nach Leipzig oder Berlin gehen würden. Hier fehle es der Verwaltung an Mut und der Stadt an der Vielfalt der Angebote.
Kritik an Wohn-Symposium: Hilbert macht Wahlkampf
Für Symposium-Teilnehmer Tilo Wirtz von der Stadtratsfraktion der Linke ist auch nach der heutigen Tagung das Thema Woba nicht vom Tisch. Die private Wohnungswirtschaft wolle selbst direkt oder indirekt in den Genuss der Subventionen für preiswerten Wohnraum kommen, meinte Wirtz. Dies sei verständlich. „Erfahrungen aus anderen Städten wie Chemnitz oder Leipzig zeigen aber, dass ein städtischer Wohnungsbestand zur sozialen Bändigung des Marktes ein probates Instrument ist“.
Dirk Hilbert, der als Erster Bürgermeister zum Symposium eingeladen hatte, fand, dass ein „emotionales Thema wie die Wohnungspolitik versachlicht wurde“. Die Experten hätten deutlich gemacht, dass Dresden nicht auf eine Wohnungsnot zusteuere. Hilbet bedauerte, dass die Sicht der Mieter in der Diskussion gefehlt habe. „Ich habe die Einladung abgelehnt“, sagte dazu Peter Bartels, Vorsitzender des Dresdner Mietervereins. Es habe nicht mal das Angebot gegeben, auf der abschließenden Podiumsdiskussion mitreden zu können, sagte er. Wahlkampf von Herrn Hilbert wolle er nicht unterstützen, auch wenn es hieß, dies sei eine Veranstaltung der Stadt. Bartels ist auch Mitglied der SPD-Stadtratsfraktion. Deren Geschäftsführer Thomas Blümel kritisierte die Veranstaltung aus einem anderen Blickwinkel. Seit Monaten würde der Stadtrat auf das Wohnkonzept der Stadt warten. „Völlig überraschend werden jetzt Eckpunkte und Schlussfolgerungen vorgestellt“, meinte Fraktionsgeschäftsführer Thomas Blümel und fügte hinzu: „Das ist aus unserer Sicht eindeutig als Wahlkampf einzuordnen“.
Schon im März 2014 hatten die Stadtratsfraktion das unter Federführung von Baubürgermeister Jörn Marx (CDU) erarbeitete „Rahmenkonzept Wohnen“ als unzureichend zurückgewiesen und eine Überarbeitung gefordert. Im Oktober 2014 stellten dann Marx und Bürgermeister Detlef Sittel (CDU) erste Schlussfolgerungen aus der Bevölkerungsprognose bis 2030 für das Wohnkonzept vor und versprachen das überarbeitete Wohnkonzept für Anfang 2015. Das liegt bis heute nicht vor.
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