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Dresdner Tourismuswirtschaft wehrt sich gegen Konkurrenz durch Airbnb & Co.

Die Dresdner Tourismuswirtschaft hat ein Zweckentfremdungsverbot für privaten Wohnraum gefordert. In einem Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden im Sächsichen Landtag fordern der Tourismusverband Dresden (TVD), die Dresdner Hotel Allianz, der Dresdner Dehoga-Verein und der Tourismus-Ausschuss der IHK Dresden eine landesweite Durchsetzung ihrer Forderung. Sie reagieren damit auf die Ergebnisse einer Studie, die Stefan Brauckmann, Leiter der Abteilung Research & Analyse des Immobilienentwicklers GBI AG mit seinem Team im April dieses Jahres vorgelegt hatte. Demnach werden allein in Dresden pro Jahr mehr als 300.000 Übernachtungen in 794 Privatunterkünften über Onlineportale wie zum Beispiel Airbnb, Wimdu oder 9flats vermittelt und daher von der amtlichen Statstik nicht erfasst, so die Daten aus der Studie für die Landeshauptstadt.

Brauckmann Stefan GBI AG

Stefan Brauckmann, Leiter Research der GBI AG hat die Studie vorgelegt. Quelle: GBI

Bundesweit, so die Forscher, gehörten mehr als 14,5 Millionen Übernachtungen zu diesem Graumarkt-Bereich. „Der Tourismusrekord für Deutschland liegt demnach noch deutlich höher als die für 2015 offiziell gezählten 436 Millionen kommerziellen Übernachtungen, nämlich bei mehr als 450 Millionen“, konstatierte Brauckmann. Sein Team hatte 179 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern untersucht und war zu dem Schluss gekommen, dass die Tourismuszahlen um 9,3 Prozent nach oben korrigiert werden müsten. „Somit übernachtet faktisch etwa jeder elfte Städtereisende bei Airbnb & Co.“, heißt es in dem Ergebnis der Studie.

Die Dresdner Touristiker sehen das extrem kritisch. „Das stellt eine massive Wettbewerbsverzerrung dar“, sagt TVD-Vorsitzender Johannes Lohmeyer. „Damit Wohnraum vor Zweckentfremdung durch Leerstand, Abriss und vor allem der Umwandlung in nicht zugelassene Ferienwohnungen geschützt wird und um die Bevölkerung ausreichend mit Wohnungen zu versorgen, fordern wir ein Zweckentfremdungsverbot, ähnlich wie es in Berlin bereits seit 2013 gilt“, fordert er gemeinsam mit den anderen Unterzeichnern des Scshreibens an die Landtagsfraktionen.

Die Hotellerie befinde sich in einem eindeutigen Wettbewerbsnachteil gegenüber Sharing-Economy-Plattformen wie AirBnB, Wimdu und 9flats, die Privatleute dazu bringt, ihren privaten Wohnraum Reisenden als Unterkünfte anzubieten. Die Touristiker fordern gleiche Maßstäbe für alle Marktteilnehmer. So würden in den allerwenigsten Fällen die allgemein für Beherbergungsbetriebe gültigen Sicherheits- und Hygienestandards in den privaten Wohnungen garantiert. So fehlten Feuerlöscher und Fluchtwegepläne, die für Hotels durch Gesetze und Verordnungen vorgeschrieben seien.

Lohmeyer Johannes airbnb

TVD-Vorsitzender Johannes Lohmeyer: Das ist Wettbewerbsverzerrung. Foto: W. Schenk

Abhilfge könnte mit der Integration privater Kurzzeit-Vermietungen in die bestehende Gesetzgebung gschaffen werden. Dazu gehörten der Registrierungs- und Genehmigungsprozess für Vermieter, die Aufnahme privater Kurzzeit-Vermietungen in die Beherbergungsstatistik wie auch die Einhaltung aller steuerlichen Verpflichtungen. Wohn- und Gewerbeimmobilien sollten klar voneinander getrennt sein.

Widerspruch gegen diese Forderungen regte sich heute bei den Dresdner Jungliberalen. Sie schlagen „ein einfaches Anzeigeverfahren für die entgeltliche, kurzfristige Überlassung privaten Wohnraums“ vor. „Die Sharing Economy ist ein begrüßenswerter Fortschritt und muss mit offenen Armen empfangen werden. Um Gerechtigkeit zu schaffen ist nicht ein Verbot der richtige Weg, sondern ein möglichst einfaches Anzeigeverfahren, um Steuerprellern vorzubeugen“ erklärte Sven Künzel, Kreisvorsitzender der Jungliberalen und fügte eine gewagte Behauptung an: „Wenn Hotels nun langfristig verdrängt werden, ist das wohl der Lauf der Dinge – es benutzt ja auch kaum noch jemand Röhrenfernseher“. Außerdem sei die Situation in Sachsen nicht vergleichbar mit der in Berlin. „Sächsische Städte brillieren auf den Top-Leerstandslisten deutschlandweit! In Chemnitz steht jede dritte Wohung leer, auch in Dresden wird bei 20.000 leerstehenden Wohnungen niemandem Wohnraum genommen“, so Künzel.

Brauckmann hatte in seiner Studie darauf hingewiesen, dass vor allem kleine Appartements dem Wohnungsmarkt entzogen werden. Das würde den „in Innenstadt-Lagen ohnehin vorhandenen Engpass weiter verschärfen“.

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