Kein Essen an Flüchtlinge ausgeben, keine Formulare des BAMF erklären, keine deutsche Grammatik erläutern. Gestern Abend sollten die Studenten, die sich seit Monaten in den Hochschulsporthallen um Asylbewerber kümmern, feiern und mit anderen Initiativen ins Gespräch kommen. Rund 250 junge Leute haben die Einladung in das Kleine Haus des Staatsschauspiels in Dresden angenommen.
Ein solches Dankeschön würden sicher nicht alle Sachsen sagen, meinte Paul Hösler, Sprecher der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS). Die Antwort der Studierenden darauf könne nur sein, dass „wir weiter machen und den fremdenfendlichen Losungen Paroli bieten“, sagte er. Studenten würden keine Grenzen kennen. Viele der jungen Helfer hatten Asylbewerber eingeladen, mit zu der Danke-Party zu kommen und gemeinsam zu feiern.
Auch wenn der staatliche Organisation der Flüchtlingsaufnahme einmal perfekt funktionieren sollte, würde das ehrenamtliche Engagement der Gesellschaft notwendig sein, betonte Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) in ihrer Dankesrede. „Sie haben nicht nur geredet, sondern auch angepackt“, betonte Stange, die sich in den letzten Wochen in mehreren Unisporthallen selbst ein Bild vom Einsatz der Studenten gemacht hatte. „Nehmen Sie dieses Lob und die Anerkennung mit an alle, die sich an Ihrer Seite bei der Flüchtlingshilfe engagieren“, bat sie die anwesenden Studenten. Stange ermutigte in ihrer Dankesrede die Hochschulen, den Einsatz der Studierenden als Praktikum oder mit Credit Points auch offiziell anzuerkennen. Einige Hochschulen würden von dieser Möglichkeit bereits Gebrauch machen.
Zuvor hatte Schauspielhaus-Intendant Wilfried Schulz als Hausherr das Theater als einen Ort der Begegnung charakterisiert, in dem sowohl Schauspieler als auch Zuschauer ständig lernen würden. Das beste Mittel dafür sei, einander zuzuhören, so Schulz. „Es ist unglaublich wohltuend und erfüllt einen mit Hoffnung, dass von den Studentinnen und Studenten ein Signal ausgeht, dass unsere Gesellschaft nicht nur aus einer Handvoll ängstlicher Montagsdemonstranten voller Ressentiments besteht“, zeigte der Intendant seinen Respekt.
Noch vor den Dankesreden hatte die Gruppe Seau Volant (Fliegender Eimer) für Stimmung gesorgt und die Gäste nach Wintergrill und Glühwein in den Saal gelockt. Den Spaß an der Musik merkte man den zehn Musikern an, die nach eigener Aussage seit drei Jahren zusammen in stetig wachsender Besetzung Lieder und Tänze aus der paneuropäischen Steppe spielen.
Mit dabei war auch die Gruppe Banda internationale. Die Musiker, die als Banda Communale auf vielen Nopegida-Demos dabei waren, praktizieren inzwischen ihr eigenes Integrationsprojekt erfolgreich. Zu den klassischen Instrumenten wie Klarinette, Trompete, Posaune, Saxophon oder Tuba gesellten sich in den letzten Monaten Syrer, Kurden und Iraner, die das Spielen auf einer Oud (Laute), einer Riq (Ziegenfelltrommel) oder einer Darbouka (Bechertrommel) beherrschen. Band-Mitglied Michal Tomaszewski lobt die Professionalität der Musiker. Um das Projekt weiter zu entwickeln, soll demnächst mit einer Crowdfunding-Aktion Geld gesammelt werden. Davon, so Tomaszewski, sollen Instrumente und technisches Equipment, aber auch die Fahrten zu den Auftritten finanziert werden.
Die Dankesparty wurde aus Spendenmittel, insbesondere von der Ostsächsischen Sparkasse, finanziert.
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