Mit einer durchweg sachlichen Diskussion hat gestern Abend in der Schauburg die öffentliche Debatte um die beste Sanierungsvariante für die Königsbrücker Straße begonnen. Zur Debatte stehen jetzt die Varianten 7, 8.4 und 8.7, nachdem die rot-grün-rote Stadtratsmehrheit die Planung der Variante 7 gestoppt und die Verwaltung mit der Prüfung einer zweispurigen Variante beauftragt hatte. Diese Varianten sollen jetzt gegeneinander abgewogen werden.
Die großen Emotionen waren darum gestern auch raus. Im Januar 2014 dagegen hatten 350 bis 400 Anwohner im Kulturrathaus den Saal, die Gänge und die Tribüne bis an die Kapazitätsgrenzen gefüllt, um vor allem eine Forderung an den Mann zu bringen: Umplanen wegen neuer Verkehrsprognosen. Das führte damals nicht zum Erfolg. Die einzigen Anregungen, die die Stadtverwaltung aus den fast 80 Anfragen aus der damaligen Bürgerversammlung aufgriff, waren zwei Prüfaufträge: für eine Linksabbiegerspur in den Bischofsweg und für eine Geschwindigkeitsüberwachung. Gegen die Stimmen von Linke, SPD und Grünen hatte der Stadtrat dann die Variante 7 verabschiedet.
Da wunderten Beiträge von gestern Abend, in denen von einer „halben Revolution“ die Rede war, nicht. Reinhard Koettnitz, der Anfang 2014 noch die Variante VII präsentierte, sagte gestern: „Wir werden dem Stadtrat empfehlen, nicht mehr mit der Variante 7 zu planen. Vorzug habe die Variante 8.7.“
Die Bürgerinitiative „Königsbrücker muss leben“ und der ADFC plädierten gestern für ihr Maximalziel – eine Sanierungsvariante, die die städtebaulichen Vorteile und das Angebot für Radfahrer und Fussgänger bedingungslos in der Vordergrund stellt. Sie erklärten die Variante 8.4 zu ihrem Favoriten. „Brauchen wir eine weitere Beschleunigung des Verkehrs stadteinwärts oder ist uns der städtebauliche Erfolg wichtiger“, formulierte Martin Schulte-Wissermann die Alternativen. Die Königsbrücker Straße zwischen der Äußeren Neustadt und dem Hechtviertel sei ein Stadtzentrum und müsse auch als solches betrachtet werden.
Die Frage nach einer schnelleren Fortbewegung betrifft vor allem die Straßenbahn. DVB-Planungschef Andreas Neukirch warnte davor, die Geschwindigkeitsunterschiede von 40 Sekunden zwischen den Varianten 8.4 und 8.7 herunterzuspielen. Rechne man diese Verzögerungen über einen längeren Zeitraum, werde schnell klar, dass die Verkehrsbetriebe dann mehr Fahrzeuge und Fahrer benötigen würden, um die gleiche Leistung zu erbringen. Höhere Kosten seien die Folge für die Verkehrsbetriebe. Das widerspreche dem Ansinnen, den Nahverkehr attraktiver zu machen. Darauf verwies auch DVB-Vorstand Andreas Hemmersbach, der unter den Zuhörern saß. „Je schneller wir unterwegs sind, desto weniger Fahrzeuge brauchen wir. Die Variante 8.7 bietet für uns die größten Vorteile“, zog Neukirch ein Resümé.
Johannes Lichdi, der als Gastgeber für die Stadtratsfraktion der Grünen mit der Moderation keine Mühe hatte, legte sich am Ende auch fest. „Ich tendiere deutlich für die Variante 8.7“, sagte er. Aber „wir werden uns noch sehr genau die Seitenräume anschauen“, kündigte er an.
Am 19. Mai soll nun die offizielle Bürgerversammlung stattfinden, auf der die Stadtverwaltung die Sanierungsvarianten vorstellt. Der ort werde noch bekannt gegeben.