Der erfahrene Wissenschaftsmanager Rolf Pfrengle soll die Fachhochschule Dresden vor dem Aus retten. Der studierte Diplomfinanzwirt war bis Mitte 2015 kaufmännischer Direktor und Vorstand des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW). Davor arbeitete er viele Jahre im Bundesministerium für Bildung und Forschung und leitete Forschungseinrichtungen in Rom, Paris und Berlin. Bis April muss er nun einen umfangreichen Forderungskatalog abarbeiten, um die private Hochschuleinrichtung erfolgreich durch das Anerkennungsverfahren zu navigieren.
Negatives Gutachten vom Wissenschaftsrat
Notwendig wurde dies, nachdem der Deutsche Wissenschaftsrat im Sommer 2015 in einem Gutachten umfangreiche Mängel und Versäumnisse aufgelistet hatte. Die vom Sächsischen Wissenschaftsministerium in Auftrag gegebene Begutachtung sollte als Grundlage für die Verlängerung der 2010 erteilten Akkreditierung dienen. Das Urteil des Wissenschaftsrates war insgesamt negativ. Deutschlands wichtigstes wissenschaftspolitisches Beratungsgremium konstatierte in seiner Stellungnahme, „dass das Verständnis der Hochschule für verlässliche hochschulische Strukturen und Entscheidungsprozesse sowohl im akademischen als auch im nichtakademischen Bereich so gering ausgeprägt ist, dass eine positive Entwicklung der Institution nicht gewährleistet werden kann“. Hinzu käme „ein systematischer Mangel an Transparenz“. Das Wissenschaftsministerium wurde zur Stellungnahme zum Gutachten aufgefordert.
Bis zum 15. April 2016 müsse die Fachhochschule ein Konzept vorlegen, das künftig die akademische Selbstverwaltung, eine klare Berufungsordnung der Professoren, die Forschungsziele der einzelnen Fachrichtungen, die hauptberufliche Lehrtätigkeit durch Professoren zu mindestens 50 Prozent, eine bessere Ausstattung der Bibliothek und ein Finanzkonzept benennt und langfristig sicherstellt, erklärte Andreas Friedrich, Sprecher des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, auf Nachfrage. Die 15-Punkte-Liste aus dem Ministerium umfasst im Prinzip alle Bereiche der Arbeit der Fachhochschule.
533 Studenten in 7 Studiengängen
Auch die bei der Gründung vor fünf Jahren betonte Fokussierung auf den Mittelstand finde sich nur teilweise in den Lehr- und Forschungsaktivitäten der Fachhochschule wieder. Besonders monierten die Gutachter, dass der der häufige Wechsel von Studienangeboten dazu geführt habe, dass das Profil der Fachhochschule „mit seiner Kombination aus Sozial- und Pflegewissenschaften, Betriebswissenschaften sowie Grafik- und Modedesign sich nur im eingeschränkten Maße zum fachbereichs- übergreifenden Lernen, Lehren und Forschen eignet“.
Die private Hochschuleinrichtung finanziert sich im wesentlichen aus Studiengebühren. Mit den im September 2015 immatrikulierten 205 Studierenden liegt die Gesamtzahl jetzt bei 533. Sie studieren in sieben Bachelor-Studiengängen Modedesign, Grafikdesign Screen- und Printmedia, Medieninformatik/Mediendesign, Business Administration, Tourismus & Event Management, Pflege- und Gesundheitsmanagement sowie Sozialpädagogik und Management.
Wissenschaftsministerin Stange: Eine gute Wahl
Rolf Pfrengle, der als Honorarprofessor seit 2012 auch Vorlesungen zum Wissenschaftsmanagement an der Universität Bratislava hält, werfe seine nationalen und internationalen Erfahrungen und Kontakte in die Wagschale, um die Fachhochschule Dresden weiter zu stabilisieren. Er wolle „das Profil der Fachhochschule schärfen und insbesondere die internationale sowie die Kooperation mit mittelständischen Unternehmen auszubauen“, drückte sich der neue Rektor angesichts der schwierigen Aufgabe sehr zurückhaltend aus. Auch die Steigerung der Studentenzahl, der Aufbau dualer und Masterstudiengänge sowie die verstärkte Einwerbung von Drittmitteln durch die Fakultäten gehören zu den Plänen des 65-jährigen Wissenschaftsmanagers.
„Die Wahl ist gut“, kommentierte Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) die Entscheidung der Fachhochschule zum neuen Rektor. „Wenn er die Probleme mit der Einrichtung lösen hilft, soll uns das nur recht sein“, fügte sie hinzu. Das Ministerium werde nach Ablauf der Frist im April entscheiden, ob die staatliche Anerkennung als Hochschule zu widerrufen sei oder ob die Akkreditierung für die Fachhochschule Dresden verlängert werde.
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