Wissenschaftler diskutieren über Kultur der Moderne zwischen den Weltkriegen

Mit der Vorführung des kürzlich restaurierten Films „Metropolis“ von Fritz Lang aus dem Jahr 1927 beginnt am 10. Oktober im Programmkino Ost eine wissenschaftliche Tagung über die Krise der Moderne zwischen den Weltkriegen, die gemeinsam von Akademikern der TU Dresden und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unter dem Motto „Verlorne Heimat“ ausgerichtet wird. »Metropolis« war als nationales Kunstwerk gedacht, das die Deutschen wachrütteln sollte vor den Gefahren einer falschen Moderne“, erklärt Prof. Jürgen Müller vom Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der TU Dresden. Er wird zum Tagungsauftakt seine Interpretation des Kinoklassikers zur Diskussion stellen.

 

 

Nach dem ersten Weltkrieg habe sich ganz Europa im Umbruch befunden. Es ging nicht nur das alte Europa zugrunde, auch die Kultur der Moderne wurde durch die dramatischen Veränderungen und Erlebnisse während der Kriegsjahre in neue Bahnen geleitet, denn auf den Schlachtfeldern zwischen 1914 und 1918 kam es zur körperlichen und seelischen Beschädigung einer ganzen Generation, heißt es in einem Beitrag der Redaktion Kunstgeschichte des Instituts. Träumte man noch vor dem Ersten Weltkrieg vom wissenschaftlichen Fortschritt im Dienste der Menschheit, so ließ das Kriegstrauma die aufklärerisch-optimistischen Zukunftsentwürfe des 19. Jahrhunderts mehr als unpassend erscheinen. Damals hatte sich besonders ein Philosoph einen Namen gemacht  – Friedrich Nietzsche, der in seiner „Geburt der Tragödie“ (1872) der Kunst eine bedeutende Aufgabe zuweist, aber gleichzeitig in seiner Kritik auch den kulturellen Untergang konstatiert.

Ausgehend von Nietzsches Kritik will die Tagung fächerübergreifend die Erfahrung einer Krise der Klassischen Moderne beleuchten, die sich gesellschaftlich, politisch und künstlerisch manifestierte und auf vielfache Weise reflektiert wurde. Dabei sollen gerade auch die konservativ-reaktionären, antidemokratischen und modernitätsskeptischen bis -kritischen Konzepte in den Blick genommen werden, mit denen man auf die Erfahrung einer umfassenden Modernitätskrise zu reagieren versuchte. Nietzsches Wort von der „verlornen Heimat“ kann dabei die dialektische Spannung von Verlust und Wiedergewinnung, von Kritik an und Gründung auf die Moderne fassen.

Die Tagung stehe im Zusammenhang mit der von Birgit Dalbajewa und Olaf Peters kuratierten Ausstellung Otto Dix: Das Triptychon Der Krieg (1929-32). Die Ausstellung werde im April 2014 in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister, anlässlich der Erinnerung an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren eröffnet und stelle das nicht transportfähige Schlüsselwerk von Otto Dix ins Zentrum einer kunsthistorisch und historisch kontextualisierenden Ausstellung, in deren Vorbereitung das Werk eingehend restauratorisch untersucht wird. Dabei soll die Tagung einen Rahmen um das Triptychon spannen, zumal das Bild selbst nietzscheanisch interpretiert werden kann und Dix selbst sich um 1930 intensiv mit Nietzsche befasste. Dix’ Mehrtafelbild wird so in den Kontext der von Brüchen und Verwerfungen geprägten Epoche der Zwischenkriegszeit gestellt, in der es entstand und auf die es reagierte.

Programm: „Verlorne Heimat“ – Zur Krise der Moderne zwischen den Weltkriegen

Wissenschaftliche Tagung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der TU Dresden vom 10.10. – 12.10.2013

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