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13. Februar: Tausende Einwohner bei Menschenkette und friedlichem Gedenken

Mehrere Tausend Menschen haben in Dresden friedlich an den verschiedenen Gedenkveranstaltungen zum 13. Februar teilgenommen. Der ursprünglich angekündigte Neonazi-Aufzug war von den Veranstaltern am späten Mittwochabend abgemeldet worden. Umso mehr standen die Gedenkveranstaltung auf dem Heidefriedhof, der Mahngang „Täterspuren“, die Menschenkette in der Innenstadt und das stille Gedenken an der Frauenkirche im Mittelpunkt. „Es ist eine unzweifelhafte Tatsache, dass Dresden keine unschuldige Stadt war“, erklärte Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) und erinnerte daran, dass „Juden und deren nichtjüdische Angehörgie, Sinti und Roma, Gewerkschafter und Sozialdemokraten vor den Augen der Öffentlichkeit schikaniert, misshandelt und abtransportiert wurden“. Auch die Stadt habe Schuld auf sich geladen. Die Menschenkette, so Orosz, sei nicht nur ein Symbol, sondern „Teil des schweren Weges, den wir gehen“.

Schülergipfel im Kulturrathaus

Begonnen haben die Gedenkveranstaltungen zum 69. Jahrestag der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg mit einem Schülergipfel. Unter dem Motto „Für Toleranz und Demokratie am 13. Februar 2014“ kamen im Dresdner Kulturrathaus rund 180 junge Menschen zusammen. Oberbürgermeisterin Helma Orosz eröffnete die Veranstaltung des Stadtschülerrates und dankte den Schülern für ihre Initiative. Die Schülerinnen und Schüler konnten später mit Zeitzeugen des 2. Weltkrieges ins Gespräch kommen, bevor der Schülergipfel mit einer Kundgebung für Demokratie auf dem Platz vor der Dreikönigskirche beendet wurde.

Mahngang Täterspuren

Mahngang Täterspuren

Der Mahngang Täterspuren begann auf dem Schützenplatz.

Mehr als  3.000 Teilnehmer trafen sich nach Angaben des Bündnisses Dresden Nazifrei zum Mahngang Täterspuren, der auf dem Schützenplatz mit zunächst rund 1500 Teilnehmern begann. Ziel des Mahngangs ist es, vor allem die Dresdner für die Geschichte ihrer Stadt und ihre Rolle im Dritten Reich zu sensibilisieren. Rückenstärkung bekam der Mahngang durch das Bündnis „Thüringen fährt nach Dresden“, das die Proteste der bundesweiten Kampagne „Dresden nazifrei“ unterstützt. Bodo Ramelow, Vorsitzender der Linke-Fraktion im Thüringer Landtag,  Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD), Thüringens Sozialministerin Heike Taubert (SPD) und Jugendpfarrer Lothar König hatten sich in die Teilnehmer am Mahngang eingereiht. Thüringen und Sachsen hätten vor dem Hintergrund der NSU-Mordserie allen Anlass, entschieden und engagiert gegen Nazis und ihre Aufmärsche zu demonstrieren.

Der Mahngang führte unter anderem über den Wettiner Platz, wo schon im März 1933 unter Beteiligung von Dresdner Studenten die ersten Bücherverbrennungen stattgefunden hatten. Am Schützenplatz gedachten die Teilnehmer der Repressalien der SA gegen Dresdner Gewerkschafter. Nach mehr als drei Stunden trafen sich die inzwischen fast 3500 Teilnehmer zur Abschlusskundgebung auf dem Friedrich-List-Platz.

Gedenkveranstaltung auf dem Heidefriedhof

heidefriedhof

Vertreter aus Politik, Gesellschaft und viele Einwohner von Dresden kamen auf den Heidefriedhof zum gemeinsamen Gedenken – unter ihnen Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz und Sachsens Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU).

Auf der zentralen Gedenkveranstaltung der Stadt erinnerten rund 300 Menschen auf dem Heidefriedhof im Dresdner Norden der Opfer der alliierten Bombenangriffe. Neben Vertretern aus Politik und Gesellschaft kamen auch viele Einwohner Dresdens. Die Teilnehmer legten dabei weiße Rosen ab. Diese sind seit Jahren das Zeichen der Trauer, des stillen Gedenkens und der Überwindung von Krieg, Rassismus und Gewalt. An der Zeremonie nahmen auch rund 50 Rechtsextreme teil.
Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) fand klare Worte, als sie daran erinnerte, „dass es Nazi-Deutschland war, das andere Völker und Staaten einen Kampf auf Leben und Tod aufzwang“. Das millionenfache Sterben in diesem Krieg, ob auf den Schlachtfeldern, ob in den Bombenkellern, ob in Städten wie Coventry oder Rotterdam, Warschau oder Leningrad oder in Dresden, „hat uns dauerhaft die Verpflichtung auferlegt, Versöhnung zu leben und den Frieden immer neu zu erkämpfen“, sagte Orosz. „Wenn wir uns hier verneigen, gehen wir die Verpflichtung ein, jedem neuen Missbrauch dieses Ortes zu wehren. Vergessen wir nicht: Der Heidefriedhof war nach 1936 auch ein Ort, an dem die Nationalsozialisten ihren Totenkult zelebrierten, um das Volk, vor allem die Jugend, auf den Krieg vorzubereiten.“

Menschenkette und stilles Gedenken

Gedenken vor der Frauenkirche

Lichter der Versöhnung wurden auf dem Neumarkt entzündet und bildeten eine 20 Meter große Kerze.

Als emotionaler Höhepunkt gestaltete sich auch in diesem Jahr die Menschenkette. Tausende waren dem Aufruf der AG 13. Februar gefolgt und schlossen um 18 Uhr den Ring um die Altstadt und über die Elbeufer hinweg. Kinder mit ihren Eltern, alte Menschen, Gruppen von Touristen, Freunde und Aktivisten hielten für einen Moment der Stille inne. Mehr als 11.000 Menschen waren unterwegs, um die Menschenkette zu bilden. Die Menschenkette markiere eine Weg, „der uns verbindet und der deutlich macht, dass wir es nicht zulassen, dass die zerstörerische Kraft  nationalsozialistischer Ideen wieder in unserer Stadt Raum gewinnt“, hatte Oberbürgermeisterin Orosz zum Auftakt der Menschenkette am Rathaus gesagt. Noch immer seien Nazis in der Stadt unterwegs, noch immer würden Menschen angegriffen, weil sie eine andere Hautfarbe, Herkunft oder Religion haben, sagte Orosz. Solange dies geschieht, „ist unser Weg nicht zu Ende“, erklärte Orosz.

Bis in den Abend haben Dresdner Einwohner die Gelegenheit zum stillen Gedenken an der Frauenkirche genutzt. Sie entzündeten Kerzen, stellten sie in der Sand und brachten so allmählich eine 20 Meter große, auf dem Boden gestaltete symbolische Kerze zum leuchten.
Etwa 3000 Polizisten aus Sachsen und anderen Bundesländern sicherten die Veranstaltungen und tagsüber und am Abend spontan angemeldete Demonstrationen. Sie verhinderten auch, dass rings um die  Frauenkirche das stille Gedenken gestört werden konnte.

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