Ursachen des Intendanten-Desasters müssen analysiert werden

So läuft das also in Dresden. Die Kunstministerin verkündet, dass Findungsprozesse zum Geschäft des Hauses gehören. Das sagt sie in dem gleichen Statement, in dem sie an dem von ihr gerade gefeuerten Intendanten Serge Dorny eigentlich keinen guten Faden mehr lässt. Sie kann nicht erklären, wie aus dem Findungsprozess des Intendanten und dann aus dem Findungsprozess der Semperoper-Spitzen zueinander ein solches Desaster wurde – und welche Rolle sie dabei spielte, oder eben auch nicht spielte. „Man kann sich auch täuschen“, sagt Sabine von Schorlemer. Das bezieht sie eindeutig auf Dorny. Hat sie sich auch in der Kooperationsbereitschaft von Chefdirigent Christian Thielemann getäuscht? Dazu gab es keine Antwort. Die wichtigsten Beteiligten – Ministerin, Chefdirigent und Geschäftsführer – kennen nur einen Verursacher der Krise.

Um festzustellen, wer was wann und warum getan hat, gibt es in der Politik das probate Mittel des Untersuchungsausschusses. Da hätte dann auch Serge Dorny noch einmal die Möglichkeit, seine Version allen zu schildern. Und die Mitglieder eines Untersuchungsauschusses könnten in das Ensemble der Semperoper hineinhören und sich selbst ein Bild machen vom schrecklichen Wirken des Noch-Nicht-und-inzwischen-Nicht-Mehr-Intendanten. Sie könnten Nachhaken, Nachfragen und sich mit Ausflüchten oder vagen Behauptungen nicht zufrieden geben. Sie könnten Antworten einfordern. Bei allen Beteiligten. Ohne Ansehen der künstlerischen Verdienste.

Die Ursachen für das Desaster müssen jetzt geklärt werden. Und zwar so, dass der nächste Intendant nicht an den gleichen Problemen scheitert. Die Bereitschaft dafür ist im Moment nicht zu erkennen.

 

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