Protest gegen Naziaufmarsch in Dresden

Geänderte Route: Dresdner verhindern Naziaufmarsch zum Goldenen Reiter

Hunderte Dresdner haben am Samstag einen Aufmarsch von Neonazis auf deren geplanter Route verhindert. Anstatt über die Leipziger Straße in Richtung Innere Neustadt zum Goldenen Reiter zu marschieren, eskortierte die Polizei rund 400 Rechtsextreme auf der Großenhainer Straße über die Boxdorfer Straße stadtauswärts in Richtung Trachauer Bahnhof. Dort begannen bereits am frühen Nachmittag die Abschlusskundgebungen der Neonazis, die gegen 15.30 Uhr endeten. Im Vorfeld wurde mit einem Aufmarsch von über 1000 Neonazis in Dresden gerechnet.

Hunderte Gegendemonstranten hatten sich auf Plätzen entlang der ursprünglichen Marschroute eingefunden, um in Sicht- und Hörweite zu den Neonazis zu protestieren. Rund ein Dutzend Gegenaktionen von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen wurden bei der Stadt angemeldet. Am Trachenberger Platz, dem Treffpunkt der Neonazis, versammelten sich Hunderte Menschen zum Protest in Hör- und Sichtweite. Am Bahnhof Neustadt hingegen kamen nur nur einige Dutzend Menschen zusammen. Hier hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die SPD ab 10 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Schlesischen Platz aufgerufen. Auch Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU), die bereits im Vorfeld zum Protest gegen die Rechtsextremen aufgerufen hatte, sprach am Samstagvormittag am Neustädter Bahnhof. „Wir wollen uns unser Dresden nicht durch menschenverachtende Ideologien verschmutzen lassen“, sagte Orosz, die erneut dazu aufrief, ein Zeichen gegen den Marsch der Rechtsextremen zu setzen.

Der DGB und die SPD-Dresden werteten den friedlichen Protest gegen den Naziaufmarsch in Dresden als großen Erfolg. Tausende Bürgerinnen und Bürger seien den Nazis an vielen Orten der Stadt entgegengetreten.

Für den DGB erklärte Stadtverbandsvorsitzender André Schnabel: „Ich begrüße es ausdrücklich, dass alle in Dresden am 07.06. an einem Strang und das auch noch in die gleiche Richtung gezogen haben. Wir sind erfreut über die zahlreichen Kollegen und Bürger Dresdens, die ihren Protest gegen den Naziaufmarsch in vielfältiger Weise gezeigt haben.“

Vor allem die Stadtteile Pieschen, Leipziger Vorstadt und Innere Neustadt waren wegen des umfangreichem Demonstrationsgeschehen von einem umfangreichen Polizeieinsatz betroffen. Über 1500 Polizeibeamte mussten aus Sachsen und etlichen weiteren Bundesländern anrücken. Auch Reiterstaffeln, Wasserwerfer und Kamerafahrzeuge waren im Einsatz. Bis zum frühen Nachmittag blieb das Geschehen laut Polizei ruhig. Der leitende Polizeidirektor Horst Kretzschmar, Polizeiführer, zog am Abend ein erstes positives Fazit: „Wir haben unsere wichtigsten Ziele erreicht. Jeder konnte sein Grundrecht ausüben und ein Protest in Hör- und Sichtweite war möglich. Schließlich bin ich auch sehr froh, dass alle Einsatzkräfte – bis auf eine Ausnahme – unverletzt in ihre Heimat abreisen können. Die Bilanz lässt sich auf einen Satz reduzieren: Es blieb friedlich.“

Am Rande der Demos wurden drei Papiercontainer sowie ein WC-Häuschen in Brand gesetzt. Ein 21-Jähriger muss sich wegen gefährlicher Körperverletzung und ein 51-Jähriger wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte verantworten. Die Einsatzbeamten führten im Tagesverlauf mehrere Identitätsfeststellungen durch und sprachen Platzverweise aus.

Der Anlass des Neonazi-Aufmarsches ist der sogenannte „Tag der deutschen Zukunft“. Die Veranstaltung hatte zuletzt in Wolfsburg stattgefunden.

>> Gastbeitrag: Die Hintergründe zum „Tag der deutschen Zukunft“

>> Polizei-Großaufgebot zum Naziaufmarsch in Dresden geplant

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