Walter Trout – Blues als Heilmittel

Walter Trout, der alte Bluesbarde, hat ein neues Album herausgebracht. Und, was ist daran so besonders? Das Besondere besteht darin, dass er es noch erlebt hat. Walter Trout, dieser einst Kraftstrotzende, er ist auf ein Händchen voll Leben zusammengeschrumpft. Im Frühjahr war er eigentlich schon tot. Dann fand sich zum Glück eine Spenderleber. Nun geht es wieder vorwärts. Langsam, aber es geht.

michael keller profil

Michael hat ein wunderbares Hobby – er liebt die Musik. Rock, Pop, Soul, Jazz, Dance. Hauptsache gut und keine One-Hit-Wonder oder flachen Dudelsongs.

Vielleicht sollte er sich mal mit Davis Crosby verständigen. Der sprang vor zehn Jahren mit dem selben Leiden dem Tod von der Schippe. Aber ein Walter Trout ist keiner, der jammern und sich seinem Schicksal ergeben würde. Was macht ein Künstler, wenn es ihm dreckig geht? Er setzt ein neues Werk in die Welt.

Das Album „The Blues came callin‘„ (Rough Trade) ist das geworden, was man von einem solchen Kraft-Gitarristen erwartet: ein Album bester Güte, gut abgehangen, zum sofortigen Hören bestimmt. Zwölf Songs, erdig, kraftvoll, authentisch und hingebungsvoll. So, wie man es von einem Walter Trout, der in John Mayalls Superband Bluesbreakers sein Handwerk erlernte, der zuvor vier Jahre bei einer weiteren Superband, Canned Heat, die Saiten zupfte, seit jeher kennt.
walter trout
Zwölf Songs ohne Qualitätsunterschied. Rock‘n Roll, Boogie Woogie, Rhythm and Blues – alles von bester Machart. Einen ultimativen Anspieltipp darunter zu finden, ist da keine leichte Aufgaber. Vielleicht „The Bottom of the River“. Darin erzählt er von einem Mann am Grunde eines Flusses, den Tod vor Augen. Aber er kämpft sich nochmals ins Leben zurück. Ein Gleichnis, zweifelsohne. Aber wenn schon Anspieltipp, entscheide ich mich für zwei : „Born in the City“ und den Titelsong. Da ist sie, diese unvergleichliche Lust und unbändige Spielfreude, da springt sie den Hörer regelrecht an. Einfach sen-sa-ti-o-nell!

Walter Trout, der Mann, der mit seiner Fender eins ist, wenn er sie spielt, der die Zwiesprache mit ihr zelebriert und mit seinem druckvollen Gesang der ganzen Sache noch zusätzlich Dynamik verleiht, erfindet den Blues nicht neu auf dieser CD. Aber er lebt ihn vor, hochintensiv und leidenschaftlich. Mit einer sensationellen Spieltechnik, die er nicht selten auch auf diesem Album bis an die Grenze des Machbaren treibt. Grandios. John Mayall wird es freuen. Und wir freuen uns auf Walter Trouts nächstes Album.

P.S. Und nicht vergessen: Einen Trout hört man laut.

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