Chance vertan – erst der mdr, dann die Zeitungen

Das war es nun, das große Duell der Spitzenkandidaten vor der Landtagswahl am 31. August. Bemerkenswert daran ist, dass erst das Fernsehen und dann die drei großen Tageszeitungen ihre Chancen nicht genutzt haben. Der mdr, der sonst keine Gelegenheit verstreichen lässt, um seine trimediale Kompetenz anzupreisen, hat sich das Duell entgehen lassen. Kein Duell, das gleichzeitig über TV, Radio und die Webkanäle beworben und gespielt wird. Die Programmchefs konnten sich auch nicht dazu durchringen, eine Kandidatenrunde ohne den CDU-Spitzenmann zu veranstalten. Eine solche Ankündigung hätte für den richtigen Druck gesorgt.

Dann vermeldeten die Freie Presse, die Leipziger Volkszeitung und die Sächsische Zeitung, dass sie ein Duell zwischen Stanislaw Tillich und Rico Gebhardt organisiert haben. Jetzt hätten die Chefredakteure den mdr-Machern einmal zeigen können, wie man ein Kandidaten-Duell führt. Ohne einen parteilastigen Fernsehrat im Nacken. Stefan Raab lässt grüßen. Aber statt für unabhängigen Journalismus zu werben, wurde für Print-Abos geworben. Die Leser wurden ins Dresdner Kongresszentrum eingeladen, die Berichterstattung über das Duell dürfen die Abonnenten in der Printausgabe lesen.

Mit einem Livestream auf allen drei Online-Portalen der Zeitungen hätte man Medienkompetenz demonstrieren können. Ein Live-Ticker oder eine Facebook-Debatte hätten das noch verstärken können. Den Live-Ticker bot sz-online für das Pokalspiel, Facebook wurde ganz ausgespart. Letztlich haben die Redaktionen es nicht einmal geschafft, sich auf einen gemeinsamen Twitter-Hashtag zu einigen. Der Flurfunk-Dresden hat das gestrige Durcheinander schön aufbereitet. Die Twitterer bei der LVZ loben ihren eigenen Chefredakteur „gute Frage vom LVZ-Chef“ und bringen es auf rund 30 Tweets. Das schafft auch die SZ, trotz zwischenzeitlicher Verbindungsprobleme. Die Freie Presse bringt es nicht einmal auf zwanzig Tweets.

Sehen wir es mal so: Das Spitzenduell war überflüssig. Die CDU liegt weit vorn in den Umfragen, eine Ablösung durch eine andere Konstellation ist nicht in Sicht. Eine Bewerberrunde der Koalitionsanwärter hätte mehr Spaß gemacht.

 

 

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