Wenn man eine Ezio-CD in den Player schiebt, weiß man in der Regel was einen erwartet. Kennste eine, kennste alle. Das ist die Formel. Die stimmt aber nur bedingt.
Ezio ist irgendwie doch immer auch schön. Ezio-Songs passen zu fast allem. Zu gegrilltem Fisch, temperiertem Rotwein, unaufgeräumten WG‘en, Picknickkörben, Vorstandsmeetings, Kuschelecken und Hippster-Parties. Ezio ist die ideale Musik, um sich zwischen Wolkenbergen, Sonnenstrahlen, Hochgefühl, Tieftraurigkeit, zwischen Freibad, Biergarten, Elbwiesen oder Cabriotour zu bewegen. Und zu erholen. Ezio ist wie Tiramisu, wie Gewürzgurke, wie Pizza di Mare, wie Aperol Spritz. Ezio ist ein Bilderbuch des Lebens. Etwas, was einem immer wieder passieren, zustoßen kann. Kurz: Ezio ist Kult.
So viel zum Status dieses Silberlings, dieser Musik, dieser Zwei-Mann-Band, die eigentlich gar keine ist. Ezio, das ist – schon immer – etwas, was nicht aus diesem Alltag zu kommen scheint. Der dicke Kenianer und der dünne Italiener – das ist Ezio.
Das Schönste an diesem Sommer ist die neue Scheibe „Adam and The Snake“ (Tapete Records). Sie ist nicht neu, nicht besonders, nicht außergewöhnlich. Sie ist, wie Ezio eben ist. Schön. Melancholisch. Ergreifend. Allerdings – ein wenig mehr Kraft in den zehn Songs hätte es schon sein dürfen.
Wenig Equipment, zwei Akkorde, das reicht bei Ezio in der Regel, um eine einfache, schöne und zeitlose Musik zu basteln. Leise geht es zu, wenn Ezio Lunedei und der 2-Meter-Riese Mark Booga Fowell von Beziehungskatastrophen so herzzerreißend singen, dass man regelrecht mitleidet. Lebensnah geht es zu bei den Beiden, wenn sie ihre Geschichten vom wahren Leben melancholisch und poetisch und mit virtuosem Akustik-Gitarrensound vortragen. Bei „Fake“ wird‘s dann tatsächlich auch mal energisch. Da poltert Ezio auch. Gegen Globalisierung, Profit und spart nicht mit Systemkritik. Ansonsten geht es bei dem Dicken und seinem Troubadour beschaulich und bis auf den zweiten Ausreißer „Nanana“ ausgesprochen getragen zu.
Lunedei schreibt die Songs, Booga setzt sie gitarrentechnisch um und hält seinem singenden Partner den Rücken frei für diese so eingängige Mixtur aus Pop, Rock, Folk. Die kann man eigentlich in allen Lebenslagen gut verwenden. Wie gesagt, Ezio ist ein zeitloses Mittel für Gefühlsmenschen. Das fand einst auch Tony Blair, der ehemalige britische Regierungschef. Ezio ist meine Lieblingsband, verkündete er lauthals. Aber mit dieser Sorte Politiker möchte man als Musiker heute ganz sicher nicht mehr in einem Atemzug genannt werden. Hat Ezio auch nicht nötig. Dieses gestandene Männer-Balladen-Duo liefert seiner kleinen Fangemeinde auch auf „Adam & The Snake“ wieder das probate Mittel zum qualifizierten Traurigsein. Und alles ist gut.