fashion design festival

Verkaufsoffener Sonntag: Grüne im Dialog mit Handel, Kirche und Tourismus

Für und Wider zum verkaufsoffenen Sonntag in Dresden hat die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen in einer öffentlichen Anhörung mit Vertreter aus Tourismus, Handel und Kirche erörtert. „Wir wollen heute nicht zur Ergebnissen, sondern zu Erkenntnissen kommen“, hatte Michael Schmelich, sozialpolitischer Sprecher der Fraktion einleitend erklärt.

Ein erstes Ergebnis, genauer gesagt, ein erstes Opfer, hat die im Sommer losgetretene Debatte um die Sonntagsöffnung bereits: Das Fashion Design Festival. Nach der Premiere 2013 gibt es 2014 keine Fortsetzung. Sponsoren wie zum Beispiel der Elbepark hätten sich zurückgezogen, nachdem der dafür vorgesehene Sonntag plötzlich in Frage gestellt worden sei. Das erklärte Elbepark-Centermanager Gordon Knabe. Die Idee für das Festival ist mit dem ersten Oktoberwochenende und dem verkaufsoffenen Sonntag fest verknüpft. Mit dem Thema Design und Mode sollten auch die in Dresden ansässigen Gewerke, die Kreativen und Händler angesprochen werden. Im vergangenen Jahr eröffneten die Modedesignstudenten der Fachhochschule das Festival mit einer viel beachteten Modenschau.

Geplante verkaufsoffene Sonntage 2015

  • 17. Mai – Dixielandfestival, Frühjahrsmarkt
  • 4. Oktober – Herbstmarkt, Fest am Goldenen Reiter, Fashion Design Festival (?)
  • 6. Dezember – Advent und Striezelmarkt
  • 20. Dezember – Advent und Striezelmarkt

Die Grünen wollen im rot-rot-grün-orangenen Bündnis einen Kompromiss zu den verkaufsoffenen Sonntagen organisieren. Die Einladung sei Ausdruck der neuen, von den Kooperationspartnern angestrebten, politischen Diskurskultur in der Stadt, betonte Schmelich. Dieses Vorgehen wurde von allen eingeladenen Rednern begrüßt, so auch von Albrecht Nollau, Superintendent der evangelischen Landeskirche. Er plädierte dafür, den Sonntag als Tag zum sinnvollen Regenerieren zu belassen. „Der Sonntag ist ein Tag, an dem man sich sicher und zuverlässig verabreden kann“, sagte er. Das ist Voraussetzung für gemeinsame Sozialzeiten. Er warnte vor dem schleichenden Verlust an gemeinsamer freier Zeit der Menschen. Mit ähnlichen Positionen trat Konrad Stransky vom Gewerbe- und Kulturverein Dresden Neustadt auf. Er verwies außerdem darauf, dass viele inhabergeführte Geschäfte in der Neustadt große Schwierigkeiten mit der Sonntagsöffnung haben. Wenig sinnvoll seien zudem stadtweite Sonntagsöffnungen. Wenn Striezelmarkt ist, mache es wenig Sinn, auch in den Stadtteilen die Läden zu öffnen, sagte er. Sein Verein wünsche sich mehr lokal bezogene Lösungen.

Verkaufsoffene Sonntage Anhörung

Bündnis 90/Die Grünen hatten ins Rathaus eingeladen zur Expertenanhörung zum verkaufsoffenen Sonntag. Foto: W. Schenk

Die Vertreter von Tourismus und Handel verwiesen auf die wirtschaftliche Dimension der Sonntagsöffnungen. Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Dresden Marketing GmbH, erklärte, dass der Tourismus die zweitwichtigste Branche nach der Mikroelektronik in Dresden sei und pro Jahr für mehr als 1 Milliarde Euro Umsatz sorge. Die Einkaufsmöglichkeiten in Dresden seien ein wichtiges Argument für Touristen, die Landeshauptstadt zu besuchen. Mit vier Tagen liege Dresden bei den verkaufsoffenen Sonntagen zudem gleichauf mit Chemnitz und Leipzig, aber auch mit Frankfurt am Main oder Hamburg. Berlin komme auf acht, Köln und Düsseldorf auf drei Sonntage mit offenen Geschäften. Bunge machte auch auf den Oktober 2015 mit bedeutenden Jubiläen aufmerksam – 10 Jahre Frauenkirche, 25 Jahre Wiedervereinigung. Da werde die Stadt voll sein mit Touristen.

Johannes Lohmeyer, Hotelier und Vorsitzender des Dresdner Tourismusverbandes warnte vor den wirtschaftlichen Folgen. „Wenn wir am Sonntag schließen verteilen wir die Umsätze nach Chemnitz oder Leipzig“, sagte er. Egal, wie der Kompromiss ausfalle, „die Adventssonntage sind zwingend erforderlich“, so Lohmeyer. Joachim Hloucal vom Handelsverband Sachsen will eigentlich keinen Kompromiss, bei dem die Anzahl der Sonntage reduziert wird. „Wir sollten über die sinnvolle Verteilung über das gesamte Jahr diskutieren“, erklärte er. Für viele Verkäuferinnen und Verkäufer seien die Sonntagszuschläge und die freien Tage wirtschaftlich wichtig. Hier gebe es klare Differenzen mit der Gewerkschaft Verdi, deren Vertreter der Einladung zu der Anhörung nicht gefolgt waren.

Gordon Knabe, Centermanager im Elbe Park Dresden, fand es wichtig, dass die Stadtpolitiker diese Form des Zuhörens gewählt haben. Die Besucher des Elbeparks würde dort nicht nur shoppen, sondern auch ihre Freizeit mit der gesamten Familie verbringen, sagte Knabe. An den verkaufsoffenen Sonntagen seien 50 bis 60 Prozent der Geschäftsinhaber im Elbepark mit den Umsätzen zufrieden. Oftmals würden Kunden aber auch an den Wochentagen wieder kommen, um zu kaufen, was sie am Sonntag gesehen haben. Er verwies darauf, dass bereits Onlinehändler wie Amazon sogenannte Sonderangebots-Sonntage eingeführt hätten. „Das einzige, was wir dem Onlinehandel entgegensetzen können, ist das Erlebnis des gemeinsamen Einkaufens“, betonte Knabe. Dafür seien die vier verkaufsoffenen Sonntage wichtig.

„Der Erkenntnisgewinn ist da“, resümierten Schmelich und Torsten Schulze, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion. Sie hoffen, dass sich derartige Anhörungen als neuer Stil in der Stadtpolitik durchsetzen.

 

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