Thema: Asyl in Dresden

Bis 2016 benötigt Dresden 4.230 Plätze in Unterkünften für Asylbewerber

Sozialbürgermeister Martin Seidel hat heute seinen Fahrplan für die Bereitstellung von 4.230 Plätzen in Unterkünften für Asylbewerber bis 2016 präsentiert. Neben den vorhandenen zehn Heimen werden, wie schon berichtet, weitere zwölf Gemeinschaftsunterkünfte benötigt. In sechs Fällen werden bestehende Gebäude umgenutzt, weitere sechs Heime sollen neu gebaut werden. 14,6 Millionen Euro sind für die Neubauten in den kommenden zwei Jahren erforderlich. Die Herrichtung der bestehenden Gebäude erfolge durch die Eigentümer und werde über die Mietverträge refinanziert.

Zusätzlich zu den Heimen will die Stadt 220 Wohnungen mit 1.300 Plätzen zusätzlich anmieten. Für die derzeit knapp 2.000 Asylbewerber in Dresden stehen 1.515 Plätze in Wohnungen und 615 in Heimen zur Verfügung. Außerdem plant Seidel, das Angebbot an Sprachkursen von gegenwärtig 200 auf 400 zu verdoppeln und mehr Sozialarbeiter für die Betreuung der Asylbewerber einzustellen.

Die entsprechende Vorlage muss im Oktober und November in den betreffenden neun Ortsbeiräten und Ortschaftsräten diskutiert werden. Am 24. November ist eine Einwohnerversammlung geplant. Der Fahrplan sieht vor, dass der Stadtrat am 11. Dezember über die Vorlage entscheidet.

lindenhof stetzsch

Die fünf Beschäftigten im Lindenhof in Stetzsch traf die Nachricht völlig unvorbereitet. Quelle: dresden.de

Bei der Umnutzung der Hotels gibt es bereits ersten Ärger. Die fünf Beschäftigten im „Lindenhof“ in Stetzsch traf die Nachricht völlig unvorbereitet. „Uns hat es die Füße weggezogen“, sagte Andrea Sagawe heute und man merkt ihr den Schock auch 24 Stunden später noch an. Sie war zur Pressekonferenz von Sozialbürgermeister Seidel ins Rathaus gekommen und wollte alles noch einmal genau hören. „Heute vormittag habe ich mit Herrn Rienth, dem Eigentümer und Betreiber unseres Hotels gesprochen. Er hat gesagt, dass noch nichts unterschrieben ist“, erklärte die 56-jährige. Sozialamtsleiterin Susanne Cordts bestätigte, dass der Mietvertrag für das Haus noch nicht unterschrieben zurück gekommen ist. Der Eigentümer hat das Hotel für die Nutzung als Asylunterkunft angeboten, sagte sie. Seit dem Sommer würden die Eigentümer der Objekte, die die Stadt nutzen will, Bescheid wissen. Der Mietvertrag für den Lindenhof sei mit dem Eigentümer einvernehmlich verhandelt worden und nun warte man auf das unterschriebene Exemplar.

Andrea Sagawe berichtet derweil, dass das Hotel bis in den Januar hinein an den Wochenenden ausgebucht sei. „Was sollen wir jetzt den Gästen sagen, bei denen die Übernachtung mit Tickets für den Besuch von Merlins Wunderland verbunden ist“, fragt sie. Und was wird aus den fünf Angestellten, darunter zwei Mütter mit Kindern? Sie ahnt, dass der Besitzer aus wirtschaftlichen Gründen den Deal mit der Stadtverwaltung gesucht hat, ist aber entsetzt über den Umgang mit seinen Angestellten.

Mit der Zuweisung von 180 Asylbewerbern pro Monat sei die Situation bereits jetzt angespannt, betonte Seidel. „Wir können also nicht unendlich lange über den Vorschlag debattieren. Wir brauchen die neuen Wohnheime und Wohnungen dringend“, sagte er. Es gebe im Moment auch keine schnelle Ausweichvarianten für die zwölf neuen Standorte. Würde der Bund die Asylverfahren, wie angekündigt, deutlich beschleunigen, wäre das „weitaus effizienter. Wir könnten so auf manch neuen Platz in einem Übergangswohnheim verzichten“, so Seidel.

[yag id=“10601″]