Lake Street Dive ist der Name einer 2004 gegründeten amerikanischen Band, die hierzulande nicht unbedingt zu den gängigen Größen und Trendsettern im Musikgeschäft gehört. Die Band aus Brooklyn benannte sich nach einer Hauptgeschäftsstraße in Minneapolis und den dort ansässigen „Dives“ (Kneipen mit Bühne).
Die Musik der vier Amis ist etwas für Kenner, für den vollen Musikgenuss. Einfach zu schade, um im täglichen Dudelfunk zerrieben zu werden. Es ist wohl schon Scheibe Nr. 4, das 2014er Album „Bad Self Portraits“ (Signature Sounds/Cargo Records). Genau weiß man das nicht. Ohne aber die anderen drei Alben vorher gehört zu haben, kann man sagen, diese Platte hat das Zeug, um die Nr.1 unter den vielen Newcomern des Jahres zu werden.
2013 tourten die vier Musiker aus Brooklyn schon mal kurz durch Deutschland. Weitgehend unbekannt. Aber wer sie da gehört hat, weiß, wovon die Rede ist. Das, was da aus den Boxen kommt, klingt nach Bühne, nach Szenekneipe, nach Typen, die geile Musik von Weitem riechen können. Man kann also ohne Umschweife sagen, die Songs der Band, die es schon seit zehn Jahren gibt, sind keine Massenware, sondern ein Premium-Produkt.
Lake Street Dive schwimmt nicht mit dem Mainstream. Lake Street Dive hat seine eigenen Vorstellungen davon, was die Qualität hat, sich in den Gehörgängen festzubeißen. Wer die Band hört, isst wahrscheinlich auch keine Tomaten aus Holland. Diese Musik hat eher etwas von krummen Gurken. Fällt optisch nicht sofort ins Gewicht, hat aber ein derart starkes (akustisches) Aroma, das es einen glattweg süchtig macht. Was die Band in erster Linie ihrer Sängerin Rachael Price verdankt. Ihrer prägenden Röhre und diesem unvergleichlichen, sensationellen Satzgesang, den das Quartett auf „Bad Self Portraits“ – speziell in dem Song „What about me“ – hinlegt. Der ist eine musikalische Andacht.
Egal ob rockig oder balladesk, es gibt nicht eine Schwachstelle auf dem Silberling. Der Titelsong setzt sofort Maßstäbe, wechselt auf die Ballade „Stop your crying“, wird von dem gefühlvollen „Better than“ abgelöst. Und so geht das munter weiter. „Just ask“ tropft soulig schwer aus den Boxen, „Rental Love“ ist das glanzvolle melancholische Finale vorbehalten. Um nochmal auf die musikalischen Holland-Tomaten zu kommen. Sie stehen stellvertretend für all den Krampf, der uns tagtäglich so angedreht wird. Also den verwässerten Musikgeschmack im CD-Schacht gewissermaßen. Lake Street Dive hingegen sind das Edelgemüse aus dem handbewirtschafteten Garten. Ehrlich, sauber, ungespritzt und ganz individuell gezogen. So, wie wirklich gute Rockmusik. So wie diese elf Songs. Ohne jede Druckstelle.