Dresdner Umweltgespräche – Was kommt nach Öl und Gas?

Die Zukunft der Energieversorgung Dresdens steht im Mittelpunkt der dritten von vier Veranstaltungen der Dresdner Umweltgespräche. Zum Thema „Was kommt nach Öl und Gas?“ wird Norbert Rost, Leiter des Büros für postfossile Regionalentwicklung, den Einstieg in die Diskussion liefern. Wir haben mit ihm über die wichtigsten Thesen gesprochen.

ross norbert

Norbert Rost, Leiter des Büros für postfossile Regionalentwicklung.

Mit welchem Verkehrsmittel werden Sie am Montag zu den Dresdner Umweltgesprächen kommen?

Ins Haus an der Kreuzkirche fahre ich mit dem Rad. Glatteis ist nicht zu erwarten. Wenn es in Strömen gießt, fahre ich mit der Bahn.

Etwa die Hälfte der Gäste wird, wenn man dem Nutzungsverhalten folgt, mit dem Auto kommen. Kann das so bleiben?

Das wird sich in Zukunft drastisch ändern müssen. Ein gutes Viertel des Energieverbrauchs in Dresden entfällt auf Benzin und Diesel. Beide Treibstoffe werden aus Erdöl hergestellt und zwar in Mengen, die durch Biomasse nicht ersetzbar sind. Die Förderung von Erdöl in Europa schrumpft seit 2002. Es ist absehbar, dass in 2030 ein hoher Ölverbrauch hohe finanzielle Lasten für uns Dresdner bedeuten würde. Autofahren wird dann schlicht und ergreifend deutlich teurer als heute. Weniger Menschen werden sich das leisten können und wollen. Daraus kann man schließen, dass sich etwas im Verkehrssystem und im Mobilitätsverhalten ändern wird.

In 15 Jahren also müssen die Zuhörer im ungemütlichen Herbstwetter mit dem Rad oder zu Fuß kommen?

Wer weiß: Vielleicht werden die Umweltgespräche 2030 ja in viele Kneipen per Livestream übertragen. Oder etwas abstrakter formuliert: Die Lösung wird nicht allein durch Technik geprägt sein, sondern durch einen Wandel unseres Umgangs mit ihr. Dass sich Dresden diesem Wandel schon heute stellen muss, zeigen beispielsweise aktuelle Entwicklungen in Russland und China. Der zweite Strang der East-Siberia-Pacific-Ocean-Pipeline (ESPO) wurde in diesem Jahr fertiggestellt.

Was haben so ferne Länder wie China und Russland mit Verkehr, Wärme- und Stromversorgung hier in Dresden zu tun?

Dresdens Energieversorgung beruht heute zu etwa 80 Prozent auf Öl und Gas. Öl für den Verkehr, Gas für Wärme und Strom. Europas Ölförderung hat sich seit 2002 halbiert. Unser Verbrauch schrumpfte aber nicht in gleichem Maße. Also müssen wir mehr Öl aus dem Ausland einkaufen. Russland ist das Hauptimportland. Zur gleichen Zeit strebt China rasant dem westlichen Lebensstil zu und bezieht immer mehr Öl und Gas – ebenfalls aus Russland. Europa und also Dresden konkurriert mit dem aufstrebenden Asien um russische Energie. Und das zu einer Zeit, wo Russland signalisiert, dass es seinen Peak Oil 2016/2017 erreichen könnte.

Was genau bedeutet das?

Peak Oil steht für das Ölfördermaximum. Russland fördert heute etwa 10 Millionen Barrel Erdöl am Tag. Aber diese Tagesproduktion lässt sich nicht mehr weiter steigern. Russland steht sozusagen am Fördergipfel, am Peak Oil.

Wie würde Dresden aussehen, wenn es kein Öl mehr geben würde?

Anders. Öl treibt ja heute nicht nur die Pkw an, sondern auch die supermarktfüllenden Lkw oder den Flughafen. Eine Stadt auf eine Zeit ohne Öl vorzubereiten – dafür gibt es bislang keinen Masterplan. Aber es muss passieren.

Ist die Energiewende finanziell für den Verbraucher ein Fass ohne Boden?

Der Umbau des fossilen Energieversorgungssystems ist eine Jahrhundertaufgabe. Für ein Trinkgeld ist er nicht zu haben. Um ein über 150 Jahre gewachsenes Energiesystem bei laufendem Geschäftsbetrieb auszuwechseln, bedarf es hoher Investitionen. Aber: Keine Energiewende einzuleiten bedeutet, unsere Stadt auf Basis von Energierohstoffen zu betreiben, deren Rückgang schon spürbar ist. Das würde noch viel, viel teurer werden.

Vielen Dank für das Gespräch.

WAS: Vier Elemente – Dresdner Umweltgespräche. Was kommt nach Öl und Gas?
WANN: Montag, 17. November, 19 Uhr
WO: Mauersberger Saal des Hauses an der Kreuzkirche (An der Kreuzkirche 6)
WIEVIEL: Eintritt frei

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