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Pfarrerin Gisela Merkel-Manzer und ihr Willkommen in der Weihnachtszeit

Gisela Merkel-Manzer, Pfarrerin der Löbtauer evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Frieden und Hoffnung, hat wie immer Weihnachten viel zu tun. In diesem Jahr ist dennoch einiges anders: Die Flüchtlinge und der Streit um die Asylpolitik in Dresden fordern sie und ihre Gemeinde heraus. Am 24. Dezember wird sie zwei Gottesdienste (15 und 17 Uhr) leiten, zuvor begleitet sie die letzte Probe für die Krippenspiele. Auch ihre drei Kinder treten dabei in verschiedenen Rollen auf. „Im privaten Bereich muss bis zum 23. Dezember alles fertig sein, Geschenke verpackt, dass Essen vorbereitet“, so die Pfarrerin. Denn auch ihr Mann ist als Klinikseelsorger zu Heilig Abend mit Gottesdiensten beschäftigt, zunächst in der Rehaklinik Kreischa, 17 Uhr dann in der Löbtauer Hoffnungskirche.

Weihnachtsbräuche erklärt

In der Adventszeit standen neben Gottesdienste und Adventsfeiern viele Besuche bei älteren, kranken und einsamen Menschen auf ihrem Programm. Mitte Dezember traf sich die Pfarrerin mit etwa 13 Flüchtlingen aus verschiedenen Ländern, die zurzeit in Gorbitz leben. Bei Kaffee und Stollen erzählte sie den Gästen aus Eritrea und anderen Ländern die Weihnachtsgeschichte, erklärte deutsche Weihnachtsbräuche und erläuterte unter anderem die Bedeutung von Weihrauch und Weihnachtsstern.

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Eine offene Tür ist so wichtig wie Offenheit im Herzen.

„Bei einem Treffen der Bürgerinitiative Löbtauer Runde gab es die Anfrage, wer bereit wäre, die Flüchtlinge mit unseren Weihnachtsbräuchen bekannt zu machen“, so die Pfarrerin. „Im Gespräch stellte sich heraus, dass eine Reihe der Flüchtlinge aus Eritrea ebenfalls Christen sind. In dieser Runde waren aber auch Buddhisten und Muslime. Gemeinsam haben wir uns über die verschiedenen Traditionen in den einzelnen Ländern ausgetauscht.“ Ein Sozialarbeiter übersetzte vom Deutschen ins Englische und bei Bedarf aber auch ins Arabische. Bei diesem Zusammentreffen sprachen die Flüchtlinge aus Eritrea den Wunsch aus, künftig eigene Gottesdienste in ihrer Sprache feiern zu können. Unter ihnen gebe es jemanden, der Gottesdienste leiten könne.

Dieses Anliegen gab Pfarrerin Gisela Merkel-Manzer an Superintendent Christian Behr weiter. Er wird prüfen, in welcher Gemeinde der Stadt es entsprechende Möglichkeiten gibt. Er war es auch, der die Kirchgemeinden dazu ermutigt hat, in ihren Gemeinden Initiativen zu entwickeln um eine Willkommenskultur aufzubauen, aber auch für die Menschen einen Sprachraum zu schaffen, die Angst vor dem Fremden und der vermeintlichen Überfremdung haben. „Neben vielen engagierten Bürgern habe ich auch Menschen kennengelernt, die zum Beispiel Angst davor haben, dass mit der Eröffnung des Übergangsheimes auf der Tharandter Straße im Februar die Straßen in Löbtau noch unsicherer werden, als sie es bisher schon sind“, so die Erfahrung der Pfarrerin.

Ängste und Hilfsangebote

Vorbehalte gäbe es auch gegenüber sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen. „Sind nicht auch Ende der 80er Jahre viele DDR-Bürger als Wirtschaftsflüchtlinge in die BRD geflüchtet?“, entgegnet sie im Gespräch und möchte damit zum Nachdenken über eigene Vorbehalte anregen. Einige Ängste seien aus ihrer Sicht unbegründet, so die Angst, dass sich in Zukunft die Stellung der Frau in unserer Gesellschaft nachteilig verändert und eines Tages auch in unserer Region eine Burka getragen werden muss. In der Löbtauer Hoffnungskirche fanden im Dezember bereits zwei Veranstaltungen statt, an denen jeweils 80 Löbtauer teilnahmen, die sich engagieren möchten. Inzwischen ist ein Netzwerk „Willkommen in Löbtau“ entstanden, in dem sich verschiedene Kirchgemeinden, Ortsbeiräte, der Wums e.V. auf der Columbusstraße, die Nachbarschaftshilfe sowie engagierte Bürger aus Löbtau zusammenfinden.

In verschiedenen Arbeitsgruppen werden Ideen zu praktischer Hilfe wie gemeinsame Stadtspaziergänge, Deutsch-Unterricht oder gemeinsame Sportaktivitäten entwickelt. Eine andere Arbeitsgruppe beschäftigt sich damit, wie man im Bereich politischer Bildung einen Beitrag dazu leisten kann, Hintergrundwissen zu vermitteln und Vorurteile abzubauen. Aktuell beschäftigt sich eine weitere Arbeitsgruppe mit der Vorbereitung einer Podiumsdiskussion, die am 28. Januar um 19.30 Uhr in der Hoffnungskirche auf der Clara-Zetkin-Straße 30 stattfinden wird. Dazu sind alle Löbtauer Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen. Sie können schriftlich Fragen formulieren, die dann von den Podiumsteilnehmern diskutiert werden. Das nächste Treffen des Netzwerks Willkommen in Löbtau findet am 7. Januar um 19 Uhr im kleinen Saal in der Hoffnungskirche statt. „Es ist schön zu sehen, dass solch ein Thema die Menschen hier in Löbtau zusammenbringt“, so Pfarrerin Merkel-Manzer, die unlängst auf einer Kundgebung der Initiative „Dresden für Alle“ auf dem Theaterplatz als Vertreterin der Kirche gesprochen hat.

Kerzen in der Weihnachtsstube

Sie dankte all den Menschen, die sich für Leute engagieren, die auf der Flucht sind und wünscht sich, dass alle geflüchteten Menschen in Dresden willkommen geheißen werden, egal welcher Religion oder Hautfarbe sie sind. Dann erzählte sie von den Aktivitäten in ihrer Gemeinde und dem Gespräch über deutsche Weihnachtsbräuche mit den Flüchtlingen in Gorbitz. Am Heilig Abend, wenn im zweiten Gottesdienst der letzte Segen gesprochen wurde, zieht auch bei Familie Merkel-Manzer weihnachtliche Ruhe und Besinnlichkeit ein. Nach dem gemeinsamen Essen öffnet Gisela Merkel-Manzer unter Klängen des Weihnachtsoratoriums die heimische Weihnachtsstube. Die Weihnachtspyramide erstrahlt unter dem Schein echter Kerzen. Gemeinsam singt die Familie Lieder und es folgt die Bescherung. In ihre Gebete werden sie die Flüchtlinge in diesem Jahr ganz besonders miteinschließen.

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