Das jetzige Bild zeigt einen sonnigen Sommertag im barocken Dresden, nur verdunkelt von der Ahnung des Siebenjährigen Krieges, der bald beginnen wird. Im darauffolgenden beginnt der grausige Morgen des 14. Februars 1945, die Stadt liegt nach den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche.
Diesen Sprung zwischen den Jahrhunderten und geschichtlicher Tragweite schafft Yadegar Asisi im Panometer Dresden. Noch bis Sonntag ist alles barock-paletti, ab dem 21. Januar folgt der Schrecken. Und dieser wird – das konnte man bereits bei einer Probehängung im November erahnen – wirklich ein immenser. Denn im Stadtzentrum steht kaum noch ein Stein auf dem anderen. Die Farbe Grau überwiegt. Einzige Farbpunkte sind Feuer, die noch hier und dort brennen oder nur mehr glimmen.
Eindruck der „Tragik und Hoffnung“
„Dresden 1945 – Tragik und Hoffnung einer europäischen Stadt“ nennt sich die neue Ausstellung im Panometer, die vom 21. Januar bis zum 31. Mai gezeigt wird. Von der 15 Meter hohen Besucherplattform soll der Betrachter wie vom Rathausturm auf die Trümmerlandschaft schauen. Insgesamt ist das Trümmerfeld-Panorama 26 Meter hoch und hat einen Umfang von 100 Metern. „Ich wollte den unmittelbaren Augenblick der Ohnmacht zeigen“, sagt der Mann, der in Dresden Architektur und in Berlin Kunst studiert hat und seit Jahren in verschiedenen Städten mit seinen Panoramen beeindruckt. Es gehe nicht darum, den letzten Stein historisch korrekt platziert zu haben, sondern vielmehr um den Eindruck, „die Tragik und Hoffnung“, wie es im Titel der Schau heißt, wobei die Sache mit der Hoffnung in dem düsteren Bild nicht sofort zu erkennen ist. Dresden stehe nun mal als Synonym für die Zerstörung in Europa. Und diese sei ja auch eine Antwort auf etwas gewesen, sagt Asisi und verweist auf die Zeit des Nationalsozialismus.
Die Begleitausstellung, die einen zeitlichen Bogen von Dresden als Industriestadt im 19. Jahrhundert über die Zeit des Nationalsozialismus bis hin zu den ersten Monaten des Wiederaufbaus schlägt, beleuchtet das Thema Zerstörung noch einmal von verschiedenen Seiten. So wird auf andere zerbombte europäische Städte verwiesen. Aufgeworfen werden die Fragen: Warum bleibt man in einer Stadt, die solch eine Zerstörung erlebt hat? und: In welchem Umfang hat die Architektur Einfluss genommen auf die wieder entstehende Stadt?
„Wenn Design dem Leben dient, bin ich für Design. Wenn es nur sich selber dient, dann soll man es lassen“, macht Asisi auf den praktischen Anspruch aufmerksam, den Architektur haben sollte. Sowohl mit der Architektur zu DDR-Zeiten als auch nach der Wende sei noch einmal etliches zerstört worden.
Das Barock kommt auf die Parkschiene
Für das 360-Grad-Panoramabild hat der Künstler aufwändig recherchiert und in Archiven gegraben. Keiner habe ja direkt nach dem Bombenangriff Fotos gemacht – die ersten Aufnahmen seien erst einige Tage später entstanden. „Ich musste jedes Haus neu denken. Wie ist es zusammengefallen? Wie ausgebrannt?“ Geholfen haben Yadegar Asisi Fotodokumentationen von Ernst Hirsch.
„Dresden 1945 – Tragik und Hoffnung einer europäischen Stadt“ ist ab dem 21. Januar und bis zum 31. Mai 2015 im Panometer Dresden zu sehen. Dafür muss die seit Ende 2012 dort ausgestellte Ansicht des barocken Dresdens weichen – und kommt auf eine Parkschiene, um dann ab 6. Juni das Haus wieder zu füllen.
Das könnte Sie auch interessieren …
Mehr als 56.000 Besucher aus dem In- und Ausland haben in den vergangenen 32 Tagen einer der 67 Veranstaltungen der Dresdner >>>
Die Zeiten sind laut. Man „trumpt“ durch die Welt. Und da komme er mit „leisen Zeichen“, begrüßt Klaus Hoffmann sein Publikum >>>
Wer Stücke kennt, die Heinrich von Kleist geschrieben, und solche, die von Wolfgang Engel inszeniert sind, der dachte >>>
Vom 10. bis 13. November 2016 laden Ralf Herzog und der Verein Mimenstudio Dresden zum 33. Internationalen PantomimeTheaterFestival >>>
Zwei Tage vor dem Start der Jazztage Dresden gibt die Jazz-Fusion Legende am Bass, Stanley Clark, morgen, am 2. November, >>>