Dresden bleibt Schauplatz einer gespaltenen Öffentlichkeit. Während auf dem Theaterplatz rund 17.300 Teilnehmer zu der auf Sonntag Nachmittag vorverlegten Pegida-Kundgebung kamen, protestierten etwa 5.000 Einwohner mit Trillerpfeifen, Musik und Sprechchören gegen die Pegida-Demo. Rund 1500 Polizisten sorgten für einen störungsfreien Ablauf und hielten die Demonstranten beider Seiten zwischen Brühlscher Terrasse und Theaterplatz auf Distanz.
Pegida will Bürgerbegehren gegen Polizeireform 2020
Zum wiederholten Mal hörten die Pegida-Anhänger die auf sechs Punkte komprimierten Forderungen des Pegida-Orga-Teams, diesmal verlesen von Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel. Sie ergänzte die Forderungen um die Ankündigung, sich um ein Volksbegehren gegen die Sächsische Polizeireform 2020 zu bemühen. Mit Silvio Rösler sprach erstmals ein Redner vom Legida-Orga-Team aus Leipzig auf der Demo. Rösler verkündete das Ende der Differenzen zwischen Pegida und Legida. „Wir werden noch viel erreichen“, rief der in die Menge. Eine Grußbotschaft an die Pegidisten schickte Geert Wilders, Vorsitzender der „Partei für die Freiheit“ in den Niederlanden. „Ihr seid die Stimme des Volkes gegen die Islamisierung und gegen die politischen Eliten“, verlas ein holländischer Redner. Wilders und seine Partei sind bekannt für islamfeindliche und europafeindliche Positionen.
Pegida hat mit dem Fernsehsender „rt deutsch“ offenbar einen Medien-Verbündeten gefunden. Das Programm, dass nach eigener Aussage „einem einseitigen und oft interessengetriebenen Medien-Mainstream ein Gegenstandpunkt“ setzen will, übertrug die Kundgebung live. Der staatliche russische Fernsehsender zeigt seit Herbst 2014 ein umstrittenes Angebot in deutscher Sprache.
Gegendemo mit Trillerpfeifen und Sprechchören
Die Gegendemonstranten verschafften sich mit Sprechchören und Trillerpfeifen Gehör. Sie waren dem gemeinsamen Aufruf der Initiativen Dresden Nazifrei, Dresden für alle und Neujahrsputz gefolgt. Die Demo auf dem Schloßplatz war durch eine doppelte Polizeikette von den Pegida-Anhängern getrennt. Für gute Stimmung und Bewegung in der Kälte sorgten unter anderem Die Bagels und die Rapper Rany und Stefan. Rany Dabbagh, dessen Vater aus Syrien kommt, will sich hier aktiv einbringen und etwas dazu beitragen, „dass der Ruf von Dresden in der Welt gerettet wird“, meint er. Unter den Gegendemonstranten ist auch die SPD-Landtagsabgeordnete Dagmar Neukirch. Sie hat sich auch die Reden auf der Pegida-Demo angehört. Vieles wiederholt sich, vieles wurde schon auf den letzten Demos erzählt, meint sie. Neukirch teilt die Position ihres Parteichefs Sigmar Gabriel, der nach dem Besuch einer Dialogveranstaltung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung gesagt hat, „wir hören zu, wir reden mit den Pegida-Anhängern, aber nicht mit den Organisatoren“.
„Dresden – Place to be“ – Konzert am Montag
Nach Auskunft der Polizei kam es vor Beginn der Demonstrationen auf der Augustusbrücke zu einer Auseinandersetzung, nach der die Polizei nun wegen Körperverletzung ermittelt. Darüber hinaus mussten Ermittlungsverfahren wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte sowie des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet werden. Insgesamt verlief der Nachmittag „grundsätzlich friedlich und störungsfrei“. Die Pegida-Organisatoren zweifelten erneut an den Teilnehmerzahlen der Polizei und nennen bei Facebook 20.000 bis 25.000 Menschen.
Schon am Montag Abend wird es zu einem erneuten Aufeinandertreffen der Anhänger von Pegida und Nopegida kommen. Der Verein „Dresden Place to be e.V.“, unterstützt von einem breiten Bündnis engagierter Dresdner, hat unter dem Motto „Offen und bunt – Dresden für alle!“ um 18.00 Uhr zu einem großen Fest auf dem Dresdner Neumarkt eingeladen. Pegida-Sprecherin Oertel rief am Sonntag die Kundgebungsteilnehmer dazu auf, zum Konzert zu gehen.
Nach Angaben der Organisatoren haben eine Reihe namhafter Künstler zugesagt. Sie werden singen, aber auch kurze Statements abgeben. Mit dabei sind unter anderem Herbert Grönemeyer, Wolfgang Niedecken, Silly, Sarah Connor und Sebastian Krumbiegel sowie aus Dresden unter anderem Musiker des Heinrich-Schütz-Konservatoriums, der Semperoper, Banda Comunale und Yellow Umbrella.
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