Mahngang Täterspuren

Mahngang Täterspuren erinnert an Dresden im Nationalsozialismus

Mit dem Mahngang Täterspuren hat das Bündnis „Dresden – Nazifrei“ am 13. Februar an die Täter und Tatorte in Dresden während des Nationalsozialismus erinnert. Nach ersten Schätzungen von Polizei und Veranstalter nahmen an dem Mahngang mit insgesamt sieben Stationen rund 2000 Menschen teil. Angemeldet wurde der Mahngang Täterspuren offiziell von Falk Neubert (Die Linke, MdL). Die Aktion gehört zu einer von neun angemeldeten Veranstaltungen am Jahrestag der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg vor 70 Jahren.

Gegen 13 Uhr versammelten sich die Teilnehmer, darunter Katja Kipping (Bundesvorsitzende Die Linke), Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen, MdB) und der Jenaer Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD), an der ehemaligen Ilgen-Kampfbahn – dem heutigen Dresden-Stadion.

„Dieser Mahngang Täterspuren ist ein eigenständiges Angebot zum 13. Februar, der eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Stadt Dresden im Nationalsozialismus bietet“, ordnete Neubert im Gespräch den Mahngang ein. Vor einigen Jahren wäre diese Veranstaltung in diesem Rahmen noch nicht denkbar gewesen. „Dresden war keine unschuldige Stadt. Hier war auch ein Dreh- und Angelpunkt der Industrie, die fester Bestandteil des Nazi-Systems war. Ich finde es gut, dass der Mahngang im breiten Diskurs zum 13. Februar inzwischen enthalten ist. Auch die Oberbürgermeisterin hat dies als festen Bestandteil wenigstens anerkannt“, so Neubert gegenüber Menschen-in-Dresden.de

Seit sieben Jahren reist auch der Jenaer Oberbürgermeister Albrecht Schröter nach Dresden und nimmt seit 2011 an dem Mahngang Täterspuren teil: „Aus zwei Gründen komme ich immer wieder hier her: Die Neonazis haben versucht, diese Stadt zum Hauptaufmarschort zu machen und in ihrem Sinne die Bombardierung Dresdens zu instrumentalisieren. Da gegen stehe ich auf und möchte Flagge zeigen. Der zweite Grund ist dieser Mahngang. Er macht deutlich, dass keine Stadt unschuldig ist, sondern es immer Mitläufertum gegeben hat und auch die Schuld in der eigenen Stadt thematisiert werden muss.“

Das Dresden-Stadion als erster Halt rückte aufgrund von Hermann Ilgen in den Mittelpunkt der ersten Station des Mahngangs. Der Namensgeber finanzierte die Errichtung einer Sportanlage auf den Güntzwiesen. Die frühere Iilgen-Kampfbahn diente als Aufmarschplatz für Reichswehreinheiten und Kriegerverbände. Am 5.11.1944 fand dort auch die Vereidigung von zehn Volkssturm-Bataillonen statt, so die Veranstalter.

Ein weiterer Halt war das Rathaus am Dr.-Külz-Ring. Hier erinnerten die Organisatoren an den liberalen Oberbürger Wilhelm Külz, der Anfang 1933 etliche Naziforderungen verweigerte. Er wurde beurlaubt, sein Nachfolger eröffnete im September 1933 die Ausstellung „Entartete Kunst“.

An der ehemaligen Zentrale der Dresdner Bank am Dr.-Külz-Ring sprach Nora Goldenbogen, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Dresden, zu den Teilnehmern. Sie erinnerte an die Bank, die als Hausbank der Nazis galt und ihre Bilanzsumme in den Jahren 1933 bis 1942 verdreifachte. „Man hat sehr stark daran gearbeitet, die Bank „judenfrei“ zu machen. Sie beteiligte sich finanziell an den Verbrechen, häufig über Tarnfirmen“, so Goldenbogen, die darauf hinwies, dass die Aufarbeitung der Geschichte erst in den 1990ern und in den Jahren danach erfolgte.

Die Teilnehmer des Mahngangs zogen nach einem Halt am Postplatz in Richtung Schlossplatz und Neumarkt. Am Rande des Neumarkts schlossen sie sich mit der Versammlung von Pfarrer Lothar König zusammen.

Das Bündnis Dresden Nazifrei organisiert den Mahngang Täterspuren seit 2011. Während der Mahngang im ersten Jahr noch von der Polizei kurzfristig untersagt wurde, erhielt der Rundgang in den vergangenen Jahren immer mehr Zuspruch. Im letzten Jahr schätzte die Polizei die Teilnehmerzahl auf etwa 3000.

 

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