Rückkehr der Brüderschaft – Southbound von den Doobie Brothers

Manch einer kriegt den Hals einfach nicht voll genug. 40 Millionen Scheiben verkauft, 46 Jahre im Geschäft, vier Grammys und nun das. Ein neues Album. Die Doobie Brothers, diese untote Countryrockband, hat es noch mal wissen wollen. „Southbound“ (Sony) heißt das bislang letzte Album. Und man kann die Häme der Ahnungslosen fast erahnen. Fällt denen nix anderes ein, als ihr altes Zeugs nochmal aufzuwärmen?

michael keller profil

Michael hat ein wunderbares Hobby – er liebt die Musik. Rock, Pop, Soul, Jazz, Dance. Hauptsache gut und keine One-Hit-Wonder oder flachen Dudelsongs.

Zum Glück ist ihnen aber genau das eingefallen, den Cowboys aus dem sonnigen Californien. Auf dem tontechnisch perfektionierten Retro-Album ist alles vertreten, was die Doobies an Hits in den langen Jahren ihrer Karriere hervorgebracht haben. Alsda wären zeitlose Überflieger-Hits wie „Black Water“, „Listen to the Music“, „What a Fool believes“, „Long Train Running“, „Take me in your arms“ oder „Jesus ist alright“ oder oder oder. Insgesamt 13 durchweg begeisternde Songs. Das ganze alte Zeugs findet sich auf dem jüngsten Album der Jungs, von denen nicht einer – entgegen dem, was der Bandnamen vermuten lässt – Bruder des anderen ist und von denen auch keiner Doobie heißt. Na sowas.

Doobie und die Marihuana-Kippen

doobie brothers southbound

Southbound (Sony) von den Doobie Brothers.


Der Name entstand, als mal wieder, wie in den 70ern so üblich, die Tüte kreiste und einer den folgenschweren Satz „We‘re all doobie brothers“ kreierte. Doobie stand in dem Falle stellvertretend für Marihuana-Kippen. Übrig geblieben von der Urformation ist nur Bandgründer Tom Johnston, dazu Patrick „Pat“ Simmons, der die meisten seiner 66 Jahre Lebenszeit bei den Doobies verbracht hat. Zu Erinnerung: das ist der, der immer dadurch auffiel, dass er sich keinen Friseur von der spärlichen Bandgage leisten konnte. Oder wollte. Seine Mähne ist jedenfalls legendär.

„Southbound“ klingt erstaunlich frisch, so als lägen nicht Generationen von Musikern und Platten dazwischen, von denen die meisten längst wieder dem Orkus des Vergessens anheim gefallen sind. Die Doobie Brothers waren indes in all den Jahren immer irgendwie präsent. Irgendwer hatte die Klassiker stets dabei, wenn irgendeine wüste Retroparty angesagt war. Mit dem neuen Album wird das nicht anders sein. Der Frühling kann kommen. Die Songs schreien nach Motorrad und Cabrio.

Das geilste Falsett der Rockgeschichte

Der Kniff der Brüderschaft, zu jedem Titel einen Musiker der nachfolgenden Rocker-Generationen ins Studio zu holen, erweist sich als Volltreffer. Erst recht die Idee, den 63-jährigen Michael McDonald, den Mann mit dem geilsten Falsett in der Rockgeschichte, einen der begehrtesten Background- und Sessionmusiker, die Rückkehr zu DB schmackhaft zu machen. Der inzwischen weißhaarige Mann aus Nashville ist stimmlich noch so unglaublich gut drauf, dass man nur den Stetson ziehen kann. Na klar, bei „What a Fool believes“ hat er – wieder – seine Sternstunde. Im Duett mit Sara Evans, die das Stück erst so richtig „rund“ macht. McDonald prägt jedoch auch andere Songs des Retro-Samplers. Er gibt ihnen Profil. Manchmal fragt man sich, ist nun das Original oder die aufgefrischte Neuaufnahme besser. Eine klare Antwort: Mal so, mal so. Ganz nach Gusto.

Die Bruder-Gemeinde hat auf jeden Fall mit diesem Album gezeigt, dass man auch im Rentenalter noch was auf die Beine stellen kann, ohne zuvor in der musikalischen Verkläranlage gelandet zu sein. Das sind keine Resthaarträger, die nix mehr auf dem Konto haben. Das sind Ur-Rocker, denen die Gene keine Ruhe lassen. Die können nicht anders. Gut so.

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