Die Protestbewegung Pegida will noch im März ihren Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in Dresden vorstellen. Das kündigte Vereinsvorsitzender Lutz Bachmann heute Abend an. Am 23. oder 30. März soll der Bewerber auf einer Großkundgebung in der Flutrinne präsentiert werden. Was genau die Organisatoren dort planen und welche prominenten Redner für einen Zulauf sorgen sollen, für den an den bisherigen Veranstaltungsorten in der Innenstadt kein Platz ist, ließ Bachmann in seiner Ankündigung offen. Zur bisher größten Pegida-Demo waren mehr als 20.000 Teilnehmer gekommen. Offensichtlich plant die Vereinsspitze mit noch mehr Sympathisanten.
Pegida-Anhänger sollen selbst reden
Künftig will der Verein auch Pegida-Anhänger auf den Demos zu Wort kommen lassen. Jeweils fünf Redner sollen ihre Position in dreiminütigen Redebeiträgen vortragen. Die Reden könnten über ein entsprechendes Formular eingereicht werden, erklärte Bachmann. Der Verein wolle nur verhindern, dass „Hetzbeiträge gehalten werden“. Er rief außerdem alle Anhänger auf, am 14. März in Wuppertal an einer Gegendemonstration gegen eine von Salafisten angemeldete Kundgebung teilzunehmen. So hatte unter anderem die Wuppertaler Rundschau über eine angemeldete Kundgebung für islamische Gefangene berichtet. Darauf reagierte Pegida NRW mit einem deutschlandweiten Aufruf zu einer Gegenveranstaltung.
Hauptrednerin war heute Tatjana Festerling aus Hamburg, die seit Ende Februar Pegida-Vereinsmitglied ist. Der Verein hatte sich neu konstituiert und Bachmann zum Vorsitzenden gewählt, nachdem sechs der zwölf Gründungsmitglieder, unter ihnen Sprecherin Kathrin Oertel, hingeschmissen hatten.
Treffen in Berlin
Auf der Abschlusskundgebung schilderte Reiko Beil die Bemühungen einer Gruppe von Pegida-Anhängern, mit Politikern ins Gespräch zu kommen. Gelungen sei dies letztlich mit Vertretern der CDU, wie den Landtagsabgeordneten Lars Rohwer und dem Bundestagsabgeordneten Arnold Vaatz. Auch Innenminister Markus Ulbig sei bei einem Gespräch dabei gewesen und habe sich mit „zitternder Stimme“ für seinen Rattenfänger-Vergleich entschuldigt, sagte Beil. Beifall erhielt er für die Hartnäckigkeit der Gruppe, die nun Ende März in Berlin ein Treffen mit einem Staatssekretär aus dem Bundesentwicklungshilfeministerium haben werde. Buhrufe erntete er für das Lob, das er der CDU aussprach. Beil schloss sich der schon von Bachmann und Festerling geäußerten Kritik an den von der sächsischen Staatskanzlei organisierten Dialogrunden an. Er sei dabei gewesen. „Konkrete Dialoge waren nicht möglich. Am Ende war der Riss eher größer“, sagte Beil.
Zählen mit Münzwurf
Während des Pegida-Umzugs war es auf der Wilsdruffer Straße zu lautstarken Wortgefechten mit rund 60 Gegendemonstranten gekommen. Die Polizei bezifferte die Teilnehmerzahl heute mit 6.500. Bachmann hat bereits mehrfach die von der Polizei gemeldeten Zahlen angezweifelt und deutlich nach oben korrigiert. Künftig will Pegida selbt zählen. Dazu soll ab nächster Woche jeder Teilnehmer eine Münze in vorbereitete und versiegelte Zählbehälter werfen. Eine Anwaltskanzlei werde dann die Zählung überwachen.
Parallel zu Pegida fanden weitere Kundgebungen in Dresden statt. Zu einem vom Studentenrat angemeldeten Umzug unter dem Thema „Für gleiche Rechte und ein ebenbürtiges Leben“ kamen etwa 450 Teilnehmer und liefen vom Bahnhof Mitte zum Theaterplatz, um dort ihre Solidarität mit Geflüchteten zu zeigen. Das Postplatzkonzert beschäftigte sich heute, wieder eingerahmt von viel Musik, mit dem Thema Bio-Deutsch. Dorthin waren etwa 250 Menschen gekommen.