Konzentriert sitzt Dirk Eulitz an seinem Arbeitsplatz. Er hat ein Headset auf und vor sich vier Monitore. Wenn er spricht, leuchtet an seinem Arbeitsplatz eine rote Signallampe. Dann wissen die Kollegen an den anderen neun Arbeitsplätzen, dass er gerade einen Notruf annimmt und den Einsatz der Beamten koordiniert. 376 Notrufe pro Tag gehen bei der Polizeidirektion Dresden ein, 137.000 im Jahr. Zu durchschnittlich 77 Verkehrsunfällen müssen die Beamten pro Tag ausrücken. In der vor einer Woche in Betrieb gegangenen neuen Großleitstelle der Polizeidirektion kann Polizeihauptmeister Eulitz auf einem der vier Monitore genau sehen, welche Einsatzfahrzeuge einem Unfallort am nächsten sind und die Polizisten benachrichtigen.
Die Polizeidirektion ist für die Stadt Dresden und die Landkreise Meißen und Sächsische Schweiz/Osterzgebirge zuständig – hier wohnen rund 1 Million Menschen. 63 Prozent aller Notrufe kommen aus Dresden, erklärt Leitstellen-Chef Wolfgang Eichler. Zehn Beamte und ein Polizeiführer vom Dienst nehmen die eingehenden Notrufe entgegen. 70 Prozent kommen inzwischen von Mobiltelefonen. Von den zehn Arbeitsplätzen müssen sieben pro Schicht mindestens besetzt sein. 45 bis 50 Einsatzwagen sind ständig erreichbar. Einige von ihnen sind sogenannte interaktive Funkstreifenwagen. Hier können Datentelegramme direkt auf das Display im Wagen gesendet werden, das Navi übernimmt die Geokoordinaten aus der Zentrale. Das beschleunigt die Arbeit, weil weniger telefoniert werden muss, sagt Eichler.
Acht Millionen Euro hat der Freistaat in Ausbau und Technik der Leitstelle investiert, um die Reaktionszeiten der Polizei bei Notrufen zu verkürzen und die Datenauswertung zu beschleunigen. Aber auch die Arbeitsbedingungen der Beamten haben sich deutlich verbessert. „Mit der neuen Leitstellentechnik sind wir nicht nur für kommende Großereignisse gewappnet. Allen Bürgern in und um die Landeshauptstadt kann durch die technischen Neuerungen in Notsituationen künftig noch professioneller geholfen werden“, sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU) heute bei der Einweihung der Großleitstelle.
Das von den Beamten genutzte digitale Sprech- und Datenfunksystem ermöglicht eine präzise GPS-Ortung der Einsatzkräfte, ist abhörsicher und erlaubt zudem eine Einzelkommunikation, ähnlich wie bei Telefongesprächen. Ergänzt wird es durch das Funk/Notruf-Abfragesystem (FNAS), das verschiedene Kommunikationswege zur Verfügung stellt und die Standortinformationen der Notrufenden sammelt und alle Informationen auf einer virtuellen Landkarte darstellen kann.
Die Polizei bereitet sich langfristig auf Großeinsätze zum G7-Finanzgipfel im Mai vor. Vom 27. bis 29. Mai tagen die Finanzminister und die Notenbankchefs im Residenzschloss in Dresden. Gleichzeitig findet eine hochkarätig besetzte Konferenz mit 200 Wirtschaftswissenschaftlern statt. Die Beamten bereiten sich auch auf die Anhänger verschiedener Protestbewegungen vor. Anfang Juni kommen dann die Innenminister der G6-Staaten nach Moritzburg. Zu beiden Terminen werden auch Medienvertreter aus aller Welt erwartet.
Dieter Kroll, Präsident der Polizeidirektion, kann mit der neuen Leitstelle etwas entspannter auf die kommenden Ereignisse blicken. Er ist froh, dass die Trennung zwischen Stadtpolizei und Landpolizei mit der neuen Leitstelle Geschichte ist. Die Einsatzzentrale in der Stauffenbergallee werde jetzt für Trainingszwecke und als Testumgebung genutzt. Mit einem leichten Schmunzeln meinte Kroll, dass er einen „bescheidenen Tourismus von interessierten Kollegen beobachte“. Ein bisschen neidisch seien die Kollegen aus anderen Dienststellen schon, wenn sie die moderne Technik und die Arbeitsbedingungen hier sehen würden.
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