Das erneute Scheitern des Gymnasiums in Prohlis ist bei Elternvertretern und Parteien auf großes Unverständnis gestoßen. Stadt und Bildungsagentur hatten in einer gemeinsamen Mitteilung erklärt, dass nur zehn Anmeldungen vorliegen würden. Es bestehe auch keine Aussicht, „dass durch verspätete Anmeldungen oder Umzüge die Mindestschülerzahl von 40 Kindern in den nächsten Wochen erreicht werden kann“, heißt es in der Erklärung.
Genügend Schülerinnen und Schüler für ein attraktives Gymnasium wären schon da, hält SPD-Bildungspolitiker Christian Bösl dagegen. „Das benachbarte vierzügige Vitzthum-Gymnasium platzt aus allen Nähten und läuft jetzt 5-zügig, während das Schulverwaltungsamt beim Gymnasium Prohlis schläft und freie Gebäudeflügel nicht saniert“, kritisiert er. Rund 150 Anträge würde hier für das neue Schuljahr vorliegen.
„Ein unsaniertes Plattenbau-Schulgebäude, noch kein Lehrkollegium, ein paar lieblose Stichworte als pädagogisches Konzept“ – da müsse man sich nicht über die fehlende Nachfrage wundern, ergänzt Bösls Kollegin aus der SPD-Stadtratsfraktion, Dana Frohwieser. Der Bildungsbericht habe bereits zweimal offengelegt, dass viele Kinder in Prohlis schulisch schon früh abgehängt würden. „Gute Schulbildung ist die Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und beruflichen Erfolg“, betont Frohwieser und fügt hinzu: „Das ist es, was die Kinder in Prohlis brauchen.“ Sie fordert von Stadt und Bildungsagentur überzeugende Bemühungen, um dem Gymnasium Prohlis in den kommenden Monaten Leben einzuhauchen. „Es braucht ein überzeugendes pädagogisches Konzept und Gesichter, die dafür stehen. Und es braucht sichtbare Anstrengungen, dass auch am Gebäude etwas passiert“, sagt Frohwieser.
Auch der Kreiselternrat kritisiert, dass es für das Gymnasium Prohlis kein zugeordnetes Personal gibt. Eltern brauchen für ihre Entscheidung Verlässlichkeit und „die war nicht gegeben“, betonte Annett Grundmann, Vorsitzende des Kreiselternrates. Die Elternvertreter hätten in den vergangenen Monaten mehrfach auf das drohenden Scheitern hingewiesen. Im Gegensatz zur SPD-Kritik stellt Grundmann jedoch auch den geplanten Standort des Gymnasiums selbst in Frage. Sie fordert „eine ehrliche Auseinandersetzung über die vorhandenen Probleme und gegebenenfalls auch ein Umdenken hinsichtlich des Standortes“.