WDO Dresden

World Doctors Orchestra: London, Paris und Detroit an der Geige

Der Frühling ist da. Er war nicht zu überhören, wie er heute aus dem dritten Obergeschoss des Diakonissenkrankenhauses schallte. Antonio Vivaldis Violinkonzert wurde zur passenden Jahreszeit gespielt, von Menschen, bei denen es mitunter gerade erst Frühling war oder erst in ein paar Monaten sein wird. Denn die Musiker des World Doctors Orchestra (WDO) kommen aus der ganzen Welt. In dieser Woche sind sie in Dresden und spielen – wie bei all ihren Auftritten – für einen guten Zweck.

Mit ihrer musikalischen Benefiztour durch Schulen und Krankenhäuer machten sie heute auf das am Freitag geplante Konzert in der Kreuzkirche aufmerksam – und schenkten all jenen einen musikalischen Eindruck, die vielleicht nicht zum großen Auftritt am Freitagabend kommen können. „In den Krankenhäusern bringen wir den Konzertsaal ans Bett und in den Schulen möchten wir die Kinder für klassische Musik begeistern“, erklärt Internistin Ulrike Schatz. Gleichzeitig wolle man über die wichtigen Krankheitsbilder, für die das WDO spende, aufklären: „Epilepsie und HIV“. Denn die Konzerterlöse gehen an die HOPE-Kapstadt-Stiftung, die Menschen mit HIV unterstützt, und an die „Stiftung Michael – eine Stiftung für Epilepsie“. „Die Idee eines World Doctors Orchestra ist genial”, findet Heinz Bühler, Vorstand der Stiftung Michael. „Durch eine Spende des WDO geadelt zu werden ist für uns wie ein Gütesiegel und Ausdruck der Wertschätzung unserer Arbeit“.

Anspruchsvolle Probe-Tage

Für die Ärzte selbst ist das Benefiz-Musizieren auch ein großer Spaß. Und das, obwohl sie für ihre Auftritte Urlaub nehmen müssen und die Probe-Tage anspruchsvoll und zeitgefüllt sind. „Wir treffen uns immer vier Tage vor dem Konzert“, sagt Ulrike Schatz. Die Ärztin am Universitätsklinikum und Mitgründerin des WDO ist die einzige Dresdnerin und hat das Benefizkonzert in der Kreuzkirche organisiert. „Zuvor haben alle die Noten gemailt bekommen“, erzählt sie und verweist darauf, dass anschließend jeder für sich probe. Wenn man sich dann vor Ort treffe, werde acht bis zehn Stunden am Tag musiziert, damit bis zum Konzert alle Instrumente miteinander harmonierten.

„Um sich die Stadt anzuschauen, bleibt wenig Zeit“, weiß Katharina Emmerich. Sie ist Chirurgin im bayrischen Rosenheim und diese Woche zum ersten Mal in Dresden. Sie werde die Mittagspausen nutzen, um sich die klassischen Sehenswürdigkeiten – etwa Zwinger, Frauenkirche und Semperoper – anzusehen. Im vergangenen Jahr war sie mit den anderen World-Musikern in Chile und Japan. Das sei immer auch ein wissenschaftlicher, medizinischer wie kultureller Austausch, ergänzt Ulrike Schatz. Auch, wenn tagsüber intensiv geprobt werde, sitze man abends noch gern zusammen. Außerdem würden einige ihre musikalischen Wünsche für die nächsten Auftritte äußern.

Schumann, Wagner und Dvořák

Beim Konzert in der Kreuzkirche in Dresden kommen Stücke von Komponisten zu Gehör, die mit der Stadt verbunden sind, beispielsweise Robert Schumanns Symphonie Nr. 4. und Richard Wagners Ouvertüre zu den Meistersingern von Nürnberg. Mit Antonín Dvořáks Cello-Konzert in h-moll gehört auch ein Künstler aus dem Nachbarland zum Programm. Unter der Leitung des Gründers und Dirigenten Stefan Willich tönen dabei die verschiedensten Nationalitäten – eine Geige aus London, eine aus Detroit und eine aus Paris. Das Cello ist mit seinem Besitzer aus Polen angereist, eine Bratsche aus Estland und eine andere aus Kanada.

Auf die Frage nach Verständigungsproblemen unter den Musikern, schüttelt Ulrike Schatz den Kopf. „Wir unterhalten uns auf Englisch“, sagt sie. „Und natürlich verbindet uns die Musik.“

Benefizkonzert am 24. April um 20 Uhr in der Kreuzkirche
Tickets ab 15 Euro in der Kreuzkirche sowie unter www.etix.com und www.carus-management.de
Nächstes Konzert: 25. April, 20 Uhr in Berlin im Konzerthaus am Gendarmenmarkt

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