Luther und die Fürsten in Torgau

Luther und die Fürsten in Torgau: Eine Schatzkammer der Geschichte öffnet

Was macht Robert de Niro in der Kapelle des Schlosses Hartenfels in Torgau? Er predigt. Allerdings ist der Schauspieler nicht zu sehen und auch nicht wirklich zu hören, sondern Robert de Niros deutscher Synchronsprecher Christian Brückner. Der wiederum liest abschnittsweise aus Martin Luthers Weihpredigt in dieser, der ersten protestantischen Kirche der Welt. Weil sie in Torgau steht, Luther selbst mehr als vierzig Mal in der Stadt war und dort auch die Beratungen mit den Mächtigen ihrer Zeit stattfanden – deshalb haben die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) Torgau zum Ort der ersten Sonderausstellung gemacht, zwei Jahre vor dem eigentlichen Jubiläum und 498 Jahre nach dem Thesenanschlag in Wittenberg, dem Stichtag der Reformation.

Luther Torgau

Die Ausstellung im Schloss Hartenfels. Foto: Th. Wolf

Mit „Luther und die Fürsten“ will man vor allem den politischen und geistigen Rahmen des angehenden 16. Jahrhunderts deutlich machen, die Machtverhältnisse der damaligen Zeit zeigen wie auch die Auswirkungen der Reformation. „Ein Ereignis, das nicht nur sein Jahrhundert umwälzte, sondern weitreichende Folgen bis in die heutige Zeit hat“, kommentiert es Hartwig Fischer, Generaldirektor der SKD. „In Torgau ist die Reformation formuliert und auch geschützt worden.“

Wer jetzt das Bild vom Zusammentreffen Luthers aus dem gleichnamigen Film mit Friedrich dem Weisen im Kopf hat, wird in der Ausstellung etwas enttäuscht. Zum ersten, weil er erfährt, dass es ein persönliches Treffen nie gegeben hat – zwischen weltlichem Herrscher und geistlichem Berater fungierten Mittler – und zum zweiten, weil ein aussagekräftiges Gemälde dazu erst im Juli in die Schau kommt. Auf diesem malte Lukas Cranach der Ältere Martin Luther, Georg Spalatin und Philipp Melanchthon sozusagen auf Augenhöhe mit dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, dem Neffen Friedrichs und Förderer der politischen Reformen. Das Bild ist aus dem amerikanischen Ohio geborgt und derzeit noch in einer Ausstellung in Gotha.

Aus „in mitt des Schatten des Todes“ wird „im finstren Tal“

Aber auch ohne das Bild bietet „Luther und die Fürsten“ mehr Information als man an einem Nachmittag aufnehmen kann. Da sind neben der Schlosskapelle mit Predigtausschnitten und Chorälen noch die sanierten und erstmals begehbaren kurfürstlichen Gemächer, die beiden Schlossetagen im Albrechtsbau, randvoll gefüllt mit Exponaten, und die kurfürstliche Kanzlei, also jener Ort, wo in Schreibstuben all das schriftlich festgehalten worden ist, was Luther und seine Mitstreiter formulierten.

Übrigens: Es ist auch gut nachzuvollziehen, wie formuliert wurde, etwa am Beispiel des Psalm 23. Der Unterschied zwischen herkömmlich und lutherisch wird deutlich, etwa, wenn „Der Herr regieret mich“ zu „Der Herr ist mein Hirte“ gerät. Ebenso beeindruckend: „in mitt des Schatten des Todes“ wird zu „im finstren Tal“. Nebenan liegt unter Glas ein Übersetzungsmanuskript aus dem Alten Testament, echte Luther-Handschrift. „81 Leihgeber haben 250 Objekte beigesteuert“, erzählt der Kurator der Ausstellung, Dirk Syndram, der auch Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer ist.

Luthers persönliche Gegenstände

Juliane Wolschina

Juliane Wolschina, Projektleiterin „Luther und die Fürsten. Foto: Th. Wolf

Klar, dass auch etliches aus dem eigenen Haus kommt, beispielsweise die zwei Kilogramm schwere Prachtmitra des Erzbischofs Albrecht von Brandenburg – ein Paradebeispiel für die damals gängige Selbstdarstellung der Herrscher, oft bezahlt mit Geldern aus dem Ablasshandel. Gezeigt werden persönliche Objekte Martin Luthers wie sein Siegelring, golden mit Karneol, oder ein Silberbecher aus seinem Besitz. Zu sehen sind Gemälde und Prunkharnische wie auch geografische Karten. Die Ausstellung beginnt mit der Bekanntmachung des Generalablasses im Jahr 1515 und endet 1591 mit dem Torgauer Bündnis. Sie spannt den Bogen von Kursachsen, wo die lutherischen Lehren ihren Ursprung hatten, über die reformierte Kurpfalz und das gegenreformatorische Bayern bis zu den durch die Reformatoren in Frage gestellten Herrschaftsvorstellungen des deutschen Kaisers. „Eine Schatzkammer der Geschichte“, umschreibt es Dirk Syndram.

Bürgerfest am 14. Mai auf Schloss Hartenfels

Am Himmelfahrtstag wird in Torgau ab 11 Uhr mit einem Bürgerfest auf Schloss Hartenfels die Eröffnung der Ausstellung „Luther und die Fürsten“ gefeiert. Die Besucher erwartet ein buntes Programm mit Musik und Spaß für Groß und Klein. Der Eintritt in die Ausstellung ist von 15 bis 22 Uhr frei.

Das könnte Sie auch interessieren …

56.001 Besucher – Dresdner Musikfestspiele weiter auf Erfolgskurs

Mehr als 56.000 Besucher aus dem In- und Ausland haben in den vergangenen 32 Tagen einer der 67 Veranstaltungen der Dresdner >>>

Hoffmanns Hoffnung – das Dresdner Konzert „Leise Zeichen“ bekam laute Zustimmung

Die Zeiten sind laut. Man „trumpt“ durch die Welt. Und da komme er mit „leisen Zeichen“, begrüßt Klaus Hoffmann sein Publikum >>>

Immer ein doppeltes Spiel – Premiere des Kleist-Stückes „Amphitryon“ im Staatsschauspiel

Wer Stücke kennt, die Heinrich von Kleist geschrieben, und solche, die von Wolfgang Engel inszeniert sind, der dachte >>>

33. Internationales Pantomime Theater Festival mit Künstlern aus zehn Ländern

Vom 10. bis 13. November 2016 laden Ralf Herzog und der Verein Mimenstudio Dresden zum 33. Internationalen PantomimeTheaterFestival >>>

Jazztage Dresden: Start in der Frauenkirche – Erlwein Capitol verdoppelt Konzerte

Zwei Tage vor dem Start der Jazztage Dresden gibt die Jazz-Fusion Legende am Bass, Stanley Clark, morgen, am 2. November, >>>