Haben Sie schon einmal Tafelsilber verscherbeln müssen? Dann sind Sie in guter Gesellschaft mit General de Mélac. Dieser ließ Anfang des 18. Jahrhunderts in seiner belagerten Festung Teller und Schüsseln zerschneiden und die einzelnen Stücke prägen – um damit seine Soldaten bezahlen zu können. Eines dieser Teile kann jetzt im Münzkabinett hinter Glas bewundert werden. Das sechseckige Tellerstück ist eines von 3.300 Exponaten, die in den aufwändig restaurierten und für die neue Dauerausstellung hergerichteten Räumen im Georgenbau zu sehen sind.
Diese allerdings machen nur etwa ein Prozent des gesamten Bestandes aus. Schließlich ist das Dresdner Münzkabinett mit fast 300.000 Objekten eine der größten und ältesten Universalmünzsammlungen Deutschlands, mit Blick auf sächsische Münzen sogar die weltweit größte. Dieser Schatz wird vor allem gehütet und immer wieder für Forschungen geöffnet. Zu sehen war davon in den vergangenen Jahren – 2004 musste die Schau den Bauarbeiten im Albertinum weichen – nur ein Mini-Teil in verschiedenen Sonderausstellungen.
Ab dem 7. Juni ist der alte Schatz nun neu zusammengesetzt im Georgenbau zu bewundern – in jenem Bauwerk, welches der angestammte Sitz des Münzkabinetts ist. Es passt doppelt gut, weil Georg der Bärtige, welcher einst in dem Teil des Residenzschlosses lebte, auch aufgrund der erzgebirgischen Silberfunde reich wurde.
„Der Kosmos des Geldes“
Drei Kriterien hätten die Auswahl der Exponate bestimmt, erklärt der Direktor des Münzkabinetts, Rainer Grund, und zählt auf: „die künstlerische Qualität, der materielle oder kulturgeschichtliche Wert und die Seltenheit“. Und da könne man auf 350 Quadratmetern Ausstellungsfläche Münzen aller Länder von der Antike bis zur Gegenwart bewundern. „Historische und moderne Medaillen, Orden und Ehrenzeichen, Banknoten und historische Wertpapiere“, nennt der Direktor. Es gebe Medaillenstempel und Modelle wie auch münztechnische Maschinen und Geräte.
In Sektionen wie „Bergbau und Münzprägung in Sachsen“, „Der Kosmos des Geldes“ oder „Medaillen und Orden“ organisiert, spiegle sich der Universalcharakter des Dresdner Münzkabinetts wider. Interessant ist es in jedem Fall nicht nur für Numismatiker. So findet man eine Münze aus der Zeit um 600 vor Christi, eine 348 Gramm schwere Goldmünze von 1621, die an den Sieg des polnischen Königs Sigismund III. über Sultan Osman II. erinnert, oder gefälschte Banknoten.
Auf den Münzen sind nicht nur Personen oder Wappen abgebildet, sondern auf dem Exponat aus Chile von 1819 beispielsweise auch ein Vulkanausbruch. Woanders bellen Hunde, speien Drachen oder thronen Burgen – die Ausstellung gerät zu einem numismatischen Entdeckerspiel und reicht bis hin zur Gegenwartskunst. Käthe Kollwitz, William Shakespeare, Franz Kafka und Rembrandt sind in Metall geprägt, ebenso Stonehenge oder das Schloss Moritzburg.
Münzkabinett-Münze in Zinn und Feinsilber
Eines der größten Exponate ist die Reproduktion des Annaberger Bergaltars – und zwar von der Rückseite des eigentlichen Altars, der noch heute in der St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz steht. Der Maler Hans Hesse stellt darauf das bergmännische Leben vor 500 Jahren dar – von der Silbergewinnung bis zur Münzprägung.
Übrigens: Auch eigens für die Dauerausstellung wurde eine Münze geprägt – einmal in Zinn und einmal in Feinsilber. Entworfen von Peter-Götz Güttler soll sie nicht nur Zierde, sondern auch Omen sein. „Die eine Seite zeigt einen Ausschnitt der Dresdner Innenstadt mit dem Georgenbau, auf der anderen beugen sich viele Menschen über eine Vitrine mit Münzen“, erzählt Rainer Grund. „Letzteres wünschen wir uns dauerhaft für das Münzkabinett.“
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